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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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einsteigen konnte, bevor der Tunnel zusammenbrach. Ich habe eine Weile gebraucht, um Sie zu finden. Und dabei ist mir dies hier untergekommen.« Er warf mir meinen Rucksack zu. »Der Speer ist da drin.«
    Ich hätte ihn küssen können! Ich öffnete den Rucksack und vergewisserte mich, ob alles noch da war, dann nahm ich den Speer heraus und streichelte ihn. Allein ihn in der Hand zu halten gab mir das Gefühl, groß und unbesiegbar zu sein.
    Â»Die Kreatur wird alles, was sich in Ihrer Nähe aufhält, töten. Im Moment bin das ich. Ich kann Sie hier herausbringen. Die Kreatur kann das nicht. Sie tötet nur. Denken Sie daran.«
    Ryodan nahm meine Hand und führte mich näher zur Schlucht, als mir lieb war, aber ich verstand, warum er das machte. Dort war das Schiefergestein verwittert und so weich wie Sand, und man hörte unsere Schritte nicht so sehr.
    Ich sah zu ihm auf. »Wie haben Sie mich gefunden? Haben Sie mich auch tätowiert?«, flüsterte ich.
    Â»Ich kann Barrons’ Zeichen folgen. Noch ein Wort, und Sie landen im Abgrund.«
    Ich sagte nichts mehr. Wenn es darum gehen sollte, wer überlebte – er oder ich –, dann würde er sicherlich sein Leben retten. Ich fragte mich, warum Barrons nichts unternommen hatte, um Ryodan vor dem Monster zu bewahren. Barrons hätte ihm ein Hemd mit seinem Geruch mitgeben können oder so was.
    Als könnte er meine Gedanken lesen, raunte er: »Das Tattoo, das er Ihnen gestochen hat, schützt Sie vor der Kreatur. Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass er mir sein Zeichen aufprägt. Ich bin bewaffnet hierhergekommen. Mir ist die Munition ausgegangen. Ich habe das Monster die ganze Nacht durch den Regen gejagt. Es ist ein gerissenes Biest.«
    Ich hatte tatsächlich Gewehrschüsse gehört! »Haben Sie versucht, es zu töten?«, flüsterte ich entsetzt. Welch eigenartiger Paradigmenwechsel. Das Monster hatte mich beschützt. Verbissen. Und jetzt war es mein Feind?
    Ryodan sah mich streng an. »Wollen Sie weg von hier oder nicht?«
    Ich nickte heftig.
    Â»Dann halten Sie den Speer bereit, seien Sie still und hoffen Sie, dass mich die Kreatur nicht tötet. Ich bin Ihr Ausweg.«

    Als das Monster angriff – und ich vermute, ich hatte nie den geringsten Zweifel, dass es das tun würde –, stürmte es mit derselben Explosivität herbei, mit der es den Keiler getötet hatte. Es brach aus dem Nichts hervor und überrannte Ryodan zähnefletschend.
    Ich sah hilflos zu, wie sich die beiden auf dem Boden wälzten, und wartete auf eine Gelegenheit, selbst irgendwie eingreifen zu können.
    Das Monster war wesentlich größer als Ryodan, aber Barrons’ mysteriöser Kumpan war selbst ganz schön brutal. Aus seinen Armreifen sprangen Messer und Stachel.
    Während des Kampfes schien das Monster eine ganz ähnliche Taktik anzuwenden wie Dani, wenn sie sich schnell von A nach B bewegte. Mir verschwamm alles vor den Augen, und ich konnte die beiden Gestalten nicht auseinanderhalten. Ryodan schien ebenso übernatürlich agil zu sein wie das Monster. Nur die Verletzungen verlangsamten ihre Bewegungen.
    Ich konnte nur kurze Blicke auf den einen oder anderen erhaschen.
    Knurren und Fauchen war zu hören, während die beiden kämpfend immer näher zum Abgrund und wieder zurückrollten – ich hielt immer wieder den Atem an und betete, dass die beiden nicht abstürzten.
    Ich sah, dass Ryodan aus unzähligen Wunden blutete.
    Dann kam das Monster in Sicht; es hatte tiefe Fleischwunden und ein blutiges Maul und schnappte.
    Wieder wälzten sie sich über den Felsen.
    Ich beobachtete das Geschehen aus weit aufgerissenen Augen, sprang hierhin und dorthin und suchte nach einer Gelegenheit, Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Ich fühlte mich eigenartig zerrissen: Das Monster hatte mir mehrmals das Leben gerettet. Es war mein barbarischer Schutzdämon. Es hatte über mich gewacht.
    Aber wie Ryodan gesagt hatte, war es zu nichts anderem imstande.
    Es konnte mich nicht nach Hause bringen. Und es war drauf und dran, den Menschen, der mich von hier wegbringen konnte, zu vernichten. Das durfte ich nicht zulassen. Ich musste weg von hier.
    Beide standen jetzt, und das Monster riss Ryodan in Stücke!
    Kurz darauf musste Ryodan dem Monster eine größere Verletzung beigebracht haben, denn es kam und blieb eine Weile in Sicht.

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