Gefangene der Flammen
Fähigkeiten teilten. Sie waren weitaus mächtiger zusammen, als jeder es für sich gewesen war. Keiner von ihnen würde je wieder allein sein, und beide schwebten durch den Vulkan mit einem einzigen Ziel vor Augen: Mitro Daratrazanoff aufzuhalten oder bei dem Versuch zu sterben.
Die Röhre war viele Kilometer lang und ausgewaschen von einem alten, unterirdischen Strom, der sich vor langer Zeit verlagert und einen breiten Tunnel unter dem Berg zurückgelassen hatte. Dax war oft genug darin gewesen, wenn er Mitro gejagt hatte, weil er wusste, dass der Vampir irgendetwas in der Röhre vorhatte. Aber er hatte ihn nie bei irgendwas erwischen können. Als Nebel konnte er sich jetzt fortbewegen, ohne seine Anwesenheit zu verraten, falls Mitro ihm einmal mehr eine Falle gestellt haben sollte.
Warte! Weiter ist er nicht gegangen.
Dax hielt sofort inne, aber der Nebel glitt mit seinen Sinnen weiter, um herauszufinden, wo Mitro hingegangen sein könnte. Der Gestank des Untoten durchdrang den ganzen Tunnel. Deshalb konnte Dax keinen Unterschied spüren oder riechen, doch er vertraute dem Instinkt des Drachen. Dieses Wesen war ein guter Jäger und daran gewöhnt, sich in Höhlen aufzuhalten.
Der Tunnel hatte keine Abzweigungen, oder zumindest keine, die Dax sehen konnte oder je entdeckt hatte, aber der Drache spürte, dass der Vampir hier nicht weitergegangen war. Also musste Mitro einen anderen Weg durch den Berg gefunden haben – oder er hatte sich getarnt und lag irgendwo auf der Lauer.
Dax verhielt sich ganz still und rührte an das Bewusstsein seines Drachen. Für ihn, den Alten, war der Untote vor allem ein abscheulicher Gestank in seinem Heim. Dem mythischen Geschöpf war die Präsenz einer solch widernatürlichen Kreatur zuwider, und es war sehr aufgebracht darüber, dass Mitro sich in seinem Zuhause breitgemacht hatte.
Rechts von ihnen war der Gestank am stärksten. Dax betrachtete das in dunklen Rottönen, gelb und braun gefärbte Gestein der Wand. Er konnte keine Anzeichen dafür entdecken, dass Mitro sich an dieser Wand zu schaffen gemacht hatte. Dax bewegte sich Zentimeter für Zentimeter voran, mit einer Geduld, die ganz im Gegensatz zu den immer feindseligeren Gefühlen des Drachen gegenüber der unerwünschten Präsenz in seinem Zuhause stand.
Aber die Jagd erforderte nun mal Geduld, die eine Kreatur wie der Drache wahrscheinlich nie hatte entwickeln müssen. Noch immer in Gestalt von Nebel, strich Dax an der Felswand entlang, um die verschiedenen Farben zu berühren, in die Ritzen einzudringen und sie auf eine Öffnung zu untersuchen, die zu klein war, um sie zu sehen. Nichts. Er glitt tiefer und nahm jeden Zentimeter der Wand in Augenschein. Die Lavaröhre fiel ab und kam in einer verhältnismäßig ebenen Überlappung auf dem Boden auf. Wieder fand Dax keine Spur von Mitro, doch ein Gefühl der Dringlichkeit beschlich den Karpatianer.
Aus Jahren der Erfahrung wusste er, was es bedeutete, wenn er diesen jähen Drang verspürte: Seine Beute war in der Nähe, und sie hatte nichts Gutes vor. Deshalb wartete Dax ein paar Herzschläge lang und verhielt sich wieder völlig still, um ein Gefühl für die Röhre und alles, was fehl am Platze wirkte, zu bekommen. Die Decke war mit grauen, blauen und rostfarbenen Flecken marmoriert; der Boden war gelb und braun, und überall lagen Gesteinsbrocken herum. Kleine graue, blaue und rostfarbene Verfärbungen bedeckten drei der Felsen direkt unter ihm.
Dax inspizierte die Decke genauer, indem er den Nebel, in den er sich verwandelt hatte, dicht darüberstreichen ließ. Die Oberfläche fühlte sich hier viel glatter an, und die winzigen Risse und Spalten waren schwerer auszumachen. In Form von Nebel konnte er so tief wie möglich in die kleinen Zwischenräume eindringen und gleichzeitig große Teile der Decke untersuchen.
Dieser raffinierte Mitro! Da war ein Loch, eine Öffnung, die so klein war, dass nur ein neugeborener Wurm dort eindringen konnte. Doch kaum berührte der Nebel das Loch, verspürte Dax den vertrauten Antrieb, der ihm verriet, dass er nicht nur auf Mitros Spur, sondern ihm sogar schon ziemlich nahe war. Dax glitt noch tiefer in die kleine Öffnung und erweiterte ihren Umfang. Der Wurm vor ihm war zu enormen Proportionen angewachsen, hatte sich durch den Fels gegraben und jede Menge losgelöster Steinbröckchen rechts und links der Röhre hinterlassen. Einige waren durch das kleine Loch gefallen und auf den Felsen darunter gelandet.
Mitro hatte viele
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