Gefangene der Flammen
in Garys Erinnerungen gefunden hatte. Das war zwar noch nicht alles, doch er musste ihr Gesicht sehen. Ihre Reaktion spüren und sich vergewissern, dass ihm nicht anzumerken war, welche Heidenangst ihm, zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, in den Knochen saß.
Riley nickte. »Verstehe. Meinst du mit psychotisch , dass sie wie diese Dorfbewohner waren? Wahnsinnig und mordlustig?«
Dax nickte. »Sie trinken Blut wie ein Vampir. Und manchmal werden sie zu Kannibalen.«
Riley schüttelte ihr Haar und ließ es über eine Schulter fallen, um es zu einem langen, dicken Zopf zu flechten. Wahrscheinlich möchte sie ihre Hände beschäftigen, dachte Dax. Denn obwohl sie mit keiner Wimper gezuckt hatte, zitterten doch ihre Finger.
»Okay. War’s das? Denn wie ich sehe, hast du dich noch immer nicht beruhigt.«
»Die Verwandlung ist schmerzhaft«, entfuhr es ihm, obwohl das gar nicht seine Art war. Doch Riley verunsicherte ihn mit ihrer unbewegten Miene. » Sehr schmerzhaft«, betonte er, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen. »Es ist wie Sterben. Krämpfe, Übelkeit … ich kann dir die Erinnerungen zeigen, wenn du willst«, bot er widerstrebend an.
Riley schwieg und blickte ihm nur prüfend ins Gesicht. Er bemühte sich, es völlig ausdruckslos zu halten, weil er sie in keiner Weise beeinflussen wollte.
Sie warf den Zopf über die Schulter und stand auf. »Ich will das nicht sehen. Ich bin nicht dumm. Mir war klar, dass ich meine Welt verlassen musste, um in deine überzuwechseln. Dein Körper ist anders als der meine, und ich wusste von Anfang an, dass eine Verwandlung nicht gerade leicht sein würde. Nichts Lohnendes ist leicht.« Sie sah ihm in die Augen. »Aber du, Dax, bist jede Mühe wert.«
Sie ging zu ihm und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Frauen bekommen Kinder, obwohl sie wissen, dass es wehtun wird, doch diese Schmerzen sind nichts, verglichen mit der Freude, die sie erfahren, wenn sie ihr Kind in den Armen halten. Was immer es auch erfordern mag, ich werde es auf mich nehmen, Dax«, sagte sie mit absoluter Entschiedenheit in der Stimme.
Ihr Gesicht verschwamm für einen Moment, sodass er blinzeln musste, um die Tränen zu verdrängen, die ihm in die Augen gestiegen waren.
»Wenn du es für sicher hältst, bin ich bereit. Ich möchte nur, dass du die Sache beendest und dir dabei im Klaren bist, an was für eine Art von Frau du dich gebunden hast. Ich übernehme die Verantwortung für meine eigenen Entscheidungen. Ich tue nicht, was andere mir sagen. Ich möchte, dass du dein Wissen mit mir teilst, und ich will Respekt und eine Partnerschaft.« Sie hob das Kinn. »Ich wäre nie so dumm, mit dir über Sicherheit oder Gesundheit zu streiten, was, wie ich bemerkt habe, zwei wichtige Themen für dich sind. Doch ich fasse gern meine eigenen Entschlüsse.«
Er griff nach ihren Oberarmen. »Soll das eine Warnung sein?« Sein Herz fühlte sich an, als wäre es zu groß für seine Brust geworden.
»Nenn es, wie du willst! Ich weiß, du befürchtest, ich hätte dein wahres Ich noch nicht gesehen. Aber das habe ich. Du neigst zu großer Dominanz, und das ist okay für mich. Wirklich, Dax. Nur befürchte auch ich, dass du noch gar nicht weißt, wer ich bin. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, und ich bin noch nie damit klargekommen, dass mir jemand vorschreibt, was ich zu tun habe.«
Er spürte den Anflug von Furcht in ihr, und sein Herz zog sich zusammen. Gleichzeitig durchströmte jedoch Hitze seinen Unterleib und setzte sich in seinen Lenden fest, sodass er mit beiden Händen ihre Hüften umfasste und sie hart an seinen Körper zog. »Ich werde dich immer lieben, Riley.«
Sie hatte sich entschlossen, und dennoch fürchtete sie noch ihre Entscheidung. Es war eine von großer Tragweite, die ihr Leben für immer verändern würde. Falls Dax sie je verließ …
»Ich könnte dich gar nicht verlassen«, versicherte er ihr leise. »Ich bringe dich jetzt zu Gary und Jubal, doch ich werde direkt unter dir ruhen. Rühr an mein Bewusstsein, wenn du etwas brauchst, dann werde ich sofort erwachen!« Er küsste sie noch einmal lange und leidenschaftlich, um jeden Zweifel in ihr auszuräumen. Vielleicht war es unmöglich, aber er würde es weiter versuchen, bis sie sich seiner genauso sicher war, wie eine karpatianische Seelengefährtin es wäre.
Riley schlang ihm die Arme um den Nacken, als er sie hochhob. »Ich verlasse diesen Ort nur ungern. Du hast unsere Zeit hier wunderschön für mich
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