Gefangen in der Wildnis
er.
„Ich will mir Ihr Bein anschauen. Sie halten die Taschenlampe."
Sie sah zu, wie er Verbandsstreifen um Verbandsstreifen abwickelte. Eine hässliche Zickzackreihe von Stichen kam darunter zum Vorschein. Entsetzt riss Rusty die Augen auf, aber Cooper schien zufrieden mit seiner Handarbeit. Eine Hand an ihrer Wade, hob er ihr Bein an.
„Keine Entzündung mehr. Die Schwellung ist auch abgeklungen."
„Die Narbe", murmelte sie rau.
Er sah zu ihr. „Es war nicht anders möglich. Seien Sie froh, dass Ihr Bein noch da ist."
„Das bin ich."
„Ich bin sicher, einer der vielen teuren Schönheitschirurgen in Beverly Hills wird sich freuen, die Narbe wieder zu richten", sagte er abfällig.
„Müssen Sie so gemein sein?"
„Müssen Sie so oberflächlich sein?" Er deutete zurück in die Richtung, wo das Flugzeug niedergegangen war. „Ich bin sicher, jeder der Männer würde für eine solche Narbe mit Ihnen tauschen."
Natürlich hatte er Recht, aber das machte es nicht leichter für sie, seine Anschuldigung zu schlucken. Sie schwieg und schmollte. Er kümmerte sich derweil um ihre Wunde, strich Jod darauf, legte einen neuen Verband an. Dann gab er ihr eine der Penizillintabletten und zwei Aspirin. Diesmal nahm sie sie mit Wasser ein. Vom Brandy hatte sie vorerst genug.
Denn sie hatte festgestellt, dass ein Rausch sie sowohl gefühlsmäßig als auch körperlich sehr viel empfänglicher machte. Und an Cooper Landry wollte sie nur als bärbeißigen Muffel denken. Er war ein aufbrausendes, griesgrämiges Ungeheuer, wütend auf die ganze Welt. Wäre sie nicht auf ihn angewiesen, um zu überleben, würde sie nie etwas mit ihm zu tun haben wollen.
Sie lag bereits unten den Fellen, als er sich zu ihr legte und die gleiche Stellung einnahm wie in der vorigen Nacht.
„Wie lange müssen wir noch hier bleiben?" fragte Rusty verstimmt.
„Ich bin kein Hellseher."
„Ich frage Sie nicht, wann wir gerettet werden, sondern meinte dieses Bett. Können Sie nicht irgendeinen Wetterschutz konstruieren, in dem mehr Platz ist?"
„Oh, die Unterbringung ist der Dame nicht genehm?"
Sie seufzte entnervt. „Vergessen Sie's einfach."
Nach einer Weile setzte er an: „Da hinten am Fluss ist eine Gruppe Felsbrocken. In dem größten ist eine kleine Nische. Ich denke, mit etwas Einfallsreichtum und Ellbogenschmiere lässt sich daraus etwas machen. Nicht viel, aber besser als das hier. Außerdem sind wir dann näher am Wasser."
„Ich helfe", bot sie eifrig an.
Nicht, dass sie dieses Felllager nicht zu schätzen wusste. Es hatte ihr das Leben gerettet. Aber so eng mit ihm die Nacht zu verbringen rieb sie auf. Rusty war sich der breiten Brust an ihrem Rücken viel zu bewusst. Und sie ging davon aus, dass er sich ihres Körpers ebenso bewusst sein musste.
Als er seine Hand wieder auf ihren Bauch legte, konnte sie kaum noch an irgendetwas anderes denken. Und er schob auch wieder sein Knie zwischen ihre Beine, um ihr verletztes Bein anzuheben. Sie wollte fragen, ob das wirklich nötig sei, aber da es sich gut anfühlte, verkniff sie sich einen Kommentar und ließ es, wie es war.
„Rusty."
„Hm?" Coopers Atem strich warm über ihr Ohr und verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie kuschelte sich enger an ihn.
„Wachen Sie auf. Wir müssen aufstehen."
„Aufstehen?" stöhnte sie. „Aber wieso? Ziehen Sie die Felle wieder über uns. Mir ist eiskalt."
„Genau. Wir sind pitschnass. Ihr Fieber ist zurück, Sie haben uns beide nass geschwitzt. Wenn wir nicht aufstehen und uns abtrocknen, wachen wir morgen mit Frostbeulen auf."
Jetzt war sie wach, sie rollte sich auf den Rücken. Er meinte es ernst und warf bereits die Felle beiseite. „Was meinen Sie mit 'abtrocknen'?"
„Ausziehen und trocken werden."
„Sind Sie verrückt? Es friert doch!" Trotzig zog sie ein Fell über sich, Cooper zog es mit einem Ruck wieder weg.
„Ziehen Sie sämtliche Sachen aus. Sofort!"
Er breitete bereits sein Flanellhemd über einem niedrigen Busch aus. Dann zog er sich den Thermorollkragenpullover über den Kopf. Die statische Elektrizität ließ seine Haare hochstehen, aber Rusty war nicht nach Lachen zu Mute. Um genau zu sein - jeder Laut, den sie hatte ausstoßen wollen, blieb ihr in der Kehle stecken. Der Anblick der makellosesten Brust, die sie je gesehen hatte, machte sie sprachlos.
Muskeln, hart wie Stahl, unter straffer Haut. Die Brustwarzen hatten sich in der Kälte zusammengezogen. Er war so schlank, dass sie jede einzelne Rippe
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