Gefangene der Flammen
enger werdenden Strudel um den verwundeten Vampir. Dachte er, sich in der Wolke verbergen zu können?
Der Alte brüllte wieder herausfordernd und stieß zu dem Vampir hinunter, offenbar begierig, die Bedrohung zu beenden.
Durch den konzentrierten Schutt in der Luft war die Sicht gleich null, doch Drachenaugen waren sogar noch schärfer als die eines Karpatianers. Dax konnte die Veränderungen in der Dichte der Luft erkennen und die solide Form im Mittelpunkt der herumwirbelnden schwarzen Asche sehen. Völlig reglos hing der Vampir mit ausgebreiteten Flügeln in der Luft und ließ sich von den unnatürlichen Zyklonwinden in der Schwebe halten. Dax konnte nahezu spüren, wie der Vampir seine Verletzungen von innen heraus heilte – wie er Risse in lebenswichtigen Organen schloss und Blutungen zum Stillstand brachte, wo der rote Drache ihm mit seinen Krallen Haut und Muskeln zerfetzt hatte.
Der rote Drache war praktisch schon auf Mitro, als all das Gestein und der Schutt in der Luft sich zu einer Wand verfestigten, die jetzt vollkommen die Sicht auf den Vampir versperrte. Furchtlos und sich seiner Überlegenheit sicher, brachte der rote Drache seine Vorder- und Hinterbeine in Position für einen weiteren Angriff, stieß durch die relativ dünne Barriere und zerschmetterte sie bei dem Zusammenstoß.
Aber statt einen verwundbaren, verletzten Gegner auf der anderen Seite der Aschenwand zu finden, knallten Dax und der Alte mit voller Wucht gegen das Ende des Drachenschwanzes – eine normalerweise nicht sehr harte Stelle, die Mitro jedoch in einen rasiermesserscharfen Dreizack aus silbernen Stacheln verwandelt hatte, von denen jeder etwa siebzig Zentimeter lang und an der Spitze mit Zacken versehen war.
Aufbrüllend vor Schmerz und Überraschung, spießte sich der rote Drache auf Mitros todbringendem Schwanz auf. Auch Dax keuchte schmerzerfüllt und fühlte die scharfen Spitzen, als bohrten sie sich in sein eigenes Fleisch.
Zum Glück drangen die Stacheln jedoch nicht ins Herz, sondern in den Magen ein. Die gezackten Ränder machten kurzen Prozess mit dem Inneren des Alten. Da sie das Herz jedoch verfehlt hatten, gewannen Dax und der Drache ein paar kostbare Minuten.
Wieder einmal waren die beiden mächtigen Kreaturen in einen tödlichen Kampf verstrickt, als sie vom Himmel taumelten. Der Alte hing an dem schwarzen Gegner fest, dessen Fänge und Schwanz sich immer tiefer in den roten Drachen bohrten. Der Alte wehrte sich, so gut er konnte, schlug mit den Krallen nach Mitros Bauch und Gliedern und schnappte mit den Zähnen nach seinem Hals und Kopf. Der schwarze Drache rammte seinen Schwanz bis unter die Rippen des Gegners, um an das Herz heranzukommen, aber wie schon zuvor war Mitro mit seiner schwächeren Gestalt der Kraft des Alten nicht gewachsen. Mit einem Schmerzensschrei fuhr Mitro zurück.
Mit diesem Zurückweichen gab er sich die Blöße, auf die der Alte gewartet hatte. Blitzartig bohrte er seine Zähne in den Nacken des schwarzen Drachen, nahm den viel schmaleren Hals zwischen seine mächtigen Kiefer und ließ sie zuschnappen. Der schwarze Gegner rächte sich mit einem Biss ins Gesicht des anderen und erwischte den Alten direkt unter dem linken Auge.
Mit einem harten Aufprall landeten die Drachen auf dem Berg, rollten ineinander verkeilt den steilen Hang hinunter und hinterließen eine Schneise aus zerdrückten Bäumen auf dem Weg. Ein jäher Stoß riss sie dann endlich auseinander. Mitro kam als Erster zum Halten, während der größere, schwerere rote Drache fast bis zum Fuß des Berges weiterrollte. Verwundet, mit einem blutenden, gerissenen Flügel, kämpfte er sich auf die Beine und brüllte herausfordernd, den Blick noch immer auf seinen Gegner geheftet, den er nicht aus den Augen verlieren wollte.
Im Körper des Drachen rissen die Wut und der Schmerz des Alten Dax in einen Strudel von Gefühlen. Trotz seiner Verletzungen war der Alte wild entschlossen, den anderen Drachen zu besiegen. Dax war nicht sicher, wie viel mehr ihr gemeinsamer Körper noch ertragen konnte, doch der Alte wehrte seine Versuche ab, die Kontrolle über ihr Vorgehen zu übernehmen. Überall um sie herum regnete es noch immer Asche und brennende Bimssteinbrocken aus dem Vulkan.
Der rote Drache legte seinen geschwächten Flügel an und begann, den Berg zu Mitro hinaufzusteigen. Sein schwarzer Gegner war noch ganz benommen von dem brutalen Kampf und der harten Landung, richtete sich mit unsicheren, mühsamen Bewegungen auf und
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