Gefangene der Flammen
das Brennen in ihren Augen zu verdrängen. Sie war Dax’ Seelengefährtin, und für sie war das Bindungsritual schön und geheiligt gewesen. »Was Mitro getan hat, war nichts Geringeres als ein Sakrileg.«
»Ich sehe sie noch immer vor mir«, gestand Dax ihr leise. »Zerfetzt und auseinandergerissen. Katalinas Bauch war aufgeschlitzt, und Arabejila versuchte, ihre ungeborene Schwester daraus zu befreien.« Für einen Moment schloss er die Augen. »Ich nahm ihr das Messer aus der Hand und beendete, was sie begonnen hatte. Ich verstümmelte den Leib der schönen, wunderbaren Seelengefährtin meines Freundes.«
»Um ein Kind zu retten, Dax. Du hast ein Kind gerettet. Seine Mutter hätte es gewollt. Sie hätte dich angefleht, ihr Baby zu retten, wenn sie noch gelebt hätte.«
Dax presste seine Finger auf die Augen. »Als ich sah, wie dieses Kind neulich nachts im Regenwald seiner Mutter entrissen wurde, wurde mir …« Er schüttelte den Kopf, ohne den Satz zu beenden.
Aber das brauchte er auch nicht. Ihm war richtig übel geworden, las Riley in seinem Geist.
Sie umhüllte ihn mit Wärme. Anders konnte sie ihm im Augenblick nicht helfen. Es gab keine Worte, um ihn zu trösten. Nicht in dieser Situation.
Er schüttelte den Kopf. »Karpatianern wird nicht übel. Nicht, wenn sie auf Jagd sind. Mitro weiß, dass das Schlimmste …« Wieder unterbrach er sich und straffte die breiten Schultern. »Was er Arabejila angetan hat, war der absolute, ultimative Verrat an seiner Seelengefährtin. In unserer Welt kann es keine größere Sünde geben. Zu versuchen, seine eigene Seelengefährtin zu töten und sie dann zu einem Leben voller Qualen zu verurteilen und mit voller Absicht unsere Kinder zu ermorden …«
Dax begann wieder, unruhig auf und ab zu gehen, als stiege der tief in ihm vergrabene, schwelende Zorn zu dicht an die Oberfläche, um ihn im Zaum halten zu können.
»Die Bande zwischen Seelengefährten machen es einem unmöglich, lange ohne den anderen zu überleben«, fuhr Dax fort. »Da Mitro sich entschied, seine Seele aufzugeben, war er davon nicht betroffen – auch wenn er sich nicht dazu überwinden konnte, Arabejila zu ermorden. Später reiste sie mit mir und verschrieb sich ganz und gar der Aufgabe, ihn aufzuspüren und mir zu helfen, ihn ins nächste Leben zu befördern, doch sie hat sehr gelitten in all den langen Jahren.«
»Und du hast ihren Kummer gespürt.«
»Unsere Männer verlieren nach ein paar Hundert Jahren – oder früher noch, wenn sie ständig töten – die Fähigkeit, Farben zu sehen oder Emotionen zu verspüren. Früher suchte ich sehr häufig Arabejilas Zuhause auf, wenn ich von der Jagd zurückkehrte, weil allein die Nähe Katalinas, ihrer Mutter, und irgendwann auch Arabejilas, es mir leichter machten, mir Gefühle in Erinnerung zu rufen. Ich sah zwar keine Farben, doch ich wusste, was Zuneigung war. Durch diese Frauen wurde mein Leben erträglicher, bis Arabejila ihren Seelengefährten verlor. Ich wollte empfindungslos sein und nicht ihren großen Kummer spüren; ich wollte nicht sehen, wie sehr sie zu kämpfen hatte, um am Leben zu bleiben. In gewisser Weise glaubte ich, von ihren Emotionen bestraft zu werden, obwohl sie sie vor mir zu verbergen versuchte.«
In einer sanften, zärtlichen Berührung, leicht wie ein Windhauch nur, aber intensiv genug, um Dax mit ihrer Liebe zu umhüllen, streifte Riley seinen Geist mit ihrem. Sie wusste, dass er es kaum ertrug, auf dem Balkon zu bleiben, wo die kühle Nachtluft ihn zu beruhigen versuchte. Es war eine Nacht für Selbstbezichtigungen. Seit er im Dschungel das Baby und den übel zugerichteten Körper der Mutter gesehen hatte, war Dax rastlos und mehr als nur nervös gewesen. Riley wusste einfach nicht, wie sie ihm helfen sollte.
»Wir sind hier doch sicher? In diesem Haus, meine ich? Mitro kann nicht wissen, wo wir sind, oder?«, fragte sie. »Ich kann fühlen, dass du hier nicht glücklich bist, doch wir brauchen eine Bleibe, und Riordan de la Cruz hat uns dieses schöne Heim gegeben. Du hast eine Ruhestätte …«
»Die ich nie benutzen würde, wie er sehr wohl weiß«, wandte Dax mit finsterer Miene ein.
»Und warum nicht? Riordan ist Karpatianer, und er hat eine Seelengefährtin. Gary und Jubal kennen ihn. Und seine Schwägerin, Jasmine, ist auch hier.«
»Der Alte ist unruhig«, sagte Dax. »Ich kann ihn kaum noch zur Räson bringen. Er misstraut Riordan. Und karpatianische Jäger würden niemals zulassen, dass andere ihre
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