Gefangen in der Wildnis
Bettes, die andere hatte sich den Stuhl so nah herangezogen, dass sie sich mit dem Ellbogen auf die Bettkante stützen konnte.
Sie sahen aus wie Aasgeier, die darauf warteten, sich auf die Beute zu stürzen.
Die Story des Absturzes und der nachfolgenden Ereignisse waren offensichtlich auf der Titelseite der Morgenzeitung erschienen. Der Verfasser hatte, bis auf ein paar unwichtige Kleinigkeiten, Rustys und Coopers Bericht detailgetreu wiedergegeben.
Der Artikel war ernsthaft und journalistisch fundiert gewesen. Aber die Öffentlichkeit lechzte eben nach dem, was zwischen den Zeilen stand, sie wollte hören, was nicht gesagt worden war. Ihre Freundinnen bildeten da keine Ausnahme.
„War es denn nicht grässlich? Es muss doch stockdunkel gewesen sein, sobald die Sonne unterging."
„Wir hatten Öllampen in der Hütte."
„Nein, ich meinte, in der Wildnis."
„Bevor du zu dieser Hütte kamst. Als du noch draußen unter freiem Himmel schlafen musstest."
Rusty seufzte schwer. „Ja, es war dunkel. Aber wir haben ja Feuer gemacht."
„Wovon hast du dich denn ernährt?"
„Hauptsächlich von Kaninchen."
„Kaninchen! Ich würde sterben!"
„Ich bin nicht gestorben", zischte Rusty verärgert. „Und ihr wärt es auch nicht."
Warum hatte sie das jetzt getan? Warum hatte sie es nicht auf sich beruhen lassen? Die beiden sahen verletzt und verwirrt aus, hatten keine Ahnung, warum Rusty sie so angefaucht hatte. Warum hatte sie nicht etwas Belangloses gesagt, irgendetwas Gewandtes, Geistreiches, so wie zum Beispiel, dass Kaninchen nur in den besten Restaurants serviert wurde?
Die Erwähnung des Kaninchens hatte natürlich unwillkürlich den Gedanken an Cooper nach sich gezogen. Schmerzhafte Sehnsucht nach ihm durchzuckte sie. „Ich bin wirklich sehr müde", behauptete sie, weil sie das Gefühl hatte, gleich weinen zu müssen, und nicht erklären wollte, warum.
Andeutungen wirkten allerdings bei den beiden Frauen nicht. Dieser diskrete Hinweis, Rusty allein zu lassen, ging völlig an ihnen vorbei.
„Und dann dein Bein." Die Freundin mit den vielen Armbändern schlug entsetzt die Hände an die Wangen. „Ist der Arzt sicher, dass er es wieder hinbiegen kann?"
Rusty schloss die Augen. „Ja, ziemlich."
„Wie viele Operationen sind denn nötig, um diese hässliche Narbe verschwinden zu lassen?" Mit geschlossenen Augen fühlte Rusty den Luftzug, als die andere Freundin wild mit der Hand wedelte, um die taktlose Sprecherin zum Schweigen zu bringen. „Oh, so meinte ich das natürlich nicht, so schlimm ist es ja gar nicht. Ich wollte nur sagen ..."
„Ich weiß, was du sagen wolltest", unterbrach Rusty sie und schlug die Augen auf. „Ja, sie ist hässlich, aber immer noch besser als ein Stumpf, und für eine Weile sah es so aus, als würde mir nur ein Stumpf bleiben. Wenn Cooper nicht..."
Rusty hielt inne. Sein Name war ihr herausgerutscht. Und da er jetzt im Raum stand, stießen die Geier zu.
„Cooper?" fragte eine der Frauen harmlos. „Ist das der Mann, der den A bsturz ebenfalls überlebt hat?"
„Ja."
Die beiden Frauen tauschten einen Blick aus, so als würden sie in Gedanken eine Münze werfen, wer zuerst die erste von den tausend Fragen stellen sollte.
„Ich habe ihn im Fernsehen in den Nachrichten gesehen. Du liebe Güte, Rusty, er ist einfach umwerfend!"
„Umwerfend?" wiederholte Rusty ungläubig.
„Nun, er ist sicherlich kein makellos schöner Mann, ich meine, nicht wie ein Model. Aber auf eine sehr verwegene, raue, verschwitzte, sexy Art umwerfend."
„Er hat mir das Leben gerettet", sagte Rusty leise.
„Ich weiß, Liebes. Aber wenn man sich schon das Leben retten lassen muss, dann doch lieber von einem Mann, der aussieht wie dieser Cooper Landry." Sie grinste anzüglich und leckte sich über die Lippen.
Rustys Wangen wurden rot, ihre Lippen blass.
„Hat er wirklich so breite Schultern?" Ihre Freundin deutete das Maß mit den Händen an.
„Ja, er ist recht muskulös", stimmte Rusty hilflos zu, „aber er..."
„Und so schmale Hüften?" Die Hände kamen eng zusammen, und die beiden Damen kicherten.
Rusty hätte am liebsten laut losgeschrien. „Er wusste Dinge, die mir nicht einmal in den Sinn gekommen wären. Er hat aus meinem Pelzmantel eine Trage gemacht und mich von der Absturzstelle weggebracht. Meilenweit. Ich wusste nicht einmal, wie weit er mich gezogen hat, bevor ich die Entfernung vom Rettungshubschrauber aus sah."
„Er hat etwas reizvoll Gefährliches." Die Freundin
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