Gefangene der Flammen
und hatte versucht, ihr ungeborenes Kind zu schützen. Traurig schüttelte Dax den Kopf und gab den beiden wartenden Männern ein Zeichen.
Jubal war Gary ein paar Schritte voraus. Garys Gesichtsausdruck verriet Dax, dass der Wissenschaftler wusste, was er sehen würde. Es hatte schon zu viele dieser Vorfälle gegeben, bei denen Menschen von einem Vampir in Stücke gerissen worden waren.
»Dieser verdammte Mistkerl!«, knurrte Jubal, der als Erster die Stelle erreichte.
»Sie war eine Jaguarfrau«, sagte Dax. »Und schwanger mit einem Jaguarbaby. Das Baby liegt dort drüben.« Er zeigte mit dem Kinn zu dem Kind hinüber. »Ein Junge.«
»Er hat das Baby vor ihren Augen getötet, nicht?«, fragte Jubal grimmig.
Gary zog sein Hemd aus und hüllte den kleinen Leichnam behutsam darin ein. »Er hat ihr das Baby genommen, während sie noch lebte, das Kind bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt und dann sie angegriffen. Er spielt gern mit seinen Opfern. Jaguarmenschen müssen verbrannt werden. Sie hinterlassen nie Leichen, wo andere sie untersuchen könnten.«
»Dann lasst es uns hinter uns bringen, bevor der Helikopter kommt«, stimmte Dax ihm grimmig zu. Mit einem Blick zu Riley sagte er: »Es ist nicht nötig, dass sie es mit ansieht. Es wird schon schlimm genug sein, es ihr zu erzählen.«
KAPITEL SIEBZEHN
D er Alte war aufgeregt, und es war nicht gut, einen sehr großen, aufgeregten Drachen in einer großen Stadt dabeizuhaben. Dax ging auf der Terrasse auf und ab. Von hier hatte man einen fabelhaften Blick auf das Lichtermeer der Stadt. Die Familie de la Cruz besaß ein ausgedehntes Anwesen am Rande von Rio de Janeiro. Anscheinend besaßen sie Häuser in fast jeder großen Stadt in Südamerika. Sie schienen sich gut daran gewöhnt zu haben, unter Menschen zu leben.
So wie Dax sich in dem Vulkan weiterentwickelt hatte, hatte sich auch die Familie de la Cruz fortentwickelt – nur fühlte Dax sich gar nicht wohl mit ihrer Veränderung zum Modernen. Er glaubte nicht daran. Sie waren Jäger, jeder Einzelne von ihnen, Wölfe im Schafspelz. Trotz ihres modernen Äußeren und des Charmes, den die Brüder de la Cruz ausstrahlten, wusste er, was sie unter all dieser Kultiviertheit waren – Raubtiere, jeder von ihnen.
»Was ist?«
Rileys sanfte Stimme ließ ihn innehalten, und er drehte sich zu ihr herum. Sie saß in einem der bequemen Sessel, hatte das Kinn auf die angezogenen Beine gestützt, und beobachtete ihn. Aufrichtige Besorgnis lag in ihrer Stimme und in ihren schönen warmen Augen. Dax hatte noch nie zuvor jemanden gehabt, der sich um ihn sorgte, außer Arabejila, und bei ihr war es nicht das Gleiche gewesen, oder jedenfalls nicht, soweit er sich erinnern konnte. Es war ein merkwürdiges – und wunderbares – Gefühl.
»Ich mache mir Sorgen wegen unseres Aufenthalts in dieser Behausung.«
»Haus«, berichtigte sie ihn. »Aber wieso das denn?«
Wieder begann er, ruhelos von einer Seite der Terrasse zur anderen zu schreiten. Riley war seine Seelengefährtin, und sie hatte eine Frage gestellt, die eine Antwort erforderte. Seufzend blieb er vor ihr stehen. »Ich hätte Mitro schon vor Jahren exekutieren sollen, lange bevor er mit seinen Morden begann. Ich wusste, dass die Finsternis in ihm wuchs. Ich war mit einem Fluch zur Welt gekommen, obwohl Arabejilas Vater der Meinung war, er sei ein unermesslich wertvolles Geschenk. Ich wusste es jedoch besser. Schon als kleiner Junge sah ich den Makel an vielen meiner Freunde. Als wir älter wurden, fing ich an, mich unwohl in ihrer Gegenwart zu fühlen, und auch sie fühlten sich nicht sehr gut in meiner. Niemand will als Verdammter gezeichnet sein.«
»Hast du das getan?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich versuchte, es zu lassen, aber ich sah schon sehr früh diesen Schatten in ihnen und konnte gar nicht anders, als sie im Auge zu behalten. Damit flößte ich natürlich allen Unbehagen ein. Zuerst glaubten die Älteren mir nicht, doch als meine Voraussagen sich als wahr erwiesen, begannen sie, mir zuzuhören. Und als das geschah …« Dax beendete den Satz nicht, sondern kehrte Riley den Rücken zu, stützte sich mit beiden Händen auf das Balkongeländer und starrte in die Nacht hinaus.
Riley biss sich auf die Lippe. Der kleine Dax musste ein Außenseiter gewesen sein. Die anderen Jungen und Männer in seinem Dorf hatten ihn sicherlich gemieden und sich von ihm ferngehalten, für den Fall, dass er den Makel in ihnen entdeckte und sie als potenzielle Vampire
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