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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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zusammenlaufen, sie hoffte, dass es Cooper ebenso erging. Dazu kochte sie Reis. Sie hätte ihre Tugend für einen Stich Butter geopfert. Glücklicherweise bot sich hier erst gar nicht die Möglichkeit für einen solchen Tausch, also ließ sie den Bratensud des Schinkens darüber tropfen.
    Spendabel öffnete sie auch noch eine Dose mit Pfirsichen, schüttete sie in eine Schüssel und stellte diese dann in die Mitte des Tisches. Von draußen war nichts mehr zu hören, daher nahm sie an, dass Cooper bald hereinkommen würde.
    Sie hatte Recht. Augenblicke später trat er mit schleppendem Gang in die Hütte. Während er sich am Spülstein die Hände wusch, nahm Rusty zwei Aspirin aus dem Röhrchen im Erste-Hilfe-Kasten und legte sie auf seinen Teller.
    Er starrte wortlos auf die beiden Tabletten herunter, dann nahm er sie mit dem Glas Wasser ein, das Rusty neben seinen Teller gestellt hatte. „Danke." Umständlich ließ er sich auf dem Stuhl nieder.
    „Keine Ursache." Rusty hielt es für vernünftiger, sich das Lachen zu verkneifen. Die langsamen Bewegungen, wie er sich vorsichtig setzte, zeigten deutlich, wie riesig sein Kater sein musste. So schüttete sie ihm von dem heißen, starken Kaffee ein und reichte ihm die Tasse. Seine Hand zitterte, als er danach griff. Dieses Holzhacken musste wohl eine selbst auferlegte Strafe für sein einsames Saufgelage gewesen sein. Sie war nur froh, dass er sich nicht die Zehen abgehackt hatte. Oder Schlimmeres. „Wie fühlst du dich?"
    Ohne den Kopf zu bewegen, sah er zu ihr hin. „Mir tun sogar die Wimpern weh."
    Sie hielt das Grinsen zurück. Sie hielt sich auch davon zurück, über den Tisch zu greifen und ihm das verschwitzte Haar aus der Stirn zu streichen. „Meinst du, du kannst was essen?"
    „Ich werde es versuchen. Ich meine, ich sollte es können. Ich bin seit Stunden da draußen. Wenn meine Magenwände noch existieren, müsste es gehen."
    Er saß mit hängenden Schultern da, die Hände zu beiden Seiten des Tellers, während Rusty das Essen auftischte. Sie schnitt sogar seinen Schinken in kleine Stücke. Mit einem tiefen Atemzug nahm er die Gabel zur Hand und schob sich vorsichtig den ersten Bissen in den Mund. Als er sicher sein konnte, dass der auch in seinem Magen blieb, nahm er den nächsten, dann noch einen, und schließlich aß er normal weiter.
    „Das ist gut", sagte er nach mehreren Minuten Schweigen.
    „Danke. Besser als Haferbrei und mal eine Abwechslung."
    „J a. “
    „Mir ist aufgefallen, dass das Wetter viel milder geworden ist." Was ihr eigentlich viel dringlicher aufgefallen war, war, wie die Schweißperlen auf seiner Brust glänzten. Cooper hatte sein Hemd zugeknöpft, bevor er sich an den Tisch gesetzt hatte, aber die oberen Köpfe offen gelassen, sodass sie einen Blick auf die beeindruckende Brust erhaschen konnte.
    „Vielleicht haben wir Glück, und es bleibt für ein paar Tage so, bevor der nächste Schneesturm kommt."
    „Das wäre gut."
    „Ich könnte noch eine ganze Menge getan kriegen, wenn es so bleibt."
    Noch nie hatten sie eine so höfliche, banale Unterhaltung geführt. Dieser Small Talk war schlimmer als jeder Streit, also verfielen sie beide lieber in Schweigen. Ein so intensives Schweigen, dass sie die Tropfen von den Eiszapfen fallen hören konnten. So beendeten sie ihr Mahl und tranken ihre zweite Tasse Kaffee.
    Als Rusty aufstand, um den Tisch abzuräumen, sagte Cooper: „Ich glaube, die Aspirin haben geholfen. Die Kopfschmerzen sind fast weg."
    „Das freut mich."
    Er räusperte sich laut und fingerte mit Messer und Gabel, die auf seinem leeren Teller lagen. „Sieh mal, wegen gestern Abend ... ich... äh... es gibt keine Entschuldigung dafür."
    Sie lächelte ihn verständnisvoll an. „Wenn ich den Geschmack dieses Fusels ertragen könnte, hätte ich mich wahrscheinlich auch betrunken. Seit dem Absturz hat es mehrere Momente gegeben, da wäre ich gern auf diese Art vor der Realität geflohen. Dafür musst du dich nicht entschuldigen."
    Sie wollte seinen Teller nehmen, doch er hielt ihre Hand fest. Eine Geste, die zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, Unsicherheit ausdrückte. „Ich möchte mich für die Dinge entschuldigen, die ich zu dir gesagt habe."
    Sie starrte auf seinen Kopf. Ein eigensinniger Wirbel kringelte sich dort in seinem Haar, wie bei einem kleinen Jungen. „Meintest du das ernst, was du gesagt hast, Cooper?" fragte sie leise.
    Sie wusste, was sie tat. Sie lud ihn dazu ein, mit ihr zu schlafen. Sie wollte es.

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