Gefangene der Flammen
Ruhestätten kennen.«
Die Drachenseele rührte an Rileys. Der Alte war schläfrig, gähnte gelangweilt und wartete darauf, dass Dax erkannte, dass er es war, der sich sorgte, und nicht der Drache. Der Alte würde einen Feind sofort in Flammen setzen und das Problem damit aus der Welt schaffen. Bei ihm würde es kein solch endloses Gerede geben.
Als hätte der Drache auch ihm einen kleinen Stoß versetzt, fuhr Dax fort: »Wenn ich mich in die Erde begebe, werde ich nicht das Glück haben, in deiner Nähe zu sein – sofern ich nicht den Ort aufsuche, der mir zur Verfügung gestellt wurde. Ich kann dich also nicht beschützen, sívamet.«
Sie runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen. »Riordan scheint doch ein sehr gastfreundlicher Mann zu sein. Und er ist seiner Seelengefährtin und seiner Schwägerin offensichtlich sehr ergeben. Was beunruhigt dich also – oder beziehungsweise den Alten, meine ich?«, berichtigte sie sich schnell.
»Ich kannte den Ältesten der De-la-Cruz-Brüder, lange bevor sie herkamen. Damals nannten sie sich noch nicht De la Cruz. Der älteste Bruder war nicht nur von dem Schatten gezeichnet, sondern trug große Finsternis in sich, sogar als Junge schon. Wenn Mitro sich trotz allem noch entschließen konnte, seine Seele aufzugeben, ist es durchaus möglich, dass auch jeder andere karpatianische Mann eine solche Scheußlichkeit begehen könnte.«
Das war es also. Niemand war sicher. Riley runzelte die Stirn, als sie versuchte, die Informationen, die sie in seinem Kopf fand, mit jenen zu verbinden, die sie dem einen oder anderen Gespräch entnommen hatte.
»Dax, kannst du mir die Verbindung zwischen Seelengefährten noch einmal erklären, damit ich das Konzept besser durchschaue? Gary hat es versucht, doch ich verstehe es immer noch nicht ganz.« Irgendetwas war ihr bisher entgangen, und wenn nicht ihr, dann Dax. Und in Anbetracht seiner Gemütsverfassung, seiner heftigen Reaktion auf Gefahr, brauchte sie jetzt fundierte Kenntnisse über seine Welt. Bisher war sie ihrem Instinkt gefolgt, aber nun brauchte sie diese Informationen.
Dax kam zu ihr herüber und setzte sich in einen Sessel neben ihr. Sofort umgab sie sein frischer Duft. Er roch nach freier Natur, nach Gefahr, nach Hitze und Feuer. Ihr ganzer Körper reagierte auf seine Nähe. Eine elektrisierende Energie erwachte in ihrem Blutkreislauf, ihre Lunge brannte, weil sie nicht genügend Luft bekam, und ein fast schmerzhaftes Ziehen erwachte in ihrem tiefsten Inneren. Dax griff so sanft nach ihrer Hand, dass sie seine Berührung kaum bemerkte, und trotzdem verschärften sich ihre Sinne, bis sie jeden seiner Atemzüge spüren konnte.
Seine Haut war warm, fast heiß, als er seine Finger mit ihren verschränkte und ihren Handrücken mit dem Daumen streichelte. Er schwieg eine Zeit lang und glitt mit langsamen Bewegungen, die fast wie Pinselstriche waren, mit den Fingern zwischen ihre. Riley konnte kaum noch atmen, kaum noch denken.
Sie fand es seltsam, dass sie sogar hier, in einer Stadt, in der es nur so wimmelte von Menschen und von Leben, sich ihres Verlangens nach Dax mindestens genauso intensiv bewusst war wie im Dschungel. Seine Liebe zu ihr war im Moment so stark, dass sie fast greifbar war und ihr das Gefühl gab, seine starken Arme um sich zu spüren, obwohl er sie kaum berührte. Ihre Liebe zu ihm trieb ihr die Tränen in die Augen, wenn sie allein war. Dann hörte sie jeden seiner Herzschläge, als wären es ihre eigenen, und wenn er Atem holte, tat auch sie es. All das war wunderbar, doch im Moment war das Allerwichtigste für sie, einen Weg zu finden, ihn zu beruhigen.
»Ein männlicher Karpatianer verliert etwa nach den ersten zweihundert Jahren jegliches Empfindungsvermögen und die Fähigkeit, Farben zu sehen. Manchmal sogar noch früher. Je mehr man jagt und tötet, desto schneller lassen diese Fähigkeiten nach. Bei mir ging es sehr schnell. Man lehrt uns, dass es zwischen einem Mann und seiner Seelengefährtin nur eine Seele gibt. Seine Hälfte enthält die Dunkelheit, und die ihre ist das Licht. Es gibt nur eine solche Gefährtin, und sie muss gefunden werden.«
Dax hob Rileys Hand an seinen Mund und küsste ihre Fingerknöchel. »Und ich habe das große Glück, dass ich dich gefunden habe.«
»Und da du mich an dich gebunden hast, kannst du nicht der Finsternis erliegen. Die Tatsache, dass wir Seelengefährten wurden, wird es verhindern«, wiederholte sie.
»Ich dachte, so wäre es. Doch jetzt bin ich mir
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