Gefangene der Leidenschaft
sich noch einmal umzusehen, eilte sie hinaus.
Morgan blickte ihr nach, und ein träges, zufriedenes Lächeln glitt über sein Gesicht. Es war ihm also gelungen, die Lady aus der Fassung zu bringen. Vielleicht würde der Aufenthalt in der MacAlpin-Burg am Ende doch noch ein wenig amüsant werden.
Morgan war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie der alte Duncan MacAlpin ihn von seinem Platz am anderen Ende der Tafel stirnrunzelnd beobachtete.
3. KAPITEL
„Hamish!“ Brenna und Megan warfen sich in die Arme des großen jungen Mannes, der am späten Nachmittag zu Besuch kam. Am anderen Ende der Halle stand Morgan, der die Szene scheinbar gelangweilt beobachtete. Wer war dieser rotwangige Jüngling, der so herzlich begrüßt wurde? Aus einem unerfindlichen Grund mochte Morgan ihn nicht.
„Was führt dich zu uns, Hamish?“ fragte Brenna.
„Jeder im Grenzland hat gehört, dass englische Soldaten auf Euren Feldern kampieren. Ich musste unbedingt wissen, ob Ihr in Sicherheit seid!“ Der junge Mann ergriff Brennas Hand und musterte sie besorgt. Zu besorgt, dachte Morgan. Wie ein
Liebender.
„Wurdet Ihr belästigt?“
„Nein. Und ich denke, wir können uns sicher fühlen. Kommt“, sagte Brenna, „ich stelle Euch dem Anführer der englischen Truppe vor!“
Als der junge Schotte näher kam, bemerkte Morgan sein glattes kupferrotes Haar und seine leicht gebräunte Haut. Er entdeckte nicht die Andeutung von Bartwuchs in dem glatten Jünglingsgesicht. Immerhin zeichneten sich unter dem wollenen Plaid muskulöse Arme und Schultern ab.
„Hamish MacPherson“, sagte Brenna lächelnd, „dies ist Morgan Grey. Seine Königin Elizabeth hat ihn mit einer Friedensbotschaft zu uns gesandt.“
Die beiden Männer musterten einander mit abschätzenden Blicken.
„Wurdest du von deinem Clan als Bote entsandt, Junge?“ fragte Morgan von oben herab.
Hamish reckte sich zu seiner vollen Größe empor. Er kannte den Namen Morgan Grey. Jedermann in Schottland hatte von dem „Wilden der Königin“ gehört. Doch sein Ruf gab ihm noch lange nicht das Recht, beleidigend zu werden. Erst recht nicht im Beisein einer MacAlpin.
„Ich bin der älteste Sohn von Blair, dem Oberhaupt der MacPhersons. Wir sind loyale Nachbarn und jederzeit bereit, den MacAlpins beizustehen.“
„Wie edelmütig.“ Plötzlich verabscheute Morgan diesen Jüngling mit dem Milchgesicht und dem falschen Lächeln. Er hätte einen Beutel Gold gewettet, dass Hamish sich nur für ein einziges Mitglied der MacAlpins interessierte - für Brenna. „Ich versichere Euch, dass wir keine Bedrohung für diese guten Leute sind“, sagte er beherrscht.
Hamish lächelte der Frau neben sich zu. „Es erleichtert mich sehr, das zu hören. Ich war auf einen Kampf gefasst und hätte diese Leute aus Eurer Burg vertrieben. Ihr wisst, Brenna, dass ich lieber sterben würde, als Euch in Gefahr zu wissen.“
Brenna warf Hamish einen bewundernden Blick zu. „Ja, Hamish, das weiß ich. Und ich rechne es Euch hoch an. Dass Ihr gekommen seid, war großartig von Euch.“
„Dumm, würde ich eher sagen.“
Alle Augen richteten sich auf Morgan. „Wenn Ihr mit der Absicht gekommen seid, gegen meine Soldaten zu kämpfen, dann hättet Ihr halb Schottland mitbringen müssen. Ein einziger kampfbereiter Mann hätte uns kaum bewegen können, das Feld zu räumen. Wenn wir in kriegerischer statt in friedlicher Absicht gekommen wären ... “
Das Lächeln schwand aus Hamishs Augen, und seine Hand fuhr zu dem Schwert an seiner Seite. Brenna ergriff sie und verschränkte seine Finger mit ihren. „Gebt nichts auf die Worte dieses Mannes, mein Freund. Mir genügt es zu wissen, dass Ihr bereit wart, Euer Leben für uns einzusetzen. Meine Schwester Megan und ich werden ewig in Eurer Schuld stehen.“
Der junge MacPherson führte ihre Hand an die Lippen und blickte ihr tief in die Augen. „Vielleicht solltet Ihr und Megan bei uns leben, bis die Engländer abgezogen sind.“
Brenna wandte sich rechtzeitig um, um Morgans wütenden Blick aufzufangen. Sie triumphierte. Zu wissen, wie leicht sie den Zorn des Engländers erregen konnte, verlieh ihr ein eigenartiges Machtgefühl.
„Das ist sehr freundlich von euch. Aber sicher versteht Ihr, dass ich meine Burg und meine Leute nicht verlassen kann. Und ebenso wenig meine Gäste.“ Sie schenkte Hamish ein hinreißendes Lächeln. „Aber warum bleibt Ihr nicht eine Weile bei uns, Hamish? Vielleicht mögt Ihr mit uns zu Abend
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