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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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unter Adligen Mode war. Seine blaugrünen Augen hatten die beunruhigende Tendenz, unmittelbar die Seele jedes Menschen zu durchdringen, der das Pech hatte, seinem Blick ausgesetzt zu sein. Kein Wunder, dass die arme, kleine Emma Angst vor ihm hatte. »Mistress Emma sorgt sich darum, dass Lady Clare ihre Schlafenszeit versäumen könnte«, erklärte er und zwinkerte dem Kindermädchen zu.
    »Wir haben uns die bösen Menschen angesehen«, erklärte die Kleine und deutete zum Torhaus und dem grausigen Bild, das sich dem Betrachter dort bot.
    »Tatsächlich«, sagte Silas und bemühte sich, einen Schauder zu unterdrücken. Er hegte keinesfalls eine Abneigung gegen seinen derzeitigen Herrn. Aber er fand, dass Lord Tristans Befähigung als Vater ein wenig zu wünschen übrig ließ.
    »Dann nehmt sie mit«, sagte Tristan, sah den älteren Mann ungeduldig an und runzelte dabei die Stirn, während er sein Kind noch einmal einen kurzen Moment in die Arme nahm. Er mochte Silas sehr und bewunderte ihn für sein Wissen. Aber seine Empfindlichkeit konnte ziemlich lästig sein. »Geh gleich zu Bett«, sagte er zu Clare und gab ihr einen Kuss.
    »Nein, Papa«, korrigierte sie. »Zuerst die Gebete.«
    Er lächelte. »Ja, gut, wie du möchtest.« Er übergab sie Emma. »Zuerst die Gebete, dann schlafen.«
    Das Mädchen schien sein Lächeln einen Moment erwidern zu wollen, konnte sich aber nicht recht dazu überwinden. »Ja, Mylord.«
    Silas beobachtete Tristan, wie er ihnen nachsah, erkannte, dass er nicht der Einzige war, der Emmas hinreißenden Charme zu schätzen wusste, und lächelte. »Lady Clare ist recht hübsch, Mylord«, bemerkte er, als sie fort waren. »Kommt sie nach ihrer Mutter?«
    Tristan belohnte diese Spöttelei mit einem Lächeln. »Das muss sie wohl«, antwortete er. »Obwohl ich mich, ehrlich gesagt, nicht erinnere.«
    »Wer war sie?«, fragte Silas fasziniert. Er hatte dieselbe Frage während der Monate, die sie bisher auf Schloss DuMaine verbracht hatten, schon vielen von Tristans Leuten gestellt, aber niemand von ihnen wollte auch nur ein Wort über die Privatangelegenheiten seines Herrn äußern.
    Der junge Ritter schien von dieser Frage weder überrascht noch beleidigt, sondern einfach nur nicht sonderlich an ihr interessiert zu sein. »Ein Niemand«, antwortete er achselzuckend und lehnte sich gegen die Steinmauer. »Irgendeine Frau … die verwitwete Schwester eines unbedeutenden Barons.« Er runzelte die Stirn, als durchforste er seine Erinnerung. »Ich glaube, sie hieß Amelia. Oder Alice.« Er zuckte erneut die Achseln und tat das Problem damit ab. »Vielleicht war es auch Anne.«
    »Mylord!«, schalt Silas ernsthaft betroffen. »Ihr erinnert Euch wirklich nicht?«
    »Ich erinnere mich wirklich nicht.« Der alte Gelehrte sah so missbilligend drein, dass Tristan unwillkürlich lächeln musste. »Ich bin ihr auf meinem Weg zu einem Feldzug im Hause ihres Bruders begegnet«, erklärte er. »Als ich zurückkehrte, hieß es, sie sei bei der Geburt meines Kindes Clare gestorben, und der Baron schien die Unannehmlichkeit, ein weiteres Maul füttern zu müssen, nicht gut aufzunehmen. Also nahm ich sie mit mir.«
    »Habt Ihr überhaupt um die Mutter getrauert?«, fragte Silas. »Habt Ihr ihren Verlust bedauert?«
    »Sie hat mir nie so sehr gehört, dass ich sie hätte verlieren können«, antwortete Tristan. »Hätte sie überlebt, hätte ich sie wahrscheinlich zu meiner Frau gemacht, aber dem war nicht so.« Silas’ Tadel ärgerte ihn allmählich. »Sie war nur eine Frau, Silas.«
    »Ja, Mylord. Das war sie.« Der Baumeister konnte erkennen, dass sein adliger Auftraggeber bei diesem Thema rasch die Geduld verlor, aber er konnte nicht widerstehen, ihm einen weiteren Stich zu versetzen. »Eure Clare wird auch eine Frau werden. Ich hoffe, kein Mann wagt es jemals, ihren Namen zu vergessen.«
    Tristan öffnete den Mund zu einer Erwiderung und hielt dann inne, als seine Aufmerksamkeit von einem jähen Feuerschein in den Wäldern abgelenkt wurde. »En garde!«, rief einer der Wächter von seinem Posten auf dem Torhaus, als ein brennender Pfeil über die Mauer sirrte.
    »Silas, runter!« Tristan stieß den älteren Mann flach auf das Pflaster, als ein Hagel brennender Geschosse unmittelbar über ihre Köpfe hinwegsegelte. Die hölzerne Palisade, die noch immer den unfertigen Teil der Außenmauer schützte, stand im Handumdrehen in Flammen, ebenso wie das Strohdach des Stalles. Tristan sprang mit dem schlimmsten Fluch

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