Gefangene der Flammen
erneut niedergeworfen zu werden. Jeder dieser Wollaffen wog um die siebzehn Pfund, und sie ließen sich einfach aus den Ästen fallen und benutzten ihr Gewicht und ihre Anzahl, um die Menschen buchstäblich unter sich zu begraben.
Das Summen in Rileys Kopf, dieser fürchterliche Singsang, wurde lauter und gebieterischer. Hän kalma, emni hän ku köd alte. Tappatak naman. Tappatak naman.
Die Worte schallten ihr immer wieder durch den Kopf, und sie waren fast so guttural und kehlig wie die Gesänge der Mönche, die sie in Tibet gehört hatte. Das Geräusch verstörte sie auf elementarster Ebene, sträubte ihr die Nackenhaare, verursachte ihr Kopfschmerzen und schoss durch ihr Nervensystem, bis sie kreischen wollte wie die Affen.
Riley versuchte, sich von den angreifenden Tieren wegzurollen, doch sie hingen an ihr wie Kletten, hielten sich an ihren Haaren, Kleidern und dem Rucksack fest und klammerten sich an sie, als hinge ihr Leben davon ab. In der Regel fand man Wollaffen in den höheren Gebieten, viel weiter oben im Nebelwald, und sie stellten keine Gefahr für Menschen dar. Sie lebten in Gruppen von bis zu vierzig Affen, aber die Tiere, die von den Bäumen sprangen und sämtliche Expeditionsmitglieder angriffen, waren erheblich mehr als vierzig.
Schluchzend stieß Riley Affen von sich, ungeachtet dessen, dass die Tiere Zähne und Krallen benutzten, um sie wieder zu Boden zu reißen. Jedes Mal, wenn sie einen Affen wegschleuderte, blieb ein Stück zerfetzte Haut an ihr zurück. Sie sprang schnell auf und drehte sich einmal um sich selbst, um sich zu orientieren. Die Wollaffen waren überall, eine ganze Armee von diesen Biestern, und die Männer hatten ebenso sehr mit ihnen zu kämpfen wie sie selbst.
Riley trat nach ihnen, und einer grub die Zähne in ihr Bein und versuchte, sie herabzuziehen, als sie gerade das dichte Blattwerk entdeckte, zwischen dem ihre Mutter die wild gewordenen Primaten abwehrte. Die ganze Szene war seltsam irreal, ein Albtraum aus Gewalt, Blut und Schreien. Eine Waffe bellte hinter ihr, und irgendwo vor ihr antwortete eine weitere. Riley rannte los und versuchte, sich fluchend und tretend einen Weg dorthin zu bahnen, wo sich ihre Mutter befand. Zweimal erschoss sie einen der Affen noch in der Luft, als sie auf ihr Gesicht zustürzten.
Durch das ganze Chaos rannte sie auf die Stelle zu, zu der ihre Mutter wahrscheinlich hinübergeschleift worden war. Annabels Schreie waren laut, entsetzt und schrecklich wie die eines Tieres, das litt, und von wahnsinniger Furcht durchdrungen. Durch die Wand von Körpern konnte Riley sie jedoch nicht sehen, und da sie nicht wusste, wo Capa oder Gary waren, konnte sie auch nicht einfach in die Menge der Primaten hineinschießen.
Weitere Wollaffen erschienen in Massen, viel mehr als eine Truppe von vierzig, und ließen sich schneller durch die Bäume fallen, als die Menschen wieder auf die Beine kommen konnten. Der Kampf mutete an wie eine Szene aus einem Horrorfilm, brutal und unwirklich. Als Annabels Schreie abrupt verstummten, überschlug sich Rileys Herz beinahe, und ihr Adrenalinausstoß erhöhte sich sogar noch. Keine Schreie zu hören war noch viel, viel schlimmer.
Fluchend und schluchzend erkämpfte sich Riley einen Weg durch die Barriere der irren Affen, um zu der Stelle zu gelangen, wo Annabel vom Weg abgedrängt worden war. Überall entdeckte sie dunkle Blutlachen. Als sie nach einem der Affen trat, schoss eine rote Fontäne in die Luft und bespritzte die Blätter eines nahen Strauches, die Bäume und die Primaten. Für einen Moment dachte Riley, es seien die Affen, die bluteten, doch dann sah sie den Träger – nicht Raul, sondern seinen Bruder Capa, der wie ein Irrer eine blutige Machete auf- und niederfahren ließ.
Riley blieb das Herz fast stehen. Sie konnte nicht sehen, ob er auf ihre Mutter oder die Affen einschlug, aber es war furchtbar viel Blut um ihn herum. Viel zu viel. Mit einem harten Tritt schickte sie einen weiteren Affen zu Boden, wodurch sie einen kurzen Blick auf den Körper ihrer Mutter erlangte. Riley zog den Abzug ihrer Glock, einmal, zweimal, immer wieder. Sie schoss das ganze Magazin auf Capa ab und rannte dabei verzweifelt weiter, obwohl sie wusste, dass es schon zu spät war. Als das Magazin leer war, legte sie das zweite ein.
Gary schoss gleichzeitig, seine Kugeln schlugen von der Seite in den Träger ein und warfen ihn herum. Ungeachtet dessen, dass sie in einen Kugelhagel lief, rannte Riley weiter, trat und
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