Gefangene deiner Dunkelheit
samtene Stimme, die er dazu bringen konnte, über ihre Haut zu gleiten wie ein Streicheln. Hätte jemand anders so wie er geredet, hätte MaryAnn gelacht, und wenn nicht laut, dann zumindest doch im Stillen, doch bei Manolito war sie durchaus versucht, einige seiner ausgefalleneren Fantasien zu erproben.
»Ich kann deine Gedanken lesen«, sagte er leise, »und wir sollten uns jetzt besser darauf konzentrieren, wie wir dich hier herausbekommen.«
»Ach, das sind nur Fantasien.« Sie würde nicht erröten. Den Gedanken, ausgezogen und ›bestraft‹ zu werden, bis sie bettelte, fand sie, ehrlich gesagt, unheimlich sexy, obwohl die Wirklichkeit vielleicht ganz anders aussah als die Fantasie.
»Ich kann dir versprechen, dass du jeden Augenblick mit mir genießen wirst«, versicherte er ihr und biss ganz sanft in ihren Finger, bevor er ihn in die feuchte Wärme seines Mundes zog.
Seine Zunge neckte und umtanzte ihren Finger, bis MaryAnn ein Aufstöhnen unterdrückte und nahe daran war, alle Vernunft fahren zu lassen. Und dabei küsste er nur ihren Finger. Sie fächelte sich Luft zu. Vielleicht war sie der Realität ja doch gewachsen. »Würdest du Bedingungen akzeptieren? Wie mich nicht herumzukommandieren, beispielsweise? Dann würde ich vielleicht sogar versuchen, ein bisschen abenteuerlustiger zu sein.«
»Dazu müsstest du bereit sein, dich meiner Fürsorge zu überlassen«, konterte er.
Da war es wieder, dieses langsame, sexy Lächeln, das ihr unter die Haut ging und auf geheime Wünsche traf, an die sie nicht einmal denken dürfte bei einem Mann, der so erpicht darauf war, sie sich ganz und gar zu unterwerfen. »Ein reizvoller Gedanke. Aber danke, nein. Ich bin keine Frau, die ihr Leben jemals in die Hände eines Fremden legen könnte.«
Sein Kinn strich über ihren Handrücken, und ihre Brüste prickelten, als hätte sein dunkler Bartschatten die zarte Haut daran berührt. »Aber sich im Schlafzimmer zu ergeben, ist nicht das Gleiche, wie es außerhalb davon zu tun.«
»Wäre das eine Option für dich?«
»Es gibt keine Optionen, nur das, was ist. Du bist meine Gefährtin des Lebens. Wir werden einen Weg finden, wie das bei karpatianischen Gefährten nun einmal so ist.« Sein Lächeln verblasste. Er küsste ihre Fingerknöchel und zog ihre Hand dann wieder auf sein Herz. »Du kannst nicht bei mir bleiben, MaryAnn; das ist einfach zu gefährlich. Ich kann nicht sagen, was Realität oder Illusion ist, und mit unserem Körper in einer Welt und unserem Geist in einer anderen sind wir angreifbar an beiden Orten.«
»Ich weiß nicht, wie ich von hier wegkommen soll, und selbst wenn ich es könnte, wäre ich nicht bereit dazu. Nicht ohne dich. Und wenn ich dir nun alles verzeihen würde, was du mir angetan hast?« Sie ließ ihren Blick über das trübe Grau ihrer Umgebung schweifen. Es schien immer noch derselbe Regenwald zu sein, nur ohne die lebendigen Farben und Geräusche. Wasser strömte aus den Felsen und den Hang hinunter, doch statt klar oder weiß zu sein, lief es in dunklen Rinnsalen das Felsgestein hinunter.
»Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Zuerst muss ich herausfinden, was ich getan habe, um an diesen Ort der Geister und der Schatten zu gelangen.«
6. Kapitel
G eister und Schatten. Das hörte sich gar nicht gut an. MaryAnn rieb sich ihr Kinn, das sie auf ihre Knie gestützt hatte. Es gab auf alles eine Antwort; sie musste nur ihren Verstand benutzen.
Manolito beugte sich vor – nahe genug, um sie in seinen angenehmen maskulinen Duft zu hüllen und seine Körperwärme auf sie zu übertragen. MaryAnn fühlte sich gleich sehr weiblich und beschützt. Sie quittierte seine Bemühungen allerdings mit einem etwas irritierten Blick. Sie versuchte zu denken und konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen. Sein Lächeln verschärfte die elektrisierende Spannung zwischen ihnen und ließ sie auf jede Faser ihres Körpers übergreifen.
»Sag mir, welches Unrecht ich dir zugefügt habe. Um nichts in der Welt würde ich dir wehtun wollen. Ich weiß, dass ich dir nie untreu war. Sag es mir, päläfertiil, und ich werde tun, was immer nötig ist, um diese Verfehlung wiedergutzumachen, nicht, um selbst von hier fortzukommen, sondern weil ich meiner Gefährtin niemals und in keinster Weise bewusst etwas zuleide tun würde.«
MaryAnns Herz zog sich zusammen angesichts des Kummers und der Sorge, die in seiner Stimme lagen. »Manolito, ich weiß wirklich nicht, was hier vorgeht, doch du hattest gar keine
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