Gefangene deiner Dunkelheit
Er verlässt sich auf die Dinge, die er vorher wusste, und ich bezweifle, dass er sich noch an sehr viele erinnert.« Manolito blieb auf der anderen Seite des Vampirs stehen und flüsterte ihm ins Ohr: »Was glaubst du, warum er das Buch zurückhaben will?« Xavier hatte seine Zaubersprüche in einem Buch festgehalten, das jetzt in der Obhut des Prinzen der Karpatianer war.
Maxim knurrte, und seine Augen glühten rot, als er den Kopf vor und zurück bewegte. »Er ist ein mächtiger Mann.«
Manolito nickte und begann, wieder im Kreis zu gehen, wobei er seine Füße in einem Tanzmuster bewegte und beobachtete, wie der Herr der Untoten versuchte, die komplizierten Schritte nachzuahmen. »Sehr mächtig. Obwohl er nicht mehr in der Lage ist, seine eigenen Zauber zu wirken, ist er immer noch ein mächtiger Magier. Aber er kann nicht tun, was er dir und deinen Brüdern versprochen hat. Er kann nicht das Portal zur Welt der Lebenden öffnen, um deine Armee von Untoten hindurchzulassen. Deshalb hat er dir den uralten Zauber der Schattenkrieger angedreht.«
Maxim fuhr fort, sich mit ihm im Kreis zu drehen, und verfolgte jede seiner Bewegungen mit misstrauischem Blick. Als Manolito stehen blieb und sich zu ihm vorbeugte, tat Maxim es ihm ganz unwillkürlich nach.
»Er weiß, dass Vikirnoffs Gefährtin die Krieger wieder in ihr eigenes Reich zurückschicken kann. Er hat ihre Zauber benutzt, und jetzt hat er nicht mehr die Kontrolle über sie. Ihm ist nichts geblieben, aber er wagt nicht, Ruslan und deinen Brüdern die Wahrheit zu gestehen. Von welchem Nutzen wäre er dann noch für euch?« Bevor Maxim antworten konnte, ging Manolito wieder im Kreis um ihn herum.
Der Vampir griff sich mit beiden Händen an den Kopf und kreischte los. »Das macht gar nichts, Manolito! Nicht Xavier hat herausgefunden, was zu tun ist, sondern Ruslan, und er hat immer recht. Immer. Zacarias war ein Narr, Vlad anstelle von Ruslan zu folgen. Wir hatten einen Bluteid, und du hast ihn gebrochen.«
»Unser Bluteid galt uns untereinander und dem Prinzen, Maxim. Die Familie De La Cruz ist den Dubrinskys immer treu geblieben.«
»Wir gaben dir die Chance, dich uns anzuschließen. Wir haben die ganze Nacht davon geredet. Aber du hast darauf bestanden, dem Prinzen und seinem Sohn, diesem Mordbuben, zu folgen.« Maxim spie die letzten Worte förmlich aus, sein Gesicht verzerrt vor Hass und Wut. Er trat ganz dicht an Manolito heran und starrte ihm in die Augen, sodass die roten Flammen, die in den eingesunkenen Höhlen brannten, deutlich sichtbar waren. »Verräter!«, beschuldigte er ihn. »Du verdienst zu sterben.«
Manolito zuckte weder vor dem widerlichen Geruch von Maxims Atem noch dem wilden Hass in seinem Gesicht zurück. »Ich bin gestorben. Wie könnte ich sonst hier sein?«
»Du bist in die Welt der Lebenden zurückgekehrt, und das bedeutet, dass es möglich ist. Xavier wird einen Weg finden, mich zu den anderen zurückzubringen, oder er wird einen langen, qualvollen Tod erleiden. Er weiß, dass er uns nicht hintergehen darf. Unsere Erinnerung reicht weit zurück, und du wirst für deinen Verrat bezahlen.«
»Meinst du?«
Maxims Wut war so unbändig und stark, dass er nicht mehr an sich halten konnte. Er warf den Kopf zurück und heulte auf, griff mit seinen Klauen nach Manolitos Schultern und bohrte ihm seine Krallen so tief ins Fleisch, dass Blut aus den Wunden lief und die anderen Vampire in wilde Raserei gerieten und vorstürmten, um die dunkelroten Tropfen auf dem Boden aufzulecken.
Für einen Moment wurde Manolito von Panik ergriffen, von solch jäher, heftiger Panik, dass sie ihm den Magen umdrehte und seinen Verstand beeinträchtigte, doch er brachte die Reaktionen seines Körpers schnell unter Kontrolle und blieb reglos stehen, als die Vampire ihm umringten. Er unterdrückte sogar seinen Abscheu und lächelte Maxim an. »Denkst du wirklich, ich wäre so leicht zu täuschen? Es ist eine Illusion, mehr nicht. Du kannst nicht töten, was schon tot ist. Ich habe keinen Körper hier an diesem Ort. Diese Narren wollen es glauben, aber selbst sie werden nichts als Dreck auf dem Boden finden, und wenn sie noch so sehr darin herumwühlen.«
Mit verächtlicher Miene berührte er einen Vampir mit dem Fuß, als der Untote in dem öden Boden scharrte. Sie veranstalteten einen grauenvollen Lärm, als alle vergeblich versuchten, an frisches Blut zu gelangen, fauchten und zischten wie außer Rand und Band geratene Tiere. »Bist du wirklich so
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