Gefangene der Flammen
– doch sich mit etwas derart Bösem konfrontiert zu sehen war eine einschüchternde, Furcht erregende Aufgabe, wie sie sich eingestehen musste.
Die Menge im Raum kehrte schon wieder zu ihrer stumpfsinnigen Tanzerei oder dem Alkohol- und Drogenkonsum zurück. Niemand achtete auf drei Leute mehr, die wie alle anderen gekleidet waren. Riordan und Dax benutzten keinen Schutzschild, der die Aufmerksamkeit von Mitros Schatten in Pietra erregen könnte, sondern ließen nur ihre Gesichter ein wenig verschwimmen und viel jünger aussehen, um nicht aufzufallen.
Falls Mitro zurückkehrt, Riley, wird er merken, dass du hier bist. Beeil dich also und erledige deine Aufgabe, falls du dich dazu entschieden hast!
Riley hockte sich auf den Boden und kämpfte gegen die Nervosität an, als sie die Hände in den Boden steckte. Dax’ Stimme war jetzt schärfer. Der zärtliche Geliebte war zum Krieger geworden, und Riley hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er sie beim ersten Anzeichen von Mitros Rückkehr hier herausbringen würde, ohne sie auch nur zu fragen. Selbst wenn sie bis dahin noch nicht fertig war. Er war gefährlich und imstande, von einer Sekunde zur anderen sehr gewalttätig zu werden.
Die von dem öligen, fauligen Schlamm des Untoten erfüllte Erde flehte sie um Hilfe an. Riley beschwor alle Heilkräfte herauf, die ihr von den schon vor langer Zeit verstorbenen Frauen ihrer Familie verliehen worden waren. Sie waren da und führten sie flüsternd durch die Reinigungszeremonie. Der Boden war aller Mineralien und Nährstoffe beraubt. Die einzige Möglichkeit für die Pflanzen zu überleben, war die abartige Nahrungsaufnahme durch die mutierten Pfahlwurzeln, die Mitro zur Verfügung gestellt hatte. Sogar die Insekten waren geflohen.
Riley schloss die Augen und blendete die chaotische Musik und das merkwürdige Summen aus, als die Menge tanzte; Marionetten, die für ihren Herrn auftraten, der die Fäden zog, und nach seinen Launen lebten oder starben. Riley ging auf ihrer Suche sehr tief, sie rief und lockte … bis ihr der grauenhafte Gestank der Schlafstätte des Untoten entgegenschlug. Der Boden war blutdurchtränkt und von verwesenden Leichnamen übersät. Menschliche Knochen lagen verstreut zwischen Erdschichten oder ragten grotesk aus ihnen hervor.
Für einen Moment verkrampfte sich Riley der Magen, und fast hätte sie die Hände aus der Erde gezogen. Diese Aufgabe war unmöglich. Der Boden war in ein Beet des Bösen verwandelt worden und der Herzschlag der Erde zum Schweigen gebracht, als hätte Mitro es geschafft, bis zum Kern in sie einzudringen und auch diesen zu zerstören.
Ich bin bei dir , hörte sie Dax’ Stimme in ihrem Kopf. Du schaffst das, Riley. Betrachte es als einen Friedhof und die Leichname als Menschen, die ordentlich beerdigt werden müssen.
Ich bin auch bei dir , sagte der Alte. Ihre Seelen schreien um Hilfe.
Mein geliebtes Kind! , murmelte Annabel. Sie sind zwischen zwei Welten gefangen. Nur du kannst ihnen Frieden schenken.
Auch die Stimmen ihrer Vorfahrinnen ermutigten Riley und redeten ihr gut zu.
Stärke drang in sie ein. Es war nicht unmöglich, die Erde zu heilen. Sie, Riley, war für diese Aufgabe geboren worden. Sie konnte nicht zulassen, dass die Geschöpfe, die Mitro auf solch barbarische Art getötet hatte, wegen des öligen, schleimigen, ekelhaften Schlicks, den er dort in der Erde erzeugt hatte, niemals Frieden finden würden.
Als Erstes mussten die bösartigen, mutierten und vor Schlechtigkeit verfaulenden Pfahlwurzeln zerstört werden. Sie schob die Hände noch tiefer, auf den Kern der Erde zu. Ich appelliere an die Macht des geschmolzenen Lichts. Leih mir deine Kraft für das, was getan werden muss! Ich ziehe deine Energie heran, um mich ihrer zu bedienen und zu vernichten, was böse ist und als Täuschungsmanöver verwendet wird.
Riley streckte eine Hand nach der ältesten Pfahlwurzel aus, bündelte das geschmolzene Licht, das sie aus dem Herzen der Erde gezogen hatte, und richtete es wie einen Laserstrahl auf die Wurzel. Mutter Erde, ich bitte dich um eine Gabe tief aus deinem Innersten. Schenk mir einen Stein, mit dem ich zerstören kann, was böse ist, aber auch diese Seelen erlösen und an einen Ort zurückschicken kann, wo sie Frieden finden werden!
Tief griff Riley mit ihrer freien Hand in den fauligen Boden und förderte einen jadegrünen Stein zutage, den Mutter Erde für sie hervorgebracht hatte, damit er ihr in ihrem Kampf als Waffe diente. Es war ein
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