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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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bedrängten, die Höhle in der Nähe des Zentrums des Vulkanes aufzusuchen. Die Hitze und der Druck so nahe an der primären Magmakammer waren so intensiv, dass Dax dort nie mehr als ein paar Sekunden hatte bleiben können. Doch irgendetwas war da. Etwas Mächtiges und Grimmiges. Etwas, das normalerweise nicht gestört werden wollte.
    Etwas, wovon die Erde glaubte, dass Dax es brauchte, weil sie ihn immer wieder im Laufe der Jahrhunderte zu dieser Kammer hingetrieben hatte.
    Der Drang war jetzt sogar noch stärker als je zuvor. Dax’ ganzes Sein fühlte sich unwiderstehlich angezogen von dieser Kammer tief im Herzen des Vulkans. Was dort lag, wartete auf ihn, und er konnte den Besuch nicht länger aufschieben. Die Kraft, die er brauchte, befand sich dort und bot sich ihm an, sofern er nur den Willen aufbrachte, sie sich zu holen.
    Er entfernte die Schutzzauber, die seine Schlafstätte umgaben, und verwandelte sich in einen klaren Nebel, in dessen Form er mühelos durch die Lavarinnen und Spalten im Fels hindurchglitt, um tief in die Erde abzutauchen, bis er den überhitzten Raum erreichte. Ein kleiner Teil des Bodens auf der anderen Seite war gesprungen, und geschmolzenes Gestein aus der angrenzenden Magmakammer drang dickflüssig und orange glühend in den Raum. Der Lavatümpel stieg schnell an. Es würde nicht lange dauern, bis er die ganze Kammer ausfüllte.
    Im Mittelpunkt des Raumes, die Hinterbeine schon halb unter der ansteigenden Lava verborgen, lagen die versteinerten Überreste eines Drachen. Das gewaltige, atemberaubende Tier lag fest zusammengerollt, mit angezogenen Schwingen, den mächtigen Schwanz hatte es um seinen Körper geschlungen, und sein Kopf ruhte auf Vorderpfoten mit diamantenen Krallen. Der ganze Drache war kristallisiert, sein Körper in der intensiven Hitze und unter dem Druck des Vulkans in Rubine und Diamanten verwandelt worden. Die Brust des Drachen war eingeschlagen, und riesige Stücke facettierten Kristalls lagen um das versteinerte Skelett verstreut.
    Die von dem Magma ausgehende Hitze brachte die Luft um den Drachen zum Flimmern und verzerrte Dax’ Sicht, bis das gesamte kristallisierte Skelett zu erzittern und sich zu bewegen schien.
    Nimm es! Nimm, was noch da ist! Nimm, was sich dir bietet!
    Das Gewisper erfüllte Dax’ Kopf, bis ihm beinahe schwindlig davon wurde. Die aus dem Magmatümpel aufsteigenden Hitzewellen vor ihm schienen zu schimmern und eine durchscheinende feuerrote Färbung anzunehmen, aber der Schimmer war geformt wie … ein Drache?
    Dax schüttelte den Kopf, rieb sich die Augen und sah noch einmal hin. Das Bild war noch da … verschwommen, durchscheinend, ein Drache, der aus substanzlosem rotem Nebel geformt war. Dax streckte seine Sinne aus, konnte jedoch nichts von dem durchdringenden Gestank des Bösen wahrnehmen.
    Der Alte bietet dir seine Kraft an. Du warst vorher noch nicht so weit, aber wir haben dich bereit gemacht. Nimm, was dir geboten wird! Ohne das kannst du deinen Feind nicht besiegen. Nimm es! Schnell, bevor es im Vulkan verloren geht! Die Erde fuhr mit ihrem Geflüster fort und drängte Dax, eine Chance zu ergreifen, die ihm helfen oder ihm den Tod bringen konnte.
    Er trat näher. Die Hitze des Magmas war so intensiv, dass er schon halb erwartete, jeden Moment in Flammen aufzugehen, doch seine abgehärtete Haut warf nicht mal Blasen. Ein weiterer Schritt brachte ihn so nahe an den Kopf des Drachen, dass er höchstens noch einen Meter fünfzig von dem sich stetig vergrößernden Lavatümpel entfernt war. Jetzt konnte er auch die Macht spüren, die von dem kristallisierten Drachen ausging. Woher kam sie? Dax war schon vorher in diesem Raum gewesen und hatte den halb zerstörten Drachen gefunden, der aber dennoch eine eindrucksvolle Entdeckung war, doch er hatte noch nie etwas von dieser pulsierenden Energie gespürt. Heute fühlte es sich fast so an, als lebte dieser Drache noch.
    Dax trat noch näher und streckte die Hand nach dem schimmernden Energieschleier aus. Sowie er ihn berührte, brach eine rohe, unverfälschte Wildheit los. Macht schlug in ihn ein wie Blitze und riss ihn von den Füßen. Er landete sehr unsanft auf dem Boden, und heißer Schmerz schoss durch seinen Rücken.
    Nimm die Macht! Nimm, was dir geboten wird!
    »War das ein Angebot?« Dax rappelte sich auf, klopfte sich den Staub von den Kleidern und rieb sein schmerzendes Kinn. »Nichts für ungut, mein Freund, aber was immer das auch ist, will sich offenbar nicht ›nehmen‹

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