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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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torkelte und verloren ging?
    Unzählige schreckliche Bilder drängten sich ihr auf. Schließlich sagte sie: „Ich hätte nicht geglaubt, dass du das Zeug trinken würdest."
    Ihre Bemerkung verstand er nicht als Sorge, sondern als Vorwurf. „Was denn, du hältst mich nicht für Manns genug?"
    „Wie?" fragte sie verdutzt. „Nein. Ich meine, ja, ich halte dich für Manns genug. Aber ich dachte, dir schmeckt es nicht."
    „Ich trinke das hier nicht, weil es mir schmeckt, sondern weil nichts anderes da ist."
    Es juckte ihn in den Fingern, einen anständigen Streit vom Zaun zu brechen. Rusty konnte es an seinen blitzenden Augen sehen, es an seinem provozierenden Ton hören. Aber sie war zu clever, um auch noch eine rote Fahne vor Coopers Augen zu schwenken, wenn seine ganze Miene ein einziges Warnzeichen war.
    In dieser Stimmung ließ man ihn am besten allein und provozierte ihn nicht noch, auch wenn es sie Mühe kostete, sich auf die Zunge zu beißen. Es reizte sie ungemein, ihm zu sagen, wie dumm sie es fand, etwas zu trinken, das man nicht mochte, nur um betrunken zu werden.
    Denn das war es wohl, was er im Sinn hatte. Als er vom Tisch aufstand, hätte er fast den Stuhl umgestoßen. Nur seiner guten Reaktionsfähigkeit war es zu verdanken, dass der Stuhl nicht zu Boden polterte. Cooper ging zum Kamin zurück und stierte vor sich hin, während Rusty den Tisch abräumte und spülte.
    Als sie damit fertig war, wischte sie den Boden. Es war nicht wirklich nötig, aber sie brauchte etwas, um sich zu beschäftigen. So unglaublich es auch scheinen mochte, aber sie war auf eine gewisse Weise stolz darauf, wie sauber sie die kleine Hütte hielt.
    Irgendwann gingen ihr die Aufgaben aus. So stand sie unsicher in der Mitte des Raumes und versuchte zu entscheiden, was sie als Nächstes mit sich anfangen sollte. Cooper saß vornübergebeugt auf dem Stuhl, starrte düster in die Flammen und nahm regelmäßig einen Schluck aus der Whiskytasse. Das Vernünftigste wäre, sie könnte sich zurückziehen, aber die Hütte bestand ja nur aus dem einen Raum. Ein Spaziergang stand außer Frage. Sie war zwar nicht müde, aber das Bett war die beste Lösung.
    „Ich ... äh ... ich denke, ich gehe zu Bett, Cooper. Gute Nacht."
    „Setz dich."
    Schon halbwegs beim Bett angekommen, hielt sie inne. Es lag nicht daran, was er gesagt hatte, sondern wie er es gesagt hatte. Ein lauter Befehl hätte ihr besser gefallen als diese leise Bitte.
    Mit fragender Miene drehte sie sich zu ihm um.
    „Setz dich", wiederholte er.
    „Ich wollte ..."
    „Setz dich."
    Seine Überheblichkeit reizte sie zu einer aufsässigen Bemerkung, aber sie verkniff sie sich. Sie war sicher kein Fußabtreter, aber nur ein begriffsstutziger Idiot würde Cooper in dieser Stimmung auch noch herausfordern. Mit blasierter Miene ließ sie sich auf den zweiten Stuhl fallen. „Du bist betrunken."
    „Stimmt."
    „Schön. Mach dich ruhig zum Narren, benimm dich so albern, wie du willst. Aber es ist peinlich, dir dabei zusehen zu müssen. Wenn du also nichts dagegen hast, würde ich lieber zu Bett gehen."
    „Ich habe aber etwas dagegen. Bleib, wo du bist. Geh noch nicht ins Bett."
    „Wie? Was soll das? Was willst du denn von mir?"
    Er trank wieder und sah sie über den Rand des Bechers an. „Während ich mich voll laufen lasse", lallte er, „will ich dich ansehen und mir vorstellen, wie du ...", noch ein Schluck, gefolgt von einem unappetitlich lauten Rülpser, „... nackt aussiehst."
    Rusty schnellte wie eine losgelassene Feder aus ihrem Stuhl hoch. Allerdings schien Coopers Reaktionsfähigkeit durch seine Trunkenheit nicht beeinträchtigt worden zu sein. Sein Arm schoss vor. Seine Finger griffen in ihren Pullover und zogen Rusty unsanft zurück auf den Stuhl.
    „Ich sagte dir doch, du sollst dich nicht vom Fleck rühren."
    „Lass mich los". Rusty drehte ihren Arm, bis er wieder frei war. Sie war jetzt genauso wachsam wie sie verärgert war. Das hier ging zu weit, das war nicht nur einfach das alberne Benehmen eines Betrunkenen. Sie versuchte sich zu überzeugen, dass Cooper ihr nie etwas tun würde, aber ... wirklich wissen konnte sie es nicht, oder? „Lass mich in Ruhe", sagte sie tapfer.
    „Ich habe nicht vor, dich zu berühren."
    „Was dann?"
    „Nenne es eine Art ... masochistische Selbstbefriedigung." Er senkte vielsagend den Blick. „Ich bin sicher, dir wird noch ein richtiger Ausdruck dafür einfallen."
    Rusty wurde heiß vor Scham. „Mir fallen gleich mehrere

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