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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Händen durch das Haar. »Ich weiß, dass wir ganz klar das Schicksal unseres Volks erkannten, während nur sehr wenige andere in die Zukunft blicken konnten. Wir brauchten keine hellseherischen Fähigkeiten, nur unseren Verstand, und es war äußerst irritierend, dass andere nicht das Gleiche sehen konnten wie wir.«
    »Hat der Prinz euch zugehört? Ihr seid doch bestimmt zu ihm gegangen.«
    »Als Oberhaupt unserer Familie ging Zacarias zu ihm. Natürlich hörte Vlad ihm zu. Er hörte jedem zu. Er regierte uns, doch er gestattete den Kriegern immer, in der Ratsversammlung ihre Meinung kundzutun. Wir waren noch jung, aber er respektierte uns.«
    MaryAnn verfolgte die wechselnden Gemütsbewegungen in seinem Gesicht. Manolito hatte sich, ohne zu zögern, Vampiren und Magiern mit vergifteten Messern entgegengestellt, doch nun war er nervös, weil seine Vergangenheit zu dicht an die Oberfläche gekommen war. Sie wollte ihn dazu bringen zu verstehen, dass diese Jugenderinnerungen nichts mit Verrat zu tun hatten. Sie suchte nach den richtigen Worten, den richtigen Gefühlen ...
    Lass das! Der Befehl war so scharf, dass er geradezu durch ihr Bewusstsein schallte. »Ich verdiene die Wärme nicht, die du mir schickst. Und ich verdiene auch nicht die Gefühle, die du mir ins Gedächtnis setzen willst.«
    Sie blinzelte ihn an, schockiert, dass er ihr zutraute, seine Erinnerung beeinflussen zu wollen.
    »Wir dachten uns einen Plan aus, MaryAnn. In unserer Arroganz und Überheblichkeit, in unserem Glauben, mehr als alle anderen zu wissen, schmiedeten wir einen Plan, nicht nur die Dubrinskys, sondern sämtliche Feinde des karpatianischen Volkes zu vernichten. Die Karpatianer sollten alle Spezies regieren. Und der Plan war nicht nur brillant und ausführbar, sondern wird jetzt, in eben diesem Augenblick, während wir uns noch darüber unterhalten, gegen unseren Prinzen eingesetzt.«
    Manolitos Stimme brach bei seinen letzten Worten, und er senkte beschämt den Kopf.

14. Kapitel
    M aryAnn atmete mehrmals tief ein, während sie vergeblich versuchte, den geistigen Kontakt mit Manolito wiederherzustellen. Sie wusste nicht, ob sie ihn unterbrochen hatte oder er sie, aber sie konnte ihn nur ungläubig anstarren. Manolito De La Cruz war Mikhail Dubrinsky treu ergeben. Sie hatte seinen Heldenmut gesehen. Noch jetzt konnte sie die Narbe an seiner Kehle erkennen, die ein weiterer Beweis war, dass er fast getötet worden wäre. Es war äußerst schwierig, einen Karpatianer umzubringen, doch irgendjemand hatte es geschafft, während Manolito seinen Prinzen beschützt hatte. Und deshalb glaubte sie nicht einmal eine Sekunde lang, dass er in ein Mordkomplott gegen die Dubrinskys verwickelt gewesen war.
    »Ich verstehe deine Denkweise nicht, Manolito. Meine Freunde und ich reden tagtäglich über Politik, und wir sind auch nicht immer mit unserer Regierung einverstanden, aber das macht uns doch nicht zu Verrätern an unserem Land oder unseren Leuten.«
    Eingeschlossen in der Geräuschbarriere, die Manolito erzeugt hatte, damit kein Laut nach draußen drang, konnte MaryAnn weder die Vögel noch Insekten hören. Die absolute Stille war fast so überwältigend wie Manolitos Kummer. Es war eigenartig, dass sie nicht seine Gedanken lesen konnte, doch sie konnte seine starken Emotionen spüren. Die Scham. Die Wut. Die Schuldgefühle ...
    »Erzähl es mir.« Diesmal ließ sie es wie einen Befehl klingen. Wenn sie seine Gefährtin war, wie er behauptete, musste er diese Erinnerungen mit ihr teilen. Sie machten ihn ganz krank. Mit einem Ausdruck der Verwunderung starrte er auf seine Hände, und MaryAnn begann zu verstehen, dass er im Moment weit mehr in jenem anderen Reich war als bei ihr.
    Sie griff nach seiner Hand und zog ihn zu sich auf das Bett aus Laub und Blumen. »Manolito. Deine Zweifel zerstören dich. Du musst sie beseitigen.«
    »Und wie beseitigt man Verrat?«
    Sie drückte seine Hand noch fester. »Hattest du die Absicht, deinen Prinzen zu stürzen?«
    »Nein!« Sein Widerspruch war prompt und heftig.
    Und die Wahrheit. Das konnte sie an seiner Stimme hören.
    »Meine Brüder nicht und ich schon gar nicht. Wir redeten nur, nörgelten und kritisierten vielleicht und debattierten heftig. Aber das war alles.« Er ließ den Kopf in seine Hände fallen und rieb sich die Schläfen, als schmerzten sie. »Ich weiß wirklich nicht, wieso wir anfingen, die Einzelheiten auszuarbeiten. Ich habe keine Ahnung, wie oder warum sich ein konkreter Plan

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