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Gefangen

Gefangen

Titel: Gefangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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seltsame Bemerkung war mir entfallen. Aber jetzt sehe ich den Schimmer selbst.
    Einen Augenblick bin ich dankbar für die Erinnerung, eine schöne Erinnerung, an der ich festhalten werde, solange ich kann. Aber ich bin auch wütend. Noch so eine dumme Komplikation, mit der ich klarkommen muss! Dabei ist jetzt wirklich nicht der Moment für romantische Gefühle, aber ich würde es gern auf später verschieben, nein, möglichst bal d …
    Ich lasse meine leuchtende Hand sanft an der Seite herabsinken. „Ach, das“, sage ich beiläufig. „Na, wenigstens muss ich mir keine Taschenlampe von dir leihen.“
    Ausgerechnet jetzt, wo wir uns der Hintertür des Pfarrhauses nähern und absolute Stille angesagt ist, wird Ryan auf einmal gesprächig.
    „Wie machst du das?“, zischt er mir zu. „Dann war das also vorhin doch keine Täuschung. Ich dachte schon, meine Augen hätten mir einen Streich gespielt. Du leuchtest nur schwach, aber unverkennbar. Als wärst du ganz aus Licht gemacht.“ Er lässt einen Finger über meinen Arm gleiten und seine Berührung elektrisiert mich. Ich schüttle ihn schnell ab, wenn auch nur widerstrebend.
    „Halt den Mund und konzentrier dich!“, fauche ich ihn an.
    Ich suche den kahlen Hinterhof nach Hinweisen auf eine Falltür, einen Keller ab, entdecke aber nichts als verdorrten Rasen und Beton. Die Pfarrersleute haben keinen grünen Daumen. Um irdische Dinge kümmern sie sich nicht. Das Haus ist niedrig, hässlich und zweckmäßig. Es gibt keine Nebengebäude oder Anlagen, die einen ins Grübeln bringen könnten. Falls es an diesem Ort ein verborgenes Gewölbe oder Verlies gibt, muss es direkt in den Boden eingelassen und von irgendwo innerhalb des Hauses zugänglich sein.
    Ryan gibt keine Ruhe. „Bist du ein Geist?“, fragt er mich. „Dafür siehst du allerdings ziemlich real aus. Ist Lauren vielleicht schon auf der anderen Seite? Will sie mir was mitteilen? Bist du deshalb hier?“
    Ich lege meine Hand auf die unverriegelte Fliegentür und sage eisig: „Ganz sicher nicht. Wenn ich ein Geist wäre, müsste ich allwissend sein und hätte es nicht nötig, in fremde Häuser einzubrechen. Ich bin nur ’ne komische Tussi, die im Dunkeln leuchtet, das ist alles.“
    Weil mir gerade nichts Besseres einfällt, zeige ich ihm zum Beweis meiner Körperlichkeit die unverheilten Ekzeme an beiden Handgelenken.
    Er runzelt ungläubig die Stirn. „Ich bin kein Idiot“, knurrt er dann.
    „Das hab ich auch nicht behauptet“, zische ich grimmig. „Aber ich hab auch nicht auf alles eine Antwort, ob du’s glaubst oder nicht. Und jetzt an die Arbeit. So wie ich es sehe, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du buddelst den ganzen Hinterhof um, so wie du’s auf dem Kirchengrundstück probiert hast, oder wir gehen ins Haus und suchen den Keller. Ich bin für Letzteres. Also, was ist, du Held? Gehn wir rein? Viel Zeit haben wir nicht mehr.“
    Ryan verzieht den Mund zu einem dünnen Strich, und mir ist klar, dass ich ihm später Rede und Antwort stehen muss. Er zieht ein Paar Handschuhe aus einer Seitentasche seines Rucksacks, nimmt mir den Griff der Fliegentür aus der Hand und schubst mich aus dem Weg.
    In Paradise bleiben Hintertüren natürlich unverschlossen. Ryan wirft mir einen strengen Seitenblick zu, holt dann seine Taschenlampe aus dem Rucksack und öffnet schweigend die Tür.
    Wir durchkämmen das Haus auf leisen Sohlen, Zimmer für Zimmer. Wir untersuchen die Ritzen zwischen den Dielen, heben Teppiche und Badematten hoch, lassen den Strahl der Taschenlampe an den Fußbodenleisten zwischen Wand und Boden entlanggleiten und über den einzigen Abzugsdeckel an der Badezimmerdecke. Dabei geben wir uns gegenseitig Deckung.
    Der Wind wird stärker, rüttelt an den Fenstern des kleinen Hauses und übertönt den Lärm, den Ryan macht, als er über den Fernseher im Wohnzimmer stolpert. Das Rauschen draußen überdeckt alle Geräusche drinnen. Man hört die Speisekammertür nicht quietschen, den Unterschrank der Spüle nicht zuknallen. Es ist auch kein Laut zu hören, als Ryan den Schachtdeckel über der Toilette beiseiteschiebt und mit seiner Taschenlampe in den leeren Raum über unseren Köpfen leuchtet. Nichts als muffige Luft und Isolierzeug, sagt mir sein Blick, als er wieder herunterklettert.
    Das Haus gibt kein tödliches Geheimnis preis. Wir finden nur religiösen Krimskrams und Fotos, Urlaubs-Schnappschüsse vom Sinai, dazu den Nippes eines gottesfürchtigen Ehepaars, das nach

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