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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Sicherheit hatte man Röntgenaufnahmen gemacht, aber Knochen waren nicht gebrochen. „Cooper sagte mir, dass nichts gebrochen sei", teilte sie dem Arzt leise mit, der mit gerunzelter Stirn auf die Narbe blickte. Als er sich dann über die unzulänglichen Stiche beschwerte, verteidigte Rusty Cooper sofort. „Er hat mein Bein gerettet", fauchte sie.
    Plötzlich war sie unglaublich stolz auf die Narbe und gar nicht mehr so begeistert davon, sie richten zu lassen, was, wie man ihr mitgeteilt hatte, mindestens drei Operationen nötig machte, wenn nicht mehr. Diese Narbe erschien ihr jetzt wie eine Medaille für außergewöhnlichen Mut.
    Zudem hatte Cooper dieser Narbe noch in der Nacht zuvor sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, hatte die rote, noch leicht geschwollene Haut mit Küssen übersät und immer wieder beteuert, dass es ihn gar nicht abstoße, sondern im Gegenteil, „so richtig heiß" machen würde, wann immer er nur einen Blick darauf warf. Rusty hatte ernsthaft erwogen, ob sie das vielleicht diesem aufgeblasenen Arzt mitteilen sollte.
    Sie hatte ihm nichts davon gesagt. Uberhaupt hatte sie äußerst wenig gesprochen. Sie hatte gar nicht mehr die
    Energie dafür gehabt. Sie konnte nur noch daran denken, wie schön es sein würde, endlich allein zu sein und schlafen zu können.
    Und jetzt, da die Gelegenheit gekommen war, konnte sie nicht einschlafen. Zweifel, Ängste und Kummer hielten sie wach. Wo war Cooper? Warum war er nicht mit ihr gekommen? Sicher, es war ein Riesenaufruhr am Flughafen gewesen, aber er hätte bei ihr bleiben können, wenn er es wirklich gewollt hätte.
    Als die Schwester mit einem Schlafmittel kam, schluckte Rusty die Pille gehorsam. Sonst würde sie nie einschlafen können, ohne Cooper an ihrer Seite.

11. KAPITEL
    I ch meine, gütiger Himmel! Wir konnten es erst überhaupt nicht glauben. Unsere Rusty, mit einem Flugzeug abgestürzt!"
    „Es muss einfach schrecklich gewesen sein."
    Rusty sah von ihren Kissen auf die beiden elegant gekleideten Frauen und wünschte sich, sie würden sich in Luft auflösen. Kaum dass eine tüchtige Schwester das Frühstückstablett hinausgetragen hatte, waren ihre beiden Freundinnen hereingerauscht.
    In eine Wolke aus teurem Parfüm eingehüllt, die blanke Neugier auf dem Gesicht, hatten die beiden verkündet, nur gekommen zu sein, um Rusty als Erste Trost und Beistand zu leisten. Rusty allerdings vermutete, dass sie nur gekommen waren, um als Erste alle Details über ihre „kanadische Kapriole", wie sie es nannten, zu erfahren.
    „Ich kann nicht behaupten, dass es amüsant gewesen wäre", sagte sie müde.
    Sie war lange vor dem Frühstück aufgewacht, sie war jetzt daran gewöhnt, bei Sonnenaufgang wach zu werden. Immerhin hatte sie dank der Schlaftablette tief und fest geschlafen. Ihre Lustlosigkeit hatte weniger mit Müdigkeit zu tun, ihre Laune war auf dem Nullpunkt, und die Anstrengungen ihrer Freundinnen, sie aufzuheitern, bewirkten eher das Gegenteil.
    „Sobald du hier raus bist, werden wir dich zu einem richtigen Verwöhntag im Schönheitssalon einladen. Haare, Haut, Massage. Himmel, sieh dir nur deine armen Fingernägel an." Eine von ihnen nahm Rustys schlaffe Hand und schnalzte entsetzt mit der Zunge. „Die sind ja in einem erbärmlichen Zustand."
    Rusty lächelte dünn, als sie sich daran erinnerte, wie Cooper ihre Nägel mit seinem Buschmesser geschnitten hatte. „Ich bin einfach nicht zur Maniküre gekommen." Es war als witzige Bemerkung gemeint, aber ihre Freundinnen nickten verstehend. „Ich war zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben."
    Die eine von ihnen schüttelte den gestylten blonden Schopf und schauderte, dass ihr der Hermes-Schal von den Schultern glitt. Das Dutzend Armbänder an ihrem Handgelenk klingelte wie die Glöckchen an einem Weihnachtsrentier. „Du bist ja so unglaublich tapfer, Rusty. Ich glaube, ich wäre lieber gestorben, als all das durchmachen zu müssen."
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie wahrscheinlich genau die gleiche oberflächliche Bemerkung gemacht. „Ich hatte immer geglaubt, das würde ich auch lieber wählen. Aber du wärst erstaunt, wie stark der menschliche Uberlebensinstinkt ist. In einer Situation wie der, in der ich mich befand, übernimmt er völlig die Kontrolle."
    Doch ihre Freundinnen waren nicht an philosophischen Bemerkungen interessiert. Sie wollten zur Sache kommen, wollten die ganzen delikaten Details hören, das wirklich Interessante eben. Eine saß auf dem Fußende des

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