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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Sarantha.
    »Und lebe lange«, fügte Vlad hinzu.
    Manolito ging durch das Wäldchen zurück, wobei er sich noch einmal nach dem einstigen Führer seines Volkes umblickte. Sarantha und Vlad hielten sich in den Armen, und ihre Körper strahlten einen schwachen Lichtschein aus, der stärker und blendender zu werden schien inmitten dieser grauen, trüben Welt. Als Manolito sie so sah, so voller Liebe füreinander und so inniglich verbunden, wünschte er sich nichts sehnlicher, als das gleiche Glück mit seiner eigenen Gefährtin zu erlangen. Seufzend wandte er sich ab, um den Weg zur Wiese einzuschlagen. Ein leichter Wind fuhr durch das Blattwerk in dem Wäldchen, der Manolito aber nicht erreichte, nicht einmal, als er den Kopf hob, um die leichte Brise im Gesicht zu spüren.
    Wie konnte er Maxims Verschwörung aufdecken? Der Vampir würde ihm nie vertrauen, ihm niemals glauben, dass er die Seiten gewechselt hatte. Was blieb ihm also noch an Möglichkeiten? Vlad hatte gesagt, dass die Untoten Mittel und Wege entwickelt hatten, um einen Geist zu foltern und wahnsinnig zu machen. Wie trieb man einen Geist in den Wahnsinn? Oder folterte ihn? Manolito runzelte die Stirn, als er darüber nachdachte. Ein geistiges Kräftemessen, ein intellektueller Schlagabtausch, das war die einzige Lösung, die er sah. Komme, was da wolle, er musste alles für seine Leute riskieren – und für MaryAnn. Falls er sich irrte ...
    Er zuckte mit den Schultern und ging zu der von dichtem Nebel bedeckten Wiese weiter, wo die brodelnden Schlammtümpel hässliche dunkle Kleckser ausspien. Maxim und seine Armee von Untoten warteten auf der anderen Seite. Manolito konnte Schatten wahrnehmen, die sich in den grauen Nebelschwaden bewegten, rot glühende Augen und Stimmen, die sich über dem Dampf erhoben.
    Manolito eilte über die Wiese, wich den Dampfwolken und plötzlich hoch aufschießenden Geysiren aus, die noch mehr von dem schwarzen Schlamm in alle Richtungen schleuderten. Dann passierte er den Nebelschleier und fand sich direkt vor den im Kreis stehenden Vampiren wieder.
    Maxim fauchte überrascht und blieb wie angewurzelt stehen, die Arme noch immer hoch erhoben. Der Sprechchor verstummte, und die anderen, die den Kreis um Maxim bildeten, traten zurück und bedeckten ihre Gesichter.
    Maxim zwang sich zu einem Lächeln und zeigte die Stümpfe seiner hässlichen, verfärbten Zähne. »Wie ich sehe, bist du zu uns zurückgekehrt, mein Freund. Dann beteilige dich doch an unserer kleinen Zeremonie.«
    »Ich hatte wirklich nicht die Absicht, euch zu stören, Maxim. Fahrt doch bitte in eurem Tun fort.«
    »Es stört dich also nicht?«, fragte Maxim mit einem leichten, aber bedrohlichen Grinsen.
    »Nein, natürlich nicht.« Manolito verschränkte die Arme vor der Brust.
    Maxim hob die Arme und stimmte wieder einen Sprechchor an. Die Vampire, die ihn umringten, bewegten ihre Füße in einem hypnotischen Rhythmus und begannen, ihre Stimmen in einer fesselnden Beschwörung zu erheben.
    Manolito ging langsam um Maxim herum, um ihn von allen Seiten zu betrachten. Er beobachtete die Muster, die seine Hände beschrieben, und prägte sich jede einzelne Bewegung genau ein.
    Maxim seufzte und ließ die Arme sinken. »Was ist?«
    »Mach weiter, Maxim. Ich überlege nur gerade, wo ich gerade diesen Zauber schon angewandt gesehen habe. Ich glaube, er ist einer von Xaviers frühen Werken, als er das erste Mal versuchte, die Schattenkrieger an sich zu binden. Da haben wir ihn beobachtet, erinnerst du dich? Er war ein brillanter Mann.«
    »Er ist ein brillanter Mann.«
    »Bei Weitem nicht mehr«, wandte Manolito ein. Die anderen Untoten hatten wieder mit ihrer Beschwörung aufgehört und beobachteten sie. »Er ist senil geworden und lebt von dem Blut unserer Leute, aber er war nie für Langlebigkeit bestimmt, und sein Verstand verlässt ihn allmählich.« Er trat näher an Maxim heran und senkte die Stimme, damit nur der Meistervampir ihn hören konnte. »Er kann keine neuen Zauber mehr hervorbringen. Er muss sie sich von anderen, geringeren Magiern zur Verfügung stellen lassen.«
    »Du lügst!«, zischte Maxim. »Ich weiß, dass du lügst.«
    »Du weißt, dass ich die Wahrheit sage«, erwiderte Manolito ruhig und umkreiste Maxim noch einmal. »Du hast immer einen so überlegenen Verstand besessen. Und ich schmeichle dir nicht, wenn ich dich daran erinnere. Du hättest es schon selbst merken können. Xavier hat die Fähigkeit verloren, sich etwas Neues auszudenken.

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