Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
Gang hinter der Treppe lautstark eine Tür ins Schloss fiel, zuckte Jennifer zusammen, dann bemerkte sie Angie und ihre Mutter, die auf sie zukamen. Mrs. Allensford wirkte sehr nervös und verlegen, während ihre Tochter vor Ärger einen hochroten Kopf hatte.
"Bitte entschuldigen Sie das unglaubliche Benehmen meiner Hausangestellten, Jennifer", bat Angies Mutter mit einem erzwungenen Lächeln. "Rachel ist alt und manchmal etwas wirr im Kopf."
"Aber sie sagte das bei unserer Ankunft tatsächlich zu mir, Mrs. Allensford", versicherte Jennifer. "Sie hat mich damit ganz schön erschreckt, aber ich hätte vielleicht trotzdem nichts zu Angie sagen sollen. Nun ist Rachel ..."
"Nimm sie jetzt bloß nicht auch noch in Schutz", grollte Angie. "Es ist wirklich eine Ungeheuerlichkeit, so was zu sagen!"
"Man darf doch nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage legen, was Rachel von sich gibt", schwächte Lorna Allensford ab. In ihren Augen war ein merkwürdig nervöses Flackern, und ein Ausdruck von grenzenloser Angst huschte plötzlich über ihr Gesicht, der Jennifer nicht entging. "Manchmal weiß sie wahrscheinlich gar nicht mehr, was sie sagt."
"Es wird immer schlimmer mit ihr, Mum", bemerkte Angie noch immer ärgerlich. "Kaufe ihr einen guten Platz in einem Seniorenheim und suche dir eine jüngere Wirtschafterin, das ist mein guter Rat. Eine große Hilfe ist Rachel ohnehin nicht mehr."
Lorna Allensford seufzte. "Das ist leichter gesagt als getan, Kind. Rachel ist seit über fünfzig Jahren auf Killarney Island und mit der Insel fest verwurzelt. Sie würde nie irgendwo anders mehr Fuß fassen können."
Angie schüttelte den Kopf. "Ich frage mich wirklich, wie Rachel auf derartige Ideen kommt. Ein Mord auf unserer Insel! Ist das nicht verrückt?"
Ihre Mutter ging nicht weiter darauf ein. Sie entschuldigte sich bei Jennifer noch einmal wegen des Vorfalls, dann bat sie die beiden in die Küche, um ihr bei der Arbeit zu helfen, die Rachel liegen gelassen hatte.
"Wenn Rachel beleidigt ist, lässt sie sich oft stundenlang nicht mehr blicken", erklärte sie. "Wir werden das Essen wohl selbst fertig machen müssen, wenn wir heute nicht auf das Dinner verzichten wollen."
Rachel war offensichtlich gerade mit Gemüse putzen beschäftigt gewesen, bevor Angie in die Küche geplatzt war und sie zur Rede gestellt hatte. Mrs. Allensford setzte sich an den Küchentisch, um damit weiterzumachen, während Angie sich um den Braten kümmerte und dann mit Jennifer zusammen das Dessert zubereitete.
Die Unterhaltung tröpfelte nur mühsam dahin. Den drei Frauen war der Vorfall mit Rachel sichtlich aufs Gemüt geschlagen. Vor allem Jennifer litt darunter, und dieses unerklärliche Gefühl einer drohenden Gefahr verstärkte sich wieder in ihr. Außerdem ließ ihr der Gedanke keine Ruhe, dass die alte Rachel vielleicht gar nicht fantasiert hatte. War auf Killarney Island wirklich einmal ein Mord geschehen, von dem Angie keine Ahnung hatte, wohl aber ihre Mutter?
In ihre Gedanken hinein hörte sie das Telefon in der Halle klingeln. Angie ließ sofort alles fallen und rannte aus der Küche. Sie hoffte wohl, dass Rick der Anrufer war.
Einen Augenblick später war sie wieder zurück. Sie sah nicht gerade sehr begeistert aus.
"Richard und Barry sind auf dem Weg hierher", sagte sie zu ihrer Mutter, während sie die Schokolade nahm und weiterraspelte. "Sie haben von St. Ives aus angerufen und gefragt, ob das Dinner für sie ausreiche." Angie zuckte mit den Schultern. "Natürlich habe ich ja gesagt. "
Lorna ließ ihr Messer sinken und sah ihre Tochter bekümmert an. "Sei bitte freundlich zu ihnen, Angie", bat sie. "Missstimmigkeiten in meinem Haus machen mich krank, das weißt du."
"Und du weißt, dass ich zu ihnen kein besonders gutes Verhältnis habe, Mum", erwiderte Angie hart, doch dann wurde ihre Stimme wieder weicher. "Aber um deinetwillen werde ich mir Mühe geben und nett zu ihnen sein."
Nach einer Weile ging Mrs. Allensford aus der Küche, um ihren Mann und ihren Stiefsohn zu begrüßen, die gerade angekommen waren.
Jennifer und Angie trafen die letzten Vorbereitungen für das Dinner, dann zogen sie ihre Schürzen aus und hängten sie an den Haken an der Küchentür.
"Es tut mir wirklich leid, dass du hier so einen unfreundlichen Empfang hattest", sagte Angie entschuldigend. "Rachel muss nicht mehr alle Tassen im Schrank haben."
Jennifer setzte sich zu ihr an den Küchentisch. "Reden wir nicht mehr davon, Angie", tat sie das Thema ab.
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