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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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als hätten sie jeden Orientierungssinn verloren. Am Rande ihres Gesichtsfeldes sah Riley, wie die drei Führer sich vom Boden aufrafften; sie waren zerzaust und blutverschmiert von den Angriffen der Wollaffen. Die Brüder ignorierten die herumliegenden Tierkadaver und blickten besorgt zum Rand des Regenwaldes und den beiden Leichen hinüber, die gerade außer Sichtweite dort lagen. Die Männer sprachen mit gedämpfter Stimme miteinander, ehe sie sich dazu entschlossen nachzusehen, was geschehen war.
    Jubal erhob sich, um sich ihnen entgegenzustellen. Seine von dem brutalen, geballten Angriff der Affen zerfetzte Kleidung zeigte, dass er versucht hatte, zu Annabel zu gelangen, und ebenso aufgehalten worden war wie Riley. Die drei Führer zögerten bei seinem Anblick, gingen dann aber, ihre Waffen in den Händen, langsam weiter.
    Dr. Henry Patton rappelte sich vorsichtig vom Boden auf und lief zu Marty Shepard, einem seiner Studenten, um ihm aufzuhelfen. Der junge Mann, der in Tränen aufgelöst war und völlig außer sich zu sein schien, schlug nach Patton und wehrte sich, als auch Todd Dillon herbeigelaufen kam, um ihm zu helfen. Marty wurde auf die Beine gezogen, brach jedoch sofort wieder zusammen, und die beiden anderen Männer beugten sich mit besorgten Mienen über ihn.
    Riley wiegte sich hin und her und versuchte zu begreifen, dass ihre Mutter nur wenige Schritte entfernt ermordet worden war. Mit leeren Augen starrte sie die nahrhafte Erde an, die angereichert war von Hunderten – Tausenden – von Jahren des Pflanzenwuchses, von Tod und Wiedergeburt. Über ihr verdunkelte sich der Himmel fast unmerklich. Riley blickte auf, ließ die Hände sinken und vergrub sie tief in den Schichten lockerer schwarzer Erde. Unheil verkündende dunkle Wolken ballten sich am Himmel zusammen und türmten sich über ihnen auf. Sogar unter dem dichten Blätterdach fuhr der Wind in Rileys Haar, und die Äste schnellten in hektischer Betriebsamkeit vor und zurück.
    Riley holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Ein lang gezogener, gellender Schrei entrang sich ihrer Kehle. Bei dem Geräusch flohen die verbliebenen Affen in die Bäume, doch die klagenden Töne verfolgten sie durch den Regenwald. Statt sich auf den Berg zu flüchten, entfernte sich die Truppe Wollaffen von ihrem natürlichen Lebensraum hoch oben in den Nebelwäldern.
    Don Weston und Mack Shelton kamen ins Lager zurückgestolpert. Beide hatten das Weite gesucht, als die Affen über das Lager hergefallen waren, und keiner von ihnen schien auch nur einen Kratzer davongetragen zu haben. Sie hatten sich weit genug entfernen können, um dem Angriff der Primaten zu entgehen. Trotzdem wirkten beide sehr erschüttert.
    »Was zum Teufel war hier los?«, fragte Don mit einem Blick auf seine zerkratzten, blutenden Gefährten und die pelzigen Kadaver auf dem Boden. »Ich dachte, Affen wären unsere geringste Sorge.«
    Miguel blickte sich über die Schulter nach ihm um. »Affen greifen keine Menschen an.«
    »Dann habe ich Neuigkeiten für dich, du Genie«, versetzte Don erschaudernd. »Wir haben einen solchen Angriff gerade erlebt. Kann es sein, dass sie Tollwut haben?« Er trat sogar von den anderen zurück und streckte einen Arm aus, um auch Mack zurückzuhalten.
    Jubal seufzte. »Sie haben keine Tollwut, Don, doch wir müssen trotzdem jeden Kratzer desinfizieren, bevor sie sich entzünden können. Marty, ich möchte, dass Todd und du damit beginnt. Fangt bei euch selbst an! Das Verbandszeug ist in den Rucksäcken. Wenn ihr sicher sein könnt, jeden eurer Kratzer versorgt zu haben, nehmt Antibiotika und helft den anderen!«
    Riley hörte Jubal aus einiger Entfernung. Sie wusste sogar, was er vorhatte: Er übernahm das Kommando, beruhigte die beiden aufgewühlten Studenten und beschäftigte sie, um ihnen zu helfen, sich von dem Schrecken zu erholen. Für Riley, die keinen Muskel bewegen konnte und die wie taub und außerstande war, etwas zu begreifen, gab es keine Erholung. Obwohl ihr Verstand bemüht war zu verstehen und ihr in gewisser Weise auch bewusst war, dass sie unter Schock stand, konnte sie sich nicht zusammennehmen.
    Da die Erde das einzig Reale war, an das sie sich noch klammern konnte, füllte sie die Hände mit dem lockeren Erdreich, schloss ganz fest die Finger darum und weinte um ihre Mutter. Tränen liefen ihr über das Gesicht, ließen ihre Sicht verschwimmen und tropften auf den Boden. Aber sie konnte hören, dass die anderen ihren Schock

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