Gefangene der Flammen
nicht mehr ganz so sicher.« Er schüttelte den Kopf. »Mitro wusste, dass Arabejila seine Seelengefährtin war, und trotzdem hat er sich dem Bösen zugewandt.«
Das war eine Tatsache, die sich nicht bestreiten ließ. »Aber Mitro hat Arabejila an seine verlorene Seele gefesselt, nachdem er zum Vampir geworden war«, erwiderte Riley. »Sie waren Seelengefährten, doch er hat sie nie wirklich für sich beansprucht, bis er beschlossen hatte, seine Seele aufzugeben. Er gehörte bereits zu den Untoten. Er konnte sich nicht dazu überwinden, sie zu ermorden, diese Bindung überstieg zumindest seinen Drang zu töten, aber er wollte, dass sie litt. Vielleicht hätte sie ihn retten können, wenn er sie vor seiner Verwandlung zum Vampir für sich beansprucht hätte.«
Dax, der noch immer Rileys Hand hielt, beugte sich einen Moment lang vor und bedeckte mit der anderen sein Gesicht. »Ich glaube nicht, dass diese Möglichkeit bestand. Er war so finster, Riley. So düster und so schlecht.«
»Hast du etwas Finsteres in Riordan gesehen?«, fragte sie und strich Dax sehr sanft über das kurze, dichte Haar, das sie so gern berührte. »Er scheint seiner päläfertiilam sehr zugetan zu sein.« Dax’ Wort für Seelengefährtin kam ihr überraschend leicht über die Zunge. Sie begann, den Klang und die viel explizitere Bedeutung des karpatianischen Wortes für »Seelengefährtin« sehr zu mögen. Es schien so viel mehr zu beinhalten als das entsprechende Wort in ihrer eigenen Kultur.
Dax schüttelte den Kopf. »Aber wir befinden uns auf Riordans Besitz, und er teilt all diese Anwesen mit seinen Brüdern. Ich bin auf der Jagd nach Mitro, einem ungeheuer mächtigen Vampir. Er hat sich zu etwas entwickelt, was ich nicht verstehe, und das macht ihn sogar noch gefährlicher. Falls ich meine Aufmerksamkeit also zwischen Mitro und einem dieser Jäger aufteilen muss, könnten wir in Schwierigkeiten sein.«
Seine zärtliche Berührung erschwerte es Riley, klar zu denken. Seine Stimme, eine Mischung aus Rauch und Samt, war geradezu hypnotisch. Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Du schaffst es immer wieder, mich die Gefahr vergessen zu lassen, Dax. Denkst du wirklich, dass Riordan unser Feind ist?«
»Gut, wenn du bei mir die Gefahr vergessen kannst. Ich möchte nämlich nicht, dass du dir Sorgen machst.«
Du sorgst dich ja genug für uns alle , warf der Alte ein. Wenn du willst, kann ich das Haus niederbrennen und sie alle töten.
»Untersteh dich!«, sagte Riley scharf.
»Das würde er nicht tun«, beruhigte Dax sie. »Er zieht dich nur auf. Riordan scheint ein anständiger Mann zu sein und ist seiner Seelengefährtin offensichtlich sehr ergeben, aber dennoch hat er diesen kleinen Schatten in sich. Er ist bei Weitem nicht so stark wie bei seinem ältesten Bruder, doch er ist da. Riordan ist zu großer …«
»… Gewalttätigkeit fähig?«, warf Riley lächelnd ein. »Wie du? Trägst du auch einen Schatten in dir?«
»Früher einmal, bevor all das begann, sagte Mitro, ich hätte einen. Er meinte den Älteren, ich könnte nur deshalb in andere Jäger ›hineinschauen‹, weil ich selbst mit dem Fluch der Finsternis behaftet sei.«
Der Alte schnaubte laut, und das Geräusch schallte durch ihre Köpfe.
»Ich glaube nicht, dass er irgendetwas, was Mitro sagt, sehr ernst nimmt«, flüsterte Riley, als hinderte das den Drachen daran, sie zu hören.
»Wir haben Besuch«, verkündete Dax mit solch ausdrucksloser Miene, als wäre sein Gesicht aus Stein gemeißelt. Riley konnte er Gefühle zeigen, doch niemandem sonst.
Eine Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. Dax veränderte leicht die Haltung, sodass sein Körper ihren halb verdeckte, und legte beschützend einen Arm um sie. Es war Jubal, der an der Terrassentür erschienen war und sie aufhielt, um eine kleine, hochschwangere Frau vorangehen zu lassen.
Jasmine Sangria schenkte ihnen ein unsicheres Lächeln. »Stören wir?«
»Aber natürlich nicht«, versicherte Riley schnell. »Dies ist schließlich euer Zuhause, und es ist sehr freundlich von euch, es mit uns zu teilen.«
Jasmine, hatte Riley bei ihrer Ankunft erfahren, war Riordan de la Cruz’ Schwägerin. Ihre Schwester Juliette war zu hundert Prozent Karpatianerin, nachdem sie von ihrem Seelengefährten in dessen Welt hinübergebracht worden war. Jasmine dagegen war es nicht. Sie war eine Jaguarfrau, wie Juliette es vor ihrer Verwandlung gewesen war, und war entführt und vergewaltigt worden, bevor ihre Cousine,
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