Gefangene der Flammen
würde, sobald Mitro hereinkam.
Dax legte den Kopf auf ihre Schulter. Rileys Herz schlug schneller – doch auch dieses schreckliche Pochen tief in ihren Adern wurde stärker. Plötzlich sank die Temperatur im Raum, sodass jedes Ausatmen ein weißes Dampfwölkchen erzeugte. Die Blätter an den Schlingpflanzen zogen sich zurück, und Ratten huschten an den wenigen Stützbalken der Decke entlang.
In das Pochen so vieler Herzen mischte sich das eines anderen, stärkeren, das auch einen anderen Rhythmus hatte. Bei einem Schlag dröhnte es, beim nächsten wurde es leiser, nur um sogleich wieder an Lautstärke zuzunehmen. Das ungleichmäßige Trommeln hämmerte Dax und Riley in den Ohren und ließ ihre Herzen schneller schlagen, fast so, als würden sie den Takt erkennen. Auch das Pochen tief in Rileys Adern beschleunigte sich.
Eine erwartungsvolle Stille entstand im Raum. Die Spannung wuchs. Die Menge schwankte hin und her, in Massenhysterie verloren, ehrfürchtig und mit opaken Augen. Pietra stand mit glühenden Wangen auf dem Podium. Mit ausgebreiteten Armen ließ sie den Blick über die Menge schweifen und präsentierte ihrem Herrn und Meister ihr Geschenk.
Dax und Riordan rückten eng vor Riley zusammen, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass eine Gruppe Jünger vor ihnen stand. Die Musik wechselte zu Tönen, die etwas von Grund auf Böses ankündigten. Stroboskoplicht blitzte auf und verstärkte noch den hypnotischen Effekt, den Mitro auf seine Anhänger hatte. Nebel durchwaberte die Menge, ein dichter Strom verpesteter Luft, der durch die hin und her schwankende Gruppe trieb.
Allgemeines Luftschnappen wurde laut. Leise Schreie ertönten. Der Geruch von Blut stieg auf. Rote Tropfen spritzten in die Menge. Als der Nebel vorbeizog, erschien eine Hand mit langen, scharfen Krallen aus dem Dunst und fuhr über Haut und Fleisch. Über Brüste, Oberkörper, Nacken und Kehlen. Die meisten hatten nur oberflächliche Schnitte davongetragen, aber einige weniger Glückliche waren ernsthaft verletzt worden. Bei einem spritzte Blut aus der Halsschlagader, was er jedoch nicht mal zu bemerken schien, weil er wie ein Irrer auf und ab hüpfte und in ekstatischer Verzückung mit den anderen im Kreis herumtanzte.
Jedes Mal, wenn Mitros Hand aus dieser kalten, grauen Wolke erschien, geriet seine Gemeinde außer Rand und Band. Der Nebel zog langsam weiter durch die Menge, bis er sich auf dem Podium befand. Dort verdichtete er sich auf dramatische Art und Weise zu der Gestalt eines Mannes, doch als sie schwankte und durchsichtig wurde, waren es aufeinandergestapelte Ratten, aus denen dieser Mann bestand. Erst als die Nager herunterfielen, weil sie sich nicht halten konnten, tauchte unter ihnen Mitro auf.
Mit ausgestreckten Händen, in einer schwarzen, rot gefütterten Robe mit Kapuze, stand er da und breitete die Arme aus. Die Begeisterungsschreie seiner Anhänger erschütterten das Gebäude. Hände packten den Jungen mit der verletzten Halsschlagader und stießen ihn zum Podium; viele der Jünger tauchten ihre Fingere in das Blut und bemalten sich damit. Der Junge stolperte zu der Plattform und blickte in einer Mischung aus Ehrfurcht und Schrecken zu seinem Meister auf. Er versuchte nicht einmal, seine zerfetzte Kehle zu bedecken.
Mitro zeigte auf den Boden des Podiums, und der Junge krabbelte hinauf. Auf allen vieren kroch er winselnd über die Holzplanken. Als er den Vampir erreichte, schlang er die Arme um dessen Beine. Schreckliche gurgelnde Geräusche kamen aus seiner aufgerissenen Kehle, als er bettelte und dem Untoten die Wunde anbot.
Die Menge drehte durch. »Essen! Essen! Essen!«, skandierte sie.
Mitro packte sein Opfer am Haar und zog den Jungen auf die Beine. Das Blut lief ihm am Nacken hinunter in sein Hemd und tropfte auf den Boden. Mitro riss dem Jungen brutal den Kopf zurück und zeigte seinen Anhängern die tiefe Wunde.
Jubel brauste auf, und die Menge schrie noch lauter. »Essen! Essen! Essen!«
Mitro öffnete weit den Mund und entblößte seine schwarz verfärbten, spitzen Fänge, hielt der dramatischen Wirkung wegen inne und wartete auf erneuten Beifall seiner Anhänger, bevor er die Zähne in die Wunde seines Opfers schlug.
Beherrscht vom Blutrausch, würde Mitro das Blut des Jungen schlürfen, ihm den Hals zerfetzen, um seinen Anhängern eine Schau zu bieten und sich an dem Entsetzen seines Opfers zu weiden, sowie der Junge merkte, dass er nicht zum Vampir gemacht wurde, sondern in Wirklichkeit nur
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