Gefangen in der Wildnis
schüttelte sich voller Wonne. Sie hatte kein Wort von dem gehört, was Rusty gesagt hatte. „Da liegt so etwas Drohendes in seinen Augen. Ich habe diese primitive Ursprünglichkeit schon immer sehr sexy gefunden."
Die andere Freundin auf dem Stuhl schloss schwärmerisch die Augen. „Hör auf, mir wird schon richtig heiß."
„Die Zeitungen haben berichtet, dass er mit zwei Männern um dich gekämpft und sie umgebracht hat."
Fast wäre Rusty aus dem Bett gesprungen. „So stand das keineswegs in den Zeitungen!"
„Ich kann zwei und zwei zusammenzählen, Liebes."
„Es war Notwehr!"
„Liebling, reg dich doch nicht so auf." Sie tätschelte Rustys Hand. „Wenn du sagst, dass es Notwehr war, dann war es eben Notwehr." Sie blinzelte Rusty verschwörerisch zu. „Hör mal, meine bessere Hälfte kennt Bill Friedkin. Er meint, deine Story liefert einen großartigen Stoff für einen Film. Er und Friedkin treffen sich nächste Woche zum Lunch, und da ..."
„Ein Film!" Rusty war entsetzt. „O nein. Bitte, er soll bloß nichts davon erwähnen. Ich will nicht, dass so etwas daraus gemacht wird. Ich will einfach nur vergessen und mein ganz normales Leben wiederhaben."
„Wir wollten dich wirklich nicht aufregen, Rusty." Die eine Freundin stand von ihrem Stuhl auf und legte Rusty die Hand auf die Schulter. „Wir dachten uns nur, als deine beiden besten Freundinnen ... wenn es irgendetwas gibt, über das du reden möchtest... Du weißt schon, etwas Persönliches, das du nicht mit deinem Vater bereden kannst ... wir beide sind für dich da."
„Etwas Persönliches? Was denn?" Rusty schüttelte die Hand ihrer Freundin ab und funkelte die beiden an.
Wieder tauschten die beiden Freundinnen vielsagende Blicke.
„Nun, immerhin warst du für zwei Wochen allein mit diesem Mann."
„Und?"
„Und", die Freundin holte tief Luft, „die Zeitungen sagten, in der Hütte hätte es nur einen Raum gegeben."
„Und?"
„Komm schon, Rusty." Die Geduld ihrer Freundin war verbraucht. „Das gibt doch Anlass zu allen möglichen Spekulationen. Du bist eine attraktive junge Frau, und er ist mit Sicherheit ein Prachtexemplar der männlichen Spezies. Ihr beide seid ungebunden. Du warst verletzt. Er hat dich gepflegt. Du warst doch völlig abhängig von ihm. Ihr dachtet, ihr müsstet den ganzen Winter dort oben ausharren.
Jetzt griff die andere den Faden aufgeregt auf. „So eng zusammenzuleben, dort oben in der Wildnis, ganz allein - das ist das Romantischste, was ich je gehört habe. Du weißt schon, worauf wir hinauswollen."
„Ja, das weiß ich." Rustys Stimme klirrte vor Kälte, aber ihre Augen sprühten Funken. „Ihr wollt wissen, ob ich mit Cooper geschlafen habe."
Genau in diesem Augenblick ging die Tür auf, und der Mann, um den sich das Gespräch gedreht hatte, trat ein. Rustys Herz machte einen Sprung. Ihre Freundinnen drehten sich um, als sie Rustys strahlendes Lächeln sahen.
Cooper nahm die beiden kaum wahr, er hatte nur Augen für Rusty. Der Blick, den er und Rusty tauschten, ließ die Luft vibrieren und beantwortete wohl alle Fragen nach dem Ausmaß ihrer Intimität.
Endlich hatte Rusty sich genug gefasst, um wieder sprechen zu können. „Äh, Cooper, das sind zwei meiner Freundinnen." Sie stellte sie mit Namen vor. Cooper nickte nur knapp und desinteressiert.
„Oh, Mr. Landry, es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen", stieß eine von ihnen atemlos und mit großen Augen hervor. „Die 'Times' berichtete, dass Sie aus einem Gefangenenlager fliehen konnten. Ich finde das so überwältigend. Ich meine, was Sie alles mitgemacht haben müssen. Und dann überleben Sie einen Flugzeugabsturz."
„Rusty erzählte uns, dass Sie ihr das Leben gerettet haben."
„Mein Mann und ich würden Sie gerne zu einem kleinen intimen Dinner einladen, wenn Rusty sich erst wieder erholt hat. Wir würden uns so freuen, wenn Sie unsere Einladung annehmen würden."
„Wann ist dir das denn eingefallen?" fragte die andere pikiert. „Ich wollte eine Dinnerparty für die beiden organisieren."
„Ich habe sie aber zuerst eingeladen."
Das alberne Gezänk war irritierend und peinlich. Es ließ die beiden aussehen wie die bösen Stiefschwestern in „Aschenbrödel". „Cooper kann sicherlich nicht lange bleiben", unterbrach Rusty. Sie sah, wie seine Geduld mehr und mehr schwand. Ihre übrigens auch. Da er jetzt hier war, wollte sie ihre beiden so genannten Freundinnen so schnell wie möglich loswerden, um mit ihm allein sein zu
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