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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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stieß die Affen beiseite und erschoss sogar den einen oder anderen, um zu ihrer Mutter zu gelangen. Capa brach zusammen, die Machete flog aus seiner Hand, während Gary fortfuhr, die Primaten um Rileys Mutter herum niederzuschießen.
    Riley schob das Gebüsch beiseite, blieb schlagartig stehen, und ein gellender Schrei, der ihr fast die Stimmbänder zerriss, entrang sich ihrem weit aufgerissenen Mund. Wie erstarrt vor Entsetzen, stand sie dort. Was sie sah, war unmöglich zu begreifen. Für einen Moment schien es, als wäre sie auf ein Massaker gestoßen. Sie versuchte, sich einzureden, dass all das Blut, das den Boden und die Sträucher tränkte, von Affen stammte, aber ihr Körper war in eine Art Schockzustand verfallen, sodass sie fast gefühllos, taub und wie gelähmt war. Doch irgendwo tief in ihrem Innersten wusste sie, dass sie nur nicht die Wahrheit akzeptieren konnte. Da war so viel Blut! Sie konnte kein Fleisch sehen, nichts als Stofffetzen und Haare. Obwohl ihr die Galle in die Kehle stieg, zwang sich Riley, einen Schritt nach vorn zu treten.
    »Nein, Riley.« Starke Arme umfingen sie und hielten sie zurück. Hände ergriffen ihre und nahmen ihr die Waffe ab. »Komm weg von hier! Du kannst nichts mehr tun, und du musst das nicht sehen.« Garys Stimme war äußerst sanft und klang, als käme sie aus weiter Ferne.
    Manchmal hörte Riley, was gesagt wurde, manchmal nicht. Ihr drehte sich der Magen um, und sie versuchte, den Blick von dem zerfleischten Körper abzuwenden, was jedoch unmöglich war. Wieso war das Blut so dunkel? Lockiges Haar lag auf dem Boden, Strähnen und Haarbüschel hingen über Farnwedeln, verklebt und schmutzig rot. Riley sah Finger und ein Stück von einer Hand. Blutdurchtränkte Stofffetzen. Im Umkreis von etwa einem Meter fünfzig gab es keine Stelle, die nicht rot durchtränkt war. Es war unmöglich zu sagen, was in diesem dunklen Dickicht lag.
    Riley wurde sich der plötzlichen Stille bewusst, die sich über den Regenwald gelegt hatte. Nicht das kleinste Geräusch war mehr zu hören. Kein Gesumme von Insekten. Keine Schüsse. Kein Geschrei. Das Summen in ihrem Kopf war ihren eigenen stummen Protestschreien gewichen. Sekundenlang verschwamm die Welt um sie herum, und dann wurde sie wieder klar, nur um von Neuem ihre Schärfe zu verlieren.
    »Riley«, hörte sie Garys ruhige, entschiedene Stimme an ihrem Ohr. »Du musst jetzt mit mir kommen. Sie anzusehen wird dir nicht helfen.«
    Seine Hände drängten ihren erstarrten Körper, sich zu bewegen, aber sie hatte keine Kontrolle über ihre Glieder. Das Zittern, der Zorn und Kummer brachen in ihr aus wie ein Vulkan, schossen von tief unter der bebenden Erde geradewegs durch ihren Körper, bis ihr Herz zu schlagen aufhören wollte und ihre Lunge ihr den Dienst versagte.
    Riley versuchte, Gary zu sagen, dass sie keinen Atem schöpfen konnte, weil die Luft zu stark vom Geruch des Blutes durchdrungen war.
    Gary hob sie einfach auf die Arme und trug sie von der Stelle weg. Für einen kurzen Moment konnte Riley Capa in seinem eigenen Blut liegen sehen, die Machete noch dicht neben seiner Hand. Sein Körper war intakt, aber alles Leben war aus ihm gewichen. Sein Blut bildete eine große, dunkle Lache auf dem Boden unter ihm.
    Ein jähes Aufschluchzen entrang sich Riley, und sie umklammerte Garys Arm, ihre einzige Realität in einer vollkommen verrückt gewordenen Welt. Dass ihre Mutter auf solch grausame Weise ermordet worden war, war so unvorstellbar, dass Rileys Verstand sich weigerte, die Tatsache zu akzeptieren. Ihr Körper war sich ihrer jedoch nur zu gut bewusst und reagierte, indem er einfach abschaltete und ihr den Dienst versagte. Riley war nicht sicher, ob sie auf eigenen Beinen stehen könnte, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. In kurzer Entfernung von der Stelle, an der ihre Mutter ermordet worden war, erlaubte Gary ihr, sich auf den weichen Grasteppich zu legen.
    Auf irgendeiner Ebene war sie sich ihrer Reisebegleiter bewusst, doch sie erschienen ihr wie Schauspieler in einem Stück. Ihre langsamen Reaktionen. Die Art, wie sie die Köpfe wandten. Ihre offen stehenden Münder und entgeisterten Gesichter. Die wie Müll auf dem Boden verstreuten Körper der toten Affen trugen zu der makabren Szene bei. Alles um Riley verschwamm, und es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, dass ihre Augen tränennass waren.
    Die Affen, die nicht auf die Bäume geflohen waren, schienen ebenso verwirrt zu sein wie sie und liefen im Kreis herum,

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