Gefangene der Flammen
andere. Warte hier einfach nur auf mich. Und steck nicht deine Hände in den Boden! Du weißt, dass er nicht mehr hier ist. Setz dich nur ruhig hin und warte auf mich!«
»Ja, in Ordnung«, versprach sie ihm. »Und ich bleibe auch jederzeit in deiner Sicht. Ich empfinde nicht diese fürchterliche Beklommenheit, die darauf hinweist, dass er uns eine Falle gestellt hat. Ich glaube, das Schlimmste hier steht dir bevor.«
»Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten – und wenn du auch nur für eine Sekunde spürst, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist – nimm Verbindung zu mir auf!«, sagte er. »Ich werde in der Nähe sein.«
Riley schenkte ihm ein kleines Lächeln, von dem sie hoffte, dass es beruhigend war. »So tapfer, wie du glaubst, bin ich nicht. Ich werde nicht nur im Kopf, sondern auch aus voller Lunge nach dir schreien, falls etwas passiert.«
»Hast du die Waffe, die Jubal dir überlassen hat?«
Sie nickte. »Ich halte sie stets bereit. Sie wird Mitro zwar nicht töten, ihn jedoch vielleicht verlangsamen, und die Kreaturen, die er erschafft, wird sie auf jeden Fall aufhalten.«
»Er selbst wird dich nicht angreifen, solange er nicht in die Enge getrieben wird oder eine sehr gute Chance für sich sieht, denn dazu ist er viel zu raffiniert. Er wird das Töten jemand anderem überlassen, und das bereitet mir am meisten Sorgen. Er war in dem Vulkan gefangen und hat es trotzdem geschafft, deine Mutter aufzuhalten und dann andere dazu zu bringen, sie für ihn zu töten. Das Gleiche kann er auch dir antun. Du darfst nichts und niemandem vertrauen, keinem Tier, keinen Vögeln oder Insekten und schon gar keinen Menschen.«
»Dax.« Riley hob die Hand und strich ihm zärtlich übers Kinn. »Wenn du versuchst, mich zu ängstigen, kannst du dir das sparen. Ich habe jetzt schon Todesangst. Ich bin keine Heldin, Liebster.«
Er konnte nicht umhin, zu lächeln und den Kopf zu schütteln. »Du siehst dich selbst nicht realistisch. Angst hat nichts mit Mut zu tun, und du bist mehr als mutig, sívomet.«
Riley schüttelte den Kopf und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf den Mund zu küssen. Es lag überhaupt nichts Sinnliches in diesem Kuss, nur kameradschaftliche Wärme und ein Vertrauen, das ihm das Herz zusammenkrampfte. »Pass auf dich auf!«, murmelte sie.
Dax wandte sich brüsk ab. Es fiel ihm immer schwerer, ihr den Freiraum zu geben, den sie brauchte. Er war so lange ohne jemanden gewesen, und die Bindung zwischen ihm und Riley wurde immer enger, sodass auch ihre Bedürfnisse und Wünsche die gleichen wurden. Sein Verlangen nach ihr wuchs mit jeder Stunde, die er in ihrer Gesellschaft verbrachte. Er hatte sich vorgenommen, sie dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben. Deshalb hielt er sich, so oft es ging, in ihrem Geist auf, was etwas sehr Intimes und schwer zu Widerstehendes war. Doch nun merkte er, dass er es war, der sich verliebte.
Seine langen Schritte brachten ihn schnell zu Gary und Jubal zurück. »Das hier wird schlimm werden«, warnte er sie. »Ich gehe zuerst hinein, um nach Fallen zu suchen, die Mitro möglicherweise hinterlassen hat. Ihr zwei bleibt am Waldrand stehen. Betretet nicht die Lichtung! Wir können nicht wissen, was eine Falle auslösen könnte.«
»Falls er welche hinterlassen hat, müssen wir sie finden, bevor wir wieder gehen«, sagte Jubal. »Wir wollen ja nicht, dass ein Unschuldiger vorbeikommt und verletzt oder gar getötet wird.«
Dax nickte grimmig, dann löste er sich in Dunst auf und schwebte zu der Lichtung neben dem Fluss hinüber. Das Häuschen war sehr klein, kaum mehr als eine Hütte, mit einem einzigen Raum und einer winzigen überdachten Veranda, die auf Pfählen gestanden hatte. Jetzt war sie auf einer Seite eingebrochen, verbrannt und schwarz. Von dem Haus war nicht mehr geblieben als drei halbe Wände, eine bloße Hülle um eine rauchende Ruine. Das Dach hatte aus Ästen und Blattwerk bestanden, wie viele der Hütten, die von Eingeborenen errichtet wurden. Diese hier war in aller Hast erbaut worden, und es gab kaum etwas, das darauf hinwies, dass hier jemand lange gelebt hatte. Dax ging vorsichtig um die Hütte herum und überprüfte die Luft nach Anzeichen für Mitros Fallen.
Etwa dreißig Meter von der ausgebrannten Ruine entfernt fand Dax die Leiche einer jungen Frau. Er kniete sich für eine Weile neben sie, vertrieb die Insekten und strich ihr in einem letzten Abschiedsgruß über das Haar. Die Frau hatte Mut gehabt. Sie war schwanger gewesen
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