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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zwischen denen nicht mindestens fünfzig oder bis zu hundert Jahren Altersunterschied liegen. Es kommt vor, aber nur sehr selten. Meine Eltern bekamen uns jedoch alle fünf mit nicht mehr als fünfzehn Jahren zwischen uns, bis auf Zacarias. Er ist fast hundert Jahre älter, doch wir sind zusammen aufgewachsen.«
    MaryAnn konnte sofort die Probleme sehen, die bei solch tiefer Verbundenheit auftreten konnten, insbesondere bei Jungen, die ihren ersten Vorgeschmack von Macht erhielten. »Ihr hattet also eine Bandenmentalität, wie ich als Psychologin sagen würde.«
    Ein kurzes Schweigen entstand, während er nachdachte. »Ja, so könnte es gewesen sein. Wir waren überdurchschnittlich intelligent und wussten es; wir hörten es schließlich oft genug von unserem Vater und den anderen Männern. Wir waren hochbegabt und lernten schnell, und auch das hörten wir von allen, wenn uns eingetrichtert wurde, worin unsere Pflicht bestehen würde.«
    MaryAnn runzelte die Stirn. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, in was für unsicheren Zeiten Manolito und seine Brüder aufgewachsen waren. »Wurden selbst damals schon mehr männliche Kinder als weibliche geboren?«
    Er nickte. »Der Prinz war besorgt deswegen, und wir alle wussten das. So viele Kinder starben. Den Frauen blieb allmählich nichts anderes übrig, als sich unter die Erdoberfläche zu begeben, um zu gebären, und einige Kinder konnten die heilende Erde als Säuglinge nicht vertragen; andere dagegen schon. Veränderungen gingen vor sich, und die Angespanntheit wuchs. Wir wurden zu Kriegern ausbildet, erhielten aber auch so viel Unterricht wie nur möglich auf allen anderen Gebieten. Verbitterung erwachte in uns, als andere, weniger Intelligente, die Chance zu weiterführenden Studien erhielten, während wir unsere kämpferischen Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld vervollkommnen mussten.«
    »Glaubst du rückblickend, dass du Grund zu dieser Verbitterung hattest?«
    Er zuckte seine breiten Schultern. »Vielleicht. Ja. Damals schon. Heute, als Krieger und angesichts dessen, was mit unserem Volk geschehen ist, weiß ich, dass der Prinz uns zum Kämpfen brauchte. Die Vampire wurden immer zahlreicher, und um unsere Spezies und auch die anderen zu beschützen, wurden unsere kämpferischen Fähigkeiten vielleicht dringender gebraucht als unsere klugen Köpfe.«
    Er seufzte, als er von den Bäumen herunterschaute. »Du darfst nicht vergessen, dass es anfangs, als wir herkamen, hier nur wenige oder fast überhaupt keine Leute gab. Wir waren allein und mussten unsere Kräfte bloß ganz selten mal mit einem Gegner messen. Fünf Brüder, deren Emotionen immer schwächer wurden, und deren Erinnerungen an unser Volk und unsere Heimat zusammen mit den Farben um uns herum verblassten. Wir fanden das sehr schlimm. Und dann begannen wir mehr und mehr alten Freunden zu begegnen, die zu Vampiren geworden waren. Unser Leben, wie wir es als Karpatianer gekannt hatten, war endgültig vorbei.«
    MaryAnn biss sich auf die Unterlippe. »Hat euer Prinz euch eine Wahl gelassen, die Karpaten zu verlassen? Oder hatte er euch einfach hierhergeschickt?«
    »Uns wurde eine Wahl gelassen. Allen Kriegern wurde erklärt, was auf uns und unser Volk zukam und wie und wo wir gebraucht wurden. Wir hätten bleiben können, doch unsere Ehre hätte das nie zugelassen. Unsere Familie stand in dem Ruf, über einige unserer besten Krieger zu verfügen.«
    »Aber du hättest bleiben können«, beharrte MaryAnn. »Deine kämpferischen Fähigkeiten wurden doch bestimmt auch dort gebraucht?«
    »Angesichts dessen, was geschah, muss ich dir zustimmen«, sagte Manolito.
    Zum ersten Mal fühlte er wieder Verbitterung in sich erwachen. Sie waren dem Ruf des Prinzen gefolgt, als er die ältesten Krieger aufgerufen hatte, weil sie geglaubt hatten, der Prinz könnte in die Zukunft blicken und wüsste, was das Beste für sein Volk war. Als sich die Reihen lichteten und ihre Feinde vorrückten, hatte sich der Prinz mit Menschen verbündet. Alles war verloren und zu einer einzigen Niederlage geworden, als sie versucht hatten, ihre menschlichen Verbündeten zu schützen.
    Jahrhunderte später, heute, da er wieder etwas fühlen konnte, war Manolito noch immer wütend über diese Fehlentscheidung und verstand nicht, wie Vlad ein solcher Fehler hatte unterlaufen können. Hatte das Gefühl über den Verstand gesiegt? Wenn ja, würde kein De La Cruz je einen solchen Fehler machen.
    »Du bist verärgert«, sagte MaryAnn, die

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