Gefangene der Flammen
Male im Laufe der Jahrhunderte versucht, aus dem Berg herauszufinden, und sich in der Nähe des Schutzschildes, den Arabejila vor so vielen Jahren errichtet hatte, hindurchzuwühlen. Manchmal hatte der Vampir die Barriere schwächen können, wenn die Frauen an Macht verloren hatten, doch sowie das Ritual erneut vollzogen wurde, hielten diese Schutzzauber. Jetzt, da der Vulkan dem Ausbruch nahe war und die Frau sich verspätete, unternahm der Vampir einen weiteren Versuch.
Sehr vorsichtig drang Dax in das immer größer werdende Loch ein. Je größer der Wurm war, desto leichter und schneller konnte er sich durch den Fels bewegen. Mitro vergrößerte seinen Wurm, sowie er es für sicher hielt. Es war ein brillanter, raffinierter Plan. Dax hätte dieses winzige Loch nie von allein gefunden. Dazu war der Gestank des Vampirs zu stark, besonders in der Lavaröhre. Mitro, der jedoch wusste, dass der Geruch seine beste Verteidigung war, hatte dafür gesorgt, dass seine Gegenwart in jeder Ecke und jeder Kammer spürbar war.
Dax war keineswegs überrascht, dass Mitro es geschafft hatte, eine große Entfernung zurückzulegen – zumindest, bis er an den Schutzschild stieß. Dort kam Mitro nicht weiter, denn obwohl die Schutzzauber zwar schwächer geworden sein mochten ohne die nötige Verstärkung durch Arabejilas Verwandte, die erst zu ihnen unterwegs war, waren sie doch noch immer stark genug.
Dax schlich sich an den großen Wurm heran. Das Tier, dessen Maul mit Zähnen von diamantener Härte versehen war, fuhr herum und drehte sich wie ein lebendiger Bohrer. Der Schwanz diente dabei als Ruder. Dax passte den richtigen Moment ab, um mit einer Hand aus dem Nebel zu greifen, den herumwirbelnden Schwanz zu packen und ihn in einen eisernen, schraubstockartigen Griff zu nehmen. Sofort wechselte er die Richtung, kehrte zum Eingang des Lochs zurück und zog den sich heftig wehrenden Wurm mit sich.
Mitro zappelte und kämpfte, aber das Loch war zu eng, um sich herumzuwerfen und Dax zu beißen. Der Vampir versuchte, die Gestalt zu wechseln, doch Dax’ Griff war so fest, dass Mitro sich weder vorwärtsbewegen noch in Nebel auflösen konnte. Als der Gang sich verschmälerte, verwandelte Dax sich gerade weit genug, um die messerscharfen Krallen an seinen Füßen wie die eines Drachen zu benutzen und den Fels mit ihnen zu durchschneiden. Immer mehr erweiterte er das Loch und hielt den Schwanz des Wurms umklammert, während er sich rückwärts auf die Lavaröhre zubewegte.
Kaum spürte er die Luft, die ihm entgegenschlug, nahm er wieder in seine menschliche Gestalt an, ließ sich auf den Boden der Röhre fallen und zog Mitro unerbittlich mit. Der Kopf des Wurmes fuhr herum, und seine scharfen Zähne bohrten sich in Dax’ Körper. Ohne den Schwanz loszulassen, brachte Dax seinen Oberkörper vor dem herumwirbelnden Maul des Wurms in Sicherheit.
Der Boden geriet ins Schwanken und schleuderte Dax gegen die Wand der Röhre, worauf der Wurm sich in rasender Wut gegen die Wand warf und versuchte, an ihr hinaufzukriechen, um an Dax heranzukommen. Tief in dem Jäger erwachte der Drache und versetzte ihm einen warnenden Stoß, der noch lange in seinem Schädel widerhallte. Die Temperatur in der Lavaröhre stieg, und heißer Dampf drang aus mehreren Rissen im Boden. Eine zweite Erschütterung durchlief die Röhre, und geschmolzenes Gestein quoll aus den Rissen und Spalten in die Kammer. Dann brach laut krachend der Boden ein und schmolz in der Hitze der unter der Röhre hindurchfließenden Lava.
Entschlossen, notfalls mit Mitro zusammen in dem Magma zu sterben, hielt Dax den Schwanz des sich windenden Wurmes unerbittlich fest. Immer mehr Geysire schleuderten das zerschmolzene Gestein in die Höhe, sodass es die Decke traf und nach allen Seiten wegspritzte. Verzweifelt warf Mitro sich herum und schlug die Zähne in Dax’ Handgelenk. Wieder ging ein Schlingern durch den Boden, und diesmal fiel der Jäger hin.
Unter ihm öffnete sich der Fels, und Magma schoss heraus. Er hörte seinen eigenen Aufschrei, als es ihm das Fleisch an den Beinen wegbrannte. Mitro entwand sich seinem Griff. Für einen Moment sah es so aus, als hätte das geschmolzene Gestein den Vampir verschlungen, doch mit dem orangefarbenen und roten Magma stieg ein verdächtiger Dampf auf, und Schreie der Wut und Qual erfüllten die Röhre.
Den unerträglichen Schmerz aus seinem Bewusstsein auszuschließen war unmöglich, doch da Dax wusste, dass es die Drachenschuppen waren,
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