Gefangene der Flammen
markerschütternde Brüllen hörten, das die Luft über ihnen zerriss, ließ das Geräusch sie mitten im Lauf erstarren. Dann erwachte der Überlebenstrieb und ließ sie sogar noch schneller weiterrennen.
Adrenalin und Atemnot rangen miteinander, als sie eine kleine Anhöhe zu überwinden versuchten. Ein lautes Krachen kam plötzlich von ihrer Linken, das von einer solch heftigen Erschütterung begleitet wurde, dass sie auf die Knie fielen. Sie konnten den Blick nicht abwenden, als Bäume, Erde und Asche in die Luft geschleudert wurden. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Riley, die Form und Farbe eines roten Flügels zu erkennen, doch dann versank auch er im Chaos.
Der Wahnsinn nahm ein Ende, aber was sich über den Baumwipfeln weiter unten erhob, war unglaublich, ja ungeheuerlich. Durch den Staub und die Asche in der Luft erhob sich der rote Drache aus dem Durcheinander, und als er die Bäume unter sich gelassen hatte, waren sein Kopf, sein Rücken und die angelegten Flügel nur allzu deutlich zu erkennen. Sein mit scharfen Zähnen versehener Rachen war weit geöffnet, und seine Augen glühten wie von einem purpurroten Feuer.
Ein zweiter, viel kleinerer und glänzend schwarzer Drache schoss mit weit gespreizten Flügeln aus der Aschendecke. Trotz der blutenden Wunden an seinem böse zugerichteten Körper streckte sich der keilförmige Kopf mit wild schnappenden Zähnen nach dem roten Drachen aus.
»Heilige Scheiße!«, flüsterte Ben.
Unter den gegebenen Umständen fand Riley den Kraftausdruck sogar sehr passend. Die beiden wütenden Kreaturen drehten gleichzeitig den Kopf und richteten die feurigen Augen auf Riley und ihre Begleiter.
Furcht war ihr ständiger Begleiter auf dieser ganzen Reise gewesen, doch als jetzt die Blicke des roten und des kleineren schwarzen Drachen auf ihnen ruhten, wurde aus Furcht Entsetzen. Etwas Widerliches, Abartiges zerriss schier Rileys Innerstes, und eine glühende Hitze, die sich so anfühlte, als versuchte sie, die Sonne in ihrer Brust einzufangen, durchfuhr ihren Körper.
Riley fiel auf die Knie. Übelkeit durchflutete sie, die vom Boden aufzusteigen schien, als fielen Schimmel und Pilze über ihre Haut her. Eine abscheuliche, giftige Stimme schlich sich in ihr Bewusstsein ein und sprach in der derselben Sprache, die auch die Träger benutzt hatten.
Dann war es schlagartig vorbei. Die Stimme verstummte, als der schwarze Drache ein wütendes Brüllen ausstieß und die rote geflügelte Kreatur antwortete. Ihr Schrei war eine Naturgewalt und die Schockwellen des Geräusches stark genug, um Bäume umstürzen zu lassen.
Riley hielt sich die Ohren zu, aber die Brust wurde ihr so eng, dass sie nicht mehr atmen konnte, als sie den schwarzen Drachen umkehren und den Berg hinaufsteigen sah. Der rote Drache blieb dicht hinter ihm.
Eine Hand ergriff ihren Arm und zog sie auf die Beine. Jubal . Dieser Mann schien stets die Nerven zu behalten, ganz gleich, was auch geschah.
»Wir müssen weg von hier. Sofort .«
Der Boden begann zu grollen und zu beben. Auf dem Vulkan, der weniger als sechzehnhundert Meter über ihnen war, öffneten sich neue Schlote und stießen Fontänen von Dampf und heißen Gasen aus.
»Heilige Scheiße!« Die geflüsterten Worte drangen glasklar zu Dax vor, dessen Sinne durch den Drachen geschärft waren.
Vier Menschen kauerten zusammen auf dem aschebedeckten Hang des Berges. Dax hatte einen kurzen Blick auf ihre schockierten Gesichter werfen können. Drei Männer drängten sich beschützend um die kleinere, kurvenreichere Gestalt einer Frau. Dax verspürte eine seltsame Empfindung, die wie ein schöner, lebhafter, singender Ton war, der durch die Adern des roten Drachen rauschte. Urplötzlich nahm Dax den würzigen Duft des Waldes und der Erde wahr. Durch die Augen des Drachen konnte er ein lebhaftes grünes Schimmern sehen, das von der Stelle auszugehen schien, wo die Füße der Frau den Boden berührt hatten. Ihr Gesicht konnte Dax nicht erkennen, aber er wusste augenblicklich, wer sie war. Die Kraft der Erde war so stark bei ihr, dass sie nur die jüngste Nachfahrin Arabejilas sein konnte.
Beschütze sie! , schrie er dem Alten im Geiste zu.
Der rote Drache fauchte und schnappte in einer unverkennbaren Warnung nach der Luft, und die vier Menschen begannen den Berg hinabzurennen. Der schwarze Drache zischte und stürzte auf sie zu, doch der Alte sprang ihm in den Weg. Die beiden Kreaturen eröffneten einen bizarren Tanz zwischen Raubtieren, als
Weitere Kostenlose Bücher