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Gefangen

Gefangen

Titel: Gefangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Mädchen. Sie werfen die Arme in die Luft und kreischen begeistert den Text mit, den sie anscheinend auswendig kenne n – jedes einzelne Wort. Im Gegensatz zu mir: Ich habe dieses Lied natürlich noch nie gehört und bleibe als Einzige völlig ungerührt in dem wild wogenden Chaos.
    Tiffany wirft mir einen Siegerblick über das Publikum hinweg zu, nach dem Motto: „Das schaffst du nie!“ Dabei schmettert sie unbeirrt weiter, und ich spüre wieder das kalte Kribbeln in meinem Rückgrat, ein Gefühl, als würde ich auf einem dünnen Seil über einem Abgrund balancieren. Alles ist ein verdammter Wettkampf.
    „Mann, du hast vielleicht ’n Zug!“, ruft Bailey bewundernd und starrt auf den leeren Becher, den ich gerade in der Hand zerknülle.
    Das bringt mich auf eine Idee, und gleich darauf verdrehe ich die Augen und lasse mich auf den Boden fallen. Wie ein gefällter Baum, der auf den Waldboden stürzt.

Kapitel 13

    Irgendwo in der Nähe kreischt ein Mädchen: „Oh mein Gott!“, und Bailey, der Whisky-Typ, beugt sich über mich und schreit: „Scheiße, Scheiße, Scheiß e – schnell, ich brauche Hilfe!“
    Ich halte die Augen fest geschlossen, während um Carmen hektische Bewegung entsteht.
    Baileys panisches Flüstern bestätigt mir, dass ich mich nicht verzählt, sondern wirklich acht Whiskey-Cola hintereinander weggekippt habe.
    „Die ist garantiert im Koma“, haucht ein Mädchen in der Nähe. „Wahrscheinlich kriegt sie den Magen ausgepumpt.“
    Dann beugt sich jemand über mich, um mir den Puls zu fühlen, aber nur kurz, sodass ich keine Verbindung zu der Person herstellen kann, und dafür bin ich mehr als dankbar. Der leichte Mottenkugelgeruch verrät mir jedoch, dass es Laurence Barry sein muss, der meinen Oberkörper aufgerichtet hat. Vorsichtshalber spiele ich weiter die Ohnmächtige.
    Bailey berichtet gerade in heller Aufregung einem besorgten Elternteil, dass er mir nur zwei Softdrinks gegeben habe, bevor ich umgekippt sei. „Ich hab echt keine Ahnung, was mit ihr los ist, ich schwör’s“, versichert er, „ehrlich nicht!“
    Da höre ich plötzlich Ryan, der sich zu mir durchdrängt. Er wird die Dinge in die Hand nehmen.
    „Ich bring sie nach Hause“, sagt er energisch.
    „Aber sie braucht einen Arzt!“, beharrt Laurence Barry. Er hält mich weiter im Arm, so behutsam, als sei ich hoch zerbrechlich. Einen Augenblick drückt er mich fester an sich, und meine Wange wird in das Filzfutter seines verstaubten schwarzen Revers gepresst. Ich will mich losreißen, beherrsche mich aber gerade noch, um mich nicht zu verraten. Ich lasse mich schlaff in seinem Arm hängen, atme flach und schnell. Die Mischung aus Kampfergeruch, Kaffeeatem, Haaröl und Altmännermief, die Barry verströmt, dreht mir fast den Magen um.
    „Nein, das ist nicht nötig, wirklich nicht“, beharrt Ryan. „Sie nimmt starke Medikamente wegen ihrer äh m … Hautprobleme. Vielleicht hat sie was gegessen oder getrunken, worauf sie allergisch ist. Sie braucht nur ein bisschen Schlaf, dann ist sie wieder okay. Sie hat meine Eltern schon vorgewarnt, als wir heute Abend weggegangen sind. Das ist nichts Schlimmes.“
    Ryan setzt sich schließlich durch, aber ich spüre, dass Laurence Barry mich nur widerstrebend freigibt. Um meinen Zustand noch glaubwürdiger zu machen, lasse ich Carmens Kopf nach hinten baumeln, sodass Ryan meinen Kopf an seine Schulter halten muss. Das Leder seiner Jacke ist weich und kühl. Ich widerstehe dem Drang, mein Gesicht noch näher zu ihm hinzudrehen, und atme seinen herben, frischen Männergeruch ein. Carmens Herz fängt wieder an zu rasen, es rauscht in meinen Ohren.
    „Die will mir doch nur die Schau stehlen!“, keift Tiffany ins Mikro, als sie mitten im Crescendo des Schlusschors abgewürgt wird. „Dieses kleine Biest war schon immer eifersüchtig auf mich. Das ist doch alles bloß Getue, sonst nichts!“
    „Komm ja schnell zurück, Ry!“, stöhnt Brenda. „Warum passiert so was immer nur mir?“
    Wir quetschen uns durchs Mulvany’s , begleitet von betroffenem Gemurmel. Ich spüre Ryans Atem auf meinen geschlossenen Lidern. „He, du Knirps, kannst du mir verraten, was das jetzt wieder sollte?“
    „Lass mich runter!“, zische ich zurück, als wir auf den eisigen Parkplatz kommen, und helfe ein bisschen mit den Füßen nach.
    „Keine Chance“, erwidert er gutmütig. „Erstens werden wir noch beobachtet, so wie du dieser Tiffany auf die Zehen getreten bist. Und zweitens bist du

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