Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
ihn fast verbrannt hatte, hatte er den Schmerz noch abschotten, ihn in den Hintergrund seines Bewusstseins verdrängen und ignorieren können, doch jetzt gab es nichts mehr in ihm, was nicht offen, roh und wund war und vor Qualen pochte. Schweiß rann über seinen Körper und verdampfte auf seiner überhitzten Haut. Aber bei dem Inferno, das in ihm tobte, bemerkte er es kaum.
    In der Hoffnung, der unbeschreiblichen Qual vielleicht auf diese Weise zu entkommen, verwandelte er sich in pure Energie, eine Fähigkeit, die normalerweise dazu diente, jemanden von innen heraus zu heilen, doch selbst als sein Körper zu einem strahlend weißen Lichtstrahl wurde, konnte er nicht entkommen. Die rot glühende Drachenseele blieb bei ihm und versengte ihn mit ihrem Feuer. Körper, Geist und Seele wurden von brennender Hitze und Energie befallen; ein Gitterwerk aus Magie und Energie führte zu jedem Teilchen seines Seins und verband sie miteinander. Dieses Gitterwerk wurde enger und enger und zog Dax’ substanzlose Gestalt und die glühende Seele des Drachen immer mehr zusammen, bis sie sich berührten.
    In diesem Moment, für einen kurzen Augenblick, der Dax wie eine Ewigkeit vorkam, schossen ihm die Erinnerungen der uralten Kreatur durch den Kopf. Äonen der Existenz. Himmelhohe Flüge. Grimmige Kämpfe zwischen beflügelten Riesentieren, die die Luft beherrschten. Dichte, noch herrlich unberührte Dschungel, eine Welt, die lange vor den ersten Schritten eines Menschen existiert hatte. Eine Gefährtin des Drachen, ein schlankes, schönes Wesen mit vom Wind geblähten Flügeln und scharfen Krallen. Dann der Mensch mit seinen stählernen Speeren, der die Wesen fürchtete und jagte. Des Alten schöne Gefährtin, gefällt von einem dieser Speere. Wut. Feuer. Blut und Zerstörung, die vom Himmel regneten. Und schließlich Alter und Ermüdung … eine Wunde, die uralte Kraft erlöschen ließ. Eine Chance, im Herzen des Vulkans zu schlafen, bis die Welt aufhörte zu existieren.
    Der Drache war in der Tat sehr alt. Eine gewaltige Urkraft. Eine uralte Intelligenz aus der Zeit, als die Welt noch jung war. Ein roter Drache oder Feuerdrache. Kein Wunder, dass er sich das Innere eines Vulkans als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte. Das Wunder war, dass dieses erstaunliche Wesen auch nur daran dachte, irgendetwas von sich selbst mit Dax zu teilen.
    Und das wollte es ja wirklich. Das lange Leben des Drachen, jeder seiner Gedanken oder Gefühle, Instinkte und Wünsche vor diesem Moment wurden zu einem Teil von Dax’ Erinnerungen, zu einem Teil von ihm. Der Drache und der Karpatianer wurden eins. Nicht zwei Wesen, die miteinander verschmolzen, sondern zwei Seelen, die durch einen einzigen Körper miteinander verbunden waren. Sie konnten einander fühlen und sich miteinander bewegen.
    Der Magmatümpel stieg immer höher an, um bald die ganze Kammer auszufüllen, und die kristallisierten Überreste des Drachen wieder zu dem dickflüssigen Blut der Erde zu zerschmelzen, aus dem er hervorgegangen war.
    In Jahrhunderten des Lebens tief in dem Labyrinth von Höhlen hatte Dax jeden nur möglichen Winkel dieses Berges erforscht. Er kannte den tief unter der Erde dahinfließenden Lavastrom, dieses lange Band aus orangefarbenem Feuer und rotem Magma, und die langen Röhren, die die Untergrundbahn bildeten. Er kannte jede Kammer, einige mit wundervollen kristallenen Wänden und andere, die unter dampfend heißem Wasser standen. Schlammlöcher blubberten und brodelten, heiße Mineralquellen sandten wie Nebel aussehende Dampfwolken durch die Höhlen.
    Das Problem war, dass Mitro genauso viel Zeit gehabt hatte, seine Umgebung zu erforschen. Dax vermochte den Geruch des Bösen nicht mehr von der lebenden Scheußlichkeit zu trennen; der Gestank des Untoten war überall und machte es unmöglich, ihn aufzuspüren – es sei denn, man war ein Drache.
    Dax spürte, wie der Alte sich streckte und seine Sinne erprobte. Plötzlich drehte sich Dax’ Körper schwerfällig wie eine Puppe und ging auf die Lavaröhre zu seiner Linken zu. Aber da er seinen Körper nicht unter Kontrolle bringen konnte, schwankte er und prallte seitlich gegen die Wand. Die scharfen Felskanten zerschrammten ihm die Haut und schürften die ganze oberste Hautschicht ab. Im gleißenden Licht des Magmatümpels schien sein Arm mit sich überlappenden Ovalen aus rotem Gold bedeckt zu sein. Dax blinzelte, als er das seltsame Muster sah und es dann neugierig berührte. Die Ovale fühlten sich hart

Weitere Kostenlose Bücher