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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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anzugreifen, hätte Riley vielleicht sogar keine Sekunde gezögert. Außerdem hatte Annabel einen hervorragenden Orientierungssinn, was den Weg zu diesem Berg anging. Bei zwei ihrer anderen Reisen hatten ihre Führer sich verirrt, und da war es ihre Mutter gewesen, die den Weg gefunden hatte.
    Doch nun, da Annabel krank war und die Angriffe auf sie immer heftiger wurden, wagte Riley es nicht, sich von der Gruppe zu trennen. Jubal und Gary boten ihnen ein gewisses Maß an Schutz, das sie nicht so einfach aufgeben konnte.
    »Ich bin euch beiden sehr, sehr dankbar für eure Hilfe. Heute Nacht muss ich unbedingt ein wenig schlafen, und ich weiß zwar nicht, warum es im Wald so still geworden ist, doch ich spüre keine unmittelbare Gefahr für uns. Meine Mutter soll übrigens nicht sofort etwas von den Ereignissen erfahren. Ich möchte es ihr selbst sagen und sehen, ob sie sich diese Angriffe auf sie erklären kann.«
    Sie musste in aller Ruhe allein mit ihrer Mom sprechen, was jedoch nahezu unmöglich war, da sie von so vielen Reisenden umgeben waren. Außerdem betrachteten die Führer und Träger sie jetzt mit Misstrauen, was es noch zusätzlich erschweren würde, ungestört zu sein.
    »Dann geh jetzt schlafen«, sagte Gary. »Wir werden derweil Wache halten.«

KAPITEL DREI
    W eit unter der Erdoberfläche und tief in der heilkräftigen, vulkanischen Erde der Anden eingeschlossen, erwachte Danutdaxton von einem heftigen Pochen in seinem Kopf und der Hitze, die um ihn herum aufstieg. Seine Augen öffneten sich in der vertrauten Dunkelheit, und das Erste, was er wahrnahm, war der Gestank von Schwefel, der ihm in die Nase stieg, und der quälende Hunger nach Blut, der wie mit steinernen Fäusten auf ihn einschlug.
    Dax spreizte die Finger, als er die Schutzzauber in der Kammer überprüfte. Er war nicht allein. Eine schier unerträgliche Druckwelle überschwemmte ihn, doch trotz des Schmerzes entlockte ihm der Angriff ein Lächeln grimmiger Bewunderung.
    »Benimm dich, alter Freund!«, murmelte er.
    Zu Mitro Daratrazanoffs Gunsten musste gesagt werden, dass er ein ebenso unerbittlicher Gegner war wie Dax ein Jäger. Sie hatten einander zahllose Jahrhunderte lang verfolgt, bevor sie in diesem Vulkan verschüttet worden waren, und in den ebenso zahllosen Jahrhunderten ihrer Gefangenschaft hatten sie ihren Kampf nie aufgegeben, und jeder hatte fortwährend nach einem Moment der Schwäche bei dem anderen gesucht. Jäger und Gejagter, Räuber und Beute: Ihre Rollen wechselten ständig, aber sie waren sich so ebenbürtig, dass keiner von ihnen lange Zeit die Oberhand behielt.
    Dax holte tief Luft und ließ die Hitze, die Dunkelheit und den Schmerz über sich ergehen. Sein Körper beruhigte sich. Auch der wahnsinnige Hunger ließ nach, als die Macht und Hitze des Vulkans in seinen Körper eindrangen und ihn mit ihrer Energie und ihrer Kraft versorgten. Er bezog seine Nahrung aus der Erde, wie ein Karpatianer Nahrung aus den Adern seiner menschlichen Beute bezog.
    Früher einmal hätte nur Blut seinen Hunger stillen und ihm Kraft verleihen können. Doch die letzten fünfhundert Jahre der Gefangenschaft in der Hitze und dem Druck im Herzen des Vulkans hatten ihn verändert. Er war nicht mehr »nur« Karpatianer, sondern etwas anderes … noch Stärkeres geworden.
    Sein Fleisch und seine Knochen waren fester, härter und weniger anfällig für Verletzungen geworden. Er hatte eine viel größere Toleranz gegenüber Hitze und Feuer entwickelt. Wahrscheinlich könnte er mitten in einem Flammenmeer stehen, ohne auch nur die kleinste Blase zu bekommen. Sein Haar, das einst lang und dicht gewesen war wie das der meisten Karpatianer, war bis auf seine Kopfhaut versengt worden, sodass es heute nur noch wie ein kurzer, dichter Pelz war, und seine Augen konnten das kleinste Licht verstärken, was ihn befähigte, selbst in nahezu pechschwarzer Umgebung klar zu sehen. Selbst in Höhlen, in die nicht der kleinste Lichtstrahl drang, hatte er die Fähigkeit entwickelt, mit anderen Mitteln zu sehen. Hitzespuren waren für ihn deutlich sichtbar, und in den kältesten, dunkelsten Höhlen und Tunneln konnte er zwischen den Energieschwingungen im Felsen unterscheiden und seine Umgebung dadurch »sehen«.
    Diese Vibrationen strichen über seine Haut, als er voll und ganz aus seinem heilsamen Schlaf erwachte und sich reckte und streckte in der warmen Erde. Nachdem er sie mit einer Handbewegung geöffnet hatte, stieg er aus seiner Schlafstätte in die

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