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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verstehst, Pfadfinderführer, warum übernimmst du es dann nicht?" flötete sie zuckersüß.
    Er schob seine Schüssel weg und stützte die Arme auf den Tisch. „Weil ich das Jagen und Fischen und Holzhacken übernehme. Aber wenn ich es mir recht überlege, Kochen ist eigentlich wesentlich einfacher. Sollen wir tauschen? Oder sollte ich deiner Meinung nach alle Arbeiten erledigen, damit du in Ruhe zusehen kannst, wie deine Fingernägel nachwachsen?"
    Rustys Stuhl schabte laut über den Boden, als sie aufsprang und sich über den Tisch lehnte. „Es macht mir nichts aus, meinen Teil der Arbeit zu übernehmen, und das weißt du auch. Aber es macht mir sogar viel aus, ständig von dir kritisiert zu werden, wenn ich mein Bestes gebe."
    „Wenn das hier dein Bestes ist, werden wir innerhalb einer Woche verhungert sein."
    „Ich werde es lernen", schrie sie ihn an.
    „Je früher, desto besser." „Oh!"
    Wütend wirbelte sie herum. Dabei flog ihr Flanellhemd, das sie nicht zugeknöpft hatte, auf. Coopers Arm schoss vor, seine Hand griff nach ihrem Handgelenk.
    „Was ist das?" Er schob das Hemd auf und zog den Träger ihres Unterhemds zur Seite.
    Rusty folgte seinem Blick auf die dunkel gefärbte Stelle an ihrem Brustansatz, dann hob sie die Augen zu seinem Gesicht. „Das ist von gestern ... wo du ... dein Kuss ..." Vor Verlegenheit brach sie mit einer hilflosen Geste ab.
    Cooper zog seine Hand zurück, so schuldig wie Adam, der von der verbotenen Frucht gekostet hatte. Rusty spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, während er sie gründlich musterte. Ihm fiel die leichte Rötung um ihre Lippen auf, wo seine Bartstoppeln die Haut auf-geraut hatten, auch an ihrem Hals und ihren Wangen. Er verzog schuldbewusst das Gesicht und rieb sich über sein Kinn.
    „Tut mir Leid."
    „Ist schon in Ordnung."
    „Tut es weh?"
    „Nicht wirklich."
    „Hat es wehgetan, du weißt schon, als ..."
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab's nicht bemerkt."
    Hastig wandten beide den Blick ab. Cooper ging zum Fenster. Draußen nieselte es. Hin und wieder schlug ein Graupelkorn gegen die Scheibe.
    „Ich sollte wohl eine Erklärung für gestern Nacht liefern", sagte er mit tiefer Stimme.
    „Nein. Das ist nicht nötig."
    „Ich will nicht, dass du denkst, ich wäre impotent oder so was."
    „Ich weiß, dass du nicht impotent bist."
    Abrupt drehte er den Kopf zu ihr. „Tja, es ließ sich wohl nicht verheimlichen, dass ich einsatzbereit war."
    Rusty schluckte schwer und senkte den Kopf. „Nein."
    „Bleibt nur noch das Wollen übrig." Rusty hielt den Kopf weiter gesenkt und schwieg. „Bist du nicht einmal neugierig, warum ich nicht bis zum Ende weitergemacht habe?" fragte er schließlich.
    „Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht neugierig bin, ich habe gesagt, dass keine Erklärungen nötig sind. Immerhin sind wir Fremde füreinander. Wir schulden einander keine Erklärungen."
    „Aber du hast dich gefragt." Anschuldigend richtete er den Finger auf sie. „Leugne nicht, dass du dich gefragt hast, warum ich nicht weitergemacht habe."
    „Ich bin davon ausgegangen, dass zu Hause jemand auf dich wartet. Eine Frau."
    „Keine Frau", knurrte er. Als er ihre verdutzte Miene sah, grinste er schief. „Und auch kein Mann."
    Sie lachte nervös. „Das hätte ich auch nie vermutet."
    Der Anflug von Humor hielt nicht lange. Sein Lächeln machte einem Stirnrunzeln Platz. „Ich gehe keine Bindungen ein."
    Ihr Kinn ruckte ein bisschen hoch. „Ich kann mich nicht entsinnen, darum gebeten zu haben."
    „Das war gar nicht nötig. Wenn wir ... wenn ich ... Wir beide sind hier allein, Gott weiß, wie lange noch. Wir sind schon in allem anderen voneinander anhängig. Wir müssen die Situation nicht noch komplizierter machen, als sie schon ist."
    „Ich stimme dir voll und ganz zu", sagte sie nüchtern. Es war ihr immer schwer gefallen, Zurückweisungen zu akzeptieren, aber sie hatte sich auch noch nie ihre verletzten Gefühle anmerken lassen. „Ich habe gestern Abend den Kopf verloren. Ich hatte Angst und war wahrscheinlich erschöpfter, als mir selbst klar war. Du warst da und so nett, mir Trost zu spenden. Als Folge davon sind die Dinge ein wenig aus dem Lot gelaufen. Völlig logisch also, mehr nicht."
    Die Linien um seinen Mund wurden tiefer. „Genau. Hätten wir uns unter anderen Umständen getroffen, wären wir einander nicht einmal aufgefallen."
    „Wohl kaum." Sie zwang sich zu einem Lachen. „Du passt nicht unbedingt in meine kosmopolitischen

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