Gefangene der Flammen
Farbton angenommen und roch ein wenig nach faulen Eiern. Die Kammer begann sich vor Dax’ Augen zu drehen. Das giftige Gas in der dicken, gefleckten Haut des Vampirs rief Lethargie hervor und umnebelte den Verstand.
Dax zwang sein Gehirn zu arbeiten. Das verdorrte Herz des Vampirs war verbrannt, und trotzdem lebte er noch. Wie war das möglich? Und wie konnte ein Jäger den Untoten vernichten, wenn er nicht starb, wie es hätte sein müssen? In all den endlosen Jahren der Vampirjagd war Dax so etwas noch nie begegnet, und er hatte auch noch niemals davon gehört.
Ein Zittern durchlief den Berg, und ein Dröhnen schallte durch die Kammer. Ein krächzendes, wahnsinniges Gelächter zerriss die Luft. Den starren Blick auf Dax gerichtet, stieß Mitro ihm die Faust noch tiefer in die Brust. Ein jäher, heißer Schmerz nahm dem Jäger den Atem. Mitros scharfe Krallen zerrten und rissen an seinem Fleisch, zerfetzten Sehnen und Muskel und gruben sich tief in den Oberkörper des Karpatianers, um an das Herz heranzukommen.
Mitros Parodie eines Grinsens wurde noch breiter, und seine gezackten, schwarz verfärbten Zähne näherten sich Dax’ Nacken; die gierigen Krallen griffen nach seinem Herzen. In diesem Moment änderte sich alles. Dax durfte nicht sterben und Mitro auf die Welt loslassen! Was auch immer passieren sollte, er musste weiterleben.
Blitzschnell wich Dax zurück, ignorierte den rasenden Schmerz, der ihn durchfuhr, und holte tief Luft, um einen Feuerstrahl mitten in Mitros boshaftes Gesicht zu blasen. Der Vampir heulte auf, fuhr zurück und verdrehte brutal seinen Arm, als er seine leere Faust aus Dax’ Brust zurückzog. Dann warf er sich zur Seite, um dem stetigen Flammenstrom zu entgehen, der aus der Kehle des Jägers drang, und erfüllte die ganze Kammer mit seinem Geschrei.
Hellrotes Blut spritzte aus Dax’ offenem Oberkörper. Große Klumpen brennenden schwarzen Blutes, das mit einer giftigen Säure durchsetzt war, wurden aus Mitros offener Brust geschleudert und verbrannten zu Asche, die auf ihn herabregnete. Gase explodierten in feurigen Bällen und schossen durch den Raum, in dessen Wänden sie tiefe Krater hinterließen. Schlote brachen unter ihnen auf, aus denen noch mehr giftiges Gas und orangerote Lavaspritzer in den Raum aufstiegen.
Mitro hämmerte gegen die ausgedünnte Stelle der Barriere, warf sich wieder und wieder dagegen wie ein Rammbock und wich den feurigen Bomben aus, die von den unteren Lavatümpeln aufschossen. Dax sprang dem Vampir nach, bekam einen seiner Knöchel zu fassen und riss den Untoten zurück. Tausend winzige Nadeln bohrten sich bei dem Kontakt in Dax’ Hand und begannen, wie verrückt zu brennen. Sein erster Impuls war, Mitro loszulassen, doch er zwang sich durchzuhalten und zerrte den Vampir wieder hinunter und auf den brodelnden Lavatümpel zu.
Mitro stieß seinen Fuß in das Loch in Dax’ Brust. Wieder wurde der Schmerz des Jägers so übermächtig, dass er zu ersticken glaubte. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Sein Körper schaltete ab, seine Hand rutschte von Mitros Knöchel ab, und Dax purzelte durch die Luft. Doch er fing sich wieder. Mitro war an der Barriere und stieß seinen Echsenkopf mit den Höckern immer wieder gegen dieselbe Stelle. Dax schwang sich wieder zu ihm auf, um ihn noch aufzuhalten.
Der Berg grollte Unheil verkündend, hielt für vielleicht eine Sekunde den Atem an – und begann zu spucken. Die Erschütterung war so heftig, dass sie beide Männer ins Taumeln brachte. Bevor Dax das Gleichgewicht zurückgewinnen konnte, prallte er hart gegen die Wand. Hitze versengte seinen Körper, Blut tropfte aus seinen Ohren, und seine Sicht verschwamm. Die Kammer füllte sich mit Gasschwaden, und die plötzliche Zunahme des Drucks zerriss ihn fast.
In diesem Moment fühlte er, wie der alte Drache in ihm aufstieg, um ihn zu beschützen. Dax’ Körper hatte sich zwar im Laufe der Jahrhunderte an die Bedingungen des Vulkans gewöhnt, aber weder er noch Mitro würden durchhalten, wenn es zu einem Ausbruch kam, und der Drache wusste das.
Der Alte ergriff sogleich Besitz von Dax’ Körper, seine Seele stieg empor und dehnte sich aus, um den Karpatianer vollkommen zu umschließen. Dann überzogen rote und orangefarbene Schuppen seinen Körper schnell und wirksam von Kopf bis Fuß. Der harte Panzer bedeckte auch das klaffende Loch in seiner Brust, doch sein Blut floss weiter, sickerte zwischen den Schuppen hervor und färbte Dax’ Oberkörper
Weitere Kostenlose Bücher