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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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scharlachrot.
    Der Jäger war es gewöhnt, die Gestalt zu wechseln, aber das hier fühlte sich ganz anders an. Wenn Karpatianer sich verwandelten, hatten sie nicht das Gefühl, als gestaltete ihr Körper sich von Grund auf um, doch diesmal war es so. Dax spürte, wie seine Körpermasse zunahm und seine Knochen sich verlängerten und verformten. Er konnte die Drachenflügel fühlen, die ihm wuchsen, und die geschmeidige, mit Schuppen versehene Haut an ihnen, die sich dehnte wie große Segel in einem kräftigen Wind über dem Ozean. Seine Nägel verlängerten sich zu messerscharfen Krallen von diamantener Härte. Kraft, Beweglichkeit und etwas sehr Urwüchsiges, Animalisches rauschte durch seine Adern. Er war kein Jäger, der die Gestalt eines Drachen angenommen hatte: Er war ein Drache. Stark und mächtig. Herr des Feuers und König der Lüfte. Und obwohl sein eigenes Bewusstsein noch da war, war auch das des Drachen da, sehr alt, sehr mächtig und genauso tödlich.
    Seine Schwingen spreizten sich, und sein Drachenkörper drehte sich noch in der Luft herum. Der lange, gezackte Schwanz platschte dabei in den Magmatümpel und schleuderte rot glühende Steine an die Höhlenwände. Doch statt dem Drachen Schmerz zu verursachen, belebte und stärkte ihn die Hitze. Dax stieß einen triumphierenden, herausfordernden Schrei aus und bespie den Vampir mit einem weiteren glühend heißen Flammenstrahl.
    Doch Sekundenbruchteile, bevor die Flammen Mitro einhüllen konnten, verwandelte er sich in einen großen schwarzen Drachen und rammte den Kopf erneut gegen die Barriere, die diesmal auch tatsächlich brach. Er brüllte vor Triumph, als der Berg eine Art Rülpsen von sich gab und Geysire aus Dampf und feurigem Material durch andere dünne Stellen aufschossen. Wieder folgte eine kurze Atempause, und dann brach der Vulkan erst richtig aus. Riesige Schwaden aus Gas, Asche und zerschmolzenem Gestein wurden ausgespien und schossen durch den jetzt offenen Krater in den Himmel über ihnen. Beide Drachen wurden beiseite geschleudert und durch die Kraft der Explosion seitlich durch den Berg getrieben.
    Desorientiert und fast blind in der Wolke aus feuriger Asche und Gas, die sich über den Urwald legte, purzelte der feuerrote Drache kopfüber durch die Luft. Blitze zuckten über den Himmel. Rote und orangefarbene Flammensäulen und feurige Kanonenkugeln aus geschmolzenem Gestein zischten. Es hagelte Asche und weißglühende Erde. Ein Lavastrom, der wie dickflüssiger, glühender Karamell aussah, floss aus der klaffenden Wunde in der Seite des Berges und verzweigte sich zu vielen kleinen Strömen, die zum Wald hinunterliefen. Schon gingen Bäume in Flammen auf, und das Feuer griff rasend schnell auf andere über.
    Glühende Augen starrten durch den dunklen Dunstschleier und die Wolke aus Asche, um den ums Überleben kämpfenden schwarzen Drachen ausfindig zu machen. Rote Flügel trugen Dax mit mächtigen Schlägen hoch in die Luft hinauf. Eine Erfahrung wie diese hatte er noch nie gemacht. Er war Dax, aber auch der Alte; er beobachtete, fühlte und dachte mit ihm, und dennoch war er noch ein eigenständiges Wesen. Es war fast so, als wäre sein Bewusstsein ein Besucher in dem Drachenkörper. Dieser Körper war nicht sein eigener, aber irgendwie war er es doch. Diese Dualität verwirrte Dax und gab ihm das Gefühl, ein bisschen abgekoppelt von der Realität zu sein.
    Trotz des Ungewohnten seiner derzeitigen Situation blieb sich Dax nur allzu gut des Blutes bewusst, das zwischen den Schuppen an der Drachenbrust heraustropfte. Mitro hatte ihn schwer verwundet, und diese Wunde war von der Gestalt des Drachen übernommen worden. Den Alten kümmerte das Blut zwar nicht, das ihm aus der Brust lief, aber Dax wusste, dass er die Blutung möglichst schnell zum Stillstand bringen musste. Nur Wut und Dominanzverhalten beherrschten den Alten, als er auf den sich abmühenden Vampir zujagte, dessen Gestalt eines schwarzen Drachen mehr Illusion als Wirklichkeit war. Der Alte ließ sich von den überhitzten Aufwinden des Vulkans tragen, um sich über Mitro zu erheben, als dieser links abbog und die Aschewolke zur Tarnung nutzte. Sowie er sich über dem schwarzen Drachen befand, legte der Alte die Flügel an und stürzte mit todbringender Geschwindigkeit durch Rauch und Asche zu dem anderen Drachen hinunter.
    Mitro blickte auf, als der rote Drache seine Flügel spreizte und Vorder- und Hinterbeine mit zum Angriff ausgestreckten Krallen vorschob. Zuerst

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