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Gefangen

Gefangen

Titel: Gefangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Bordsteinkante zurück. Keiner der beiden will den Blickkontakt als Erster abbrechen. Ich kann mir kaum das Lachen verkneifen bei dieser Farce und schließe daraus, dass sie im Streit auseinandergegangen sind. Ich stelle mir vor, was sie sich gesagt habe n – oder vielmehr an den Kopf geworfen, so wie Brenda ihn anfunkelt.
    Endlich lässt sie ihre langen, schlanken Beine vom Fahrersitz heruntergleiten. Sie trägt glänzende, schwarz gemusterte Strumpfhosen, einen smaragdgrünen Minirock, der mehr ein breiter Gürtel ist, und einen lila Kaschmirpulli, der wunderbar zu ihren großen, veilchenblauen Augen passt. Lange Ohrgehänge baumeln über den Schultern. Ihr kinnlanger Rasiermesserschnitt ist so perfekt gestylt, dass sich im Nachtwind kaum eine Strähne bewegt. Einfach makellos.
    „Sieh mal an“, sagt Brenda eisig. „Lange nicht gesehen.“
    „Brenda Sorensen“, knurrt Ryan mit zusammengebissenen Zähnen. Ich weiß nicht, wie ich seinen gequälten Gesichtsausdruck deuten soll. Vielleicht bereut er die Trennung ja schon?
    Oder er hat Blähungen, wispert eine böse Stimme in meinem Hinterkopf.
    „Wo warst du die ganze Zeit?“, fährt Brenda fort, ohne mich eines Blickes zu würdigen, obwohl sie doch meinetwegen gekommen ist. „Du siehst aus wie ein Gespenst, wenn ich dir das mal sagen darf.“
    „Du weißt doch, was ich durchgemacht habe“, sagt Ryan vorsichtig und geht einen Schritt auf sie zu, aus dem Lichtkreis der Lampe heraus. „Ich kann nicht rumlaufen und so tun, als wäre nichts passiert. Ich weiß genau, dass sie noch irgendwo da draußen ist. Die Schule läuft mir nicht davo n …“
    Genauso wenig wie Brenda. Er muss diesen Gedanken nicht aussprechen, ich sehe es ihm an. Seit wann bin ich so gut im Gedankenlesen?
    Die beiden sind in jeder Hinsicht absolute Gegensätze. Falls diese Brenda eine nette, weiche Seite haben sollte, kann sie sie gut verbergen. Aber ihr Outfit ist cool, das muss ich ihr lassen, wie sie da steht in ihren irre hohen Fransen-Stilettos. Heute Abend ist sie schön, denn sie gehört zu den Leuten, bei denen das Mondlicht Wunder wirkt. Langsam kann ich sehen, was Ryan an ihr findet. Sie ist wie ein Flammenschwert neben ihm, ein Wesen, mit dem er sich keinen Augenblick langweilen würde.
    „Ich will ja nicht unsensibel sein“, wispert sie schließlich und lässt ihre Hand leicht über das Revers seiner Jacke gleiten, als wäre ich gar nicht da, „aber Lauren wäre todunglücklich, wenn sie dich so sehen könnte. Es würde ihr wehtun, wie du dich im Kreis drehst und nichts erreichst. Vielleicht sieht man es mir nicht an, aber du fehlst mir.“ Ihre Stimme wird leise, fast um eine Oktave tiefer. „Es gibt keine Hoffnung mehr.“ Ihr Ton ist jetzt beinahe flehend und Ryans Gesicht wird weicher. „Du hast getan, was du konntest. Niemand hätte mehr tun können. Lauren hätte gewollt, dass du dein Leben weiterlebst.“ Brendas blasse Hand verharrt einen Augenblick an Ryans Kragen, bevor sie anmutig herabsinkt.
    „Woher willst du wissen, was Lauren gewollt hätte?“, fragt Ryan düster.
    „Weil sie meine beste Freundin war“, erwidert Brenda leise. „Begreif doch endlich, dass du deine Zeit vergeudest, und kümmere dich lieber mal um die Leute, die am Leben sind und dich brauchen!“ Sie rückt noch näher zu ihm heran. Ihr zartes Profil ist ihm zugewandt, ihre Ohrringe klimpern leise. „Wir haben kein einziges Spiel mehr gewonnen, seit du uns im Stich gelassen hast, die Sturmreihe ist eine einzige Katastrophe. Und nichts ist mehr, wie es sein sollte, seit wi r …“
    „Das haben wir doch x-mal durchgekaut“, murmelt Ryan. „Du hast es grad nötig, von wegen fixe Idee!“
    Brenda beugt sich vor, doch dann hält sie unvermittelt inne und runzelt die Stirn. „Was ist denn mit den Hunden los? Warum bellen die so?“
    Gute Frage, denke ich sauer. Tut mir leid, dass ich dir deine kleine Wiedersehensszene vermassle, aber ich muss zugeben: In meinen Ohren klingt das Gekläff auch so, als seien alle Höllenhunde losgelassen.
    Ryan erstarrt, als er so unsanft an Carmens schmächtige Gestalt im Schein der Straßenlampe erinnert wird. „Das is t … Sie reagieren ein bisschen hysterisch au f …“
    „Liegt wohl an meinem Parfüm“, werfe ich schnell ein. „Ist rattenscharf.“
    Ich will schon auf Brendas Auto zugehen, weil ich langsam genug von diesem weltbewegenden Beziehungsdrama habe, da holt Ryan nach hinten aus und tritt mir grob auf den Fuß. Er nagelt mich förmlich

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