Gefangene der Leidenschaft
reiste ab, und sie konnte sich wieder ihres Lebens freuen. Sie bemerkte seine erstaunten Blicke, als sie sich ein großes Stück Lammbraten auf den Teller lud und mit Genuss das frische, ofenwarme Brot verzehrte. Der Mann sollte ruhig wissen, dass es ihr wieder schmeckte. Er sollte wissen, dass seine Anwesenheit ihr den Appetit verdorben hatte.
Als sie einen Schluck trank, erfasste sie ein angenehmes Schwindelgefühl. Ganz gleich, ob der Wein oder Morgan Greys bevorstehende Abreise es hervorrief - sie genoss es, denn sie fühlte sich wieder frei. Nicht mehr lange, und sie wäre den irritierenden Mann los.
Als Brenna den Blick über die lange Tafel schweifen ließ, fiel ihr auf, dass Duncans Platz leer war. Sie beschloss, im Laufe des Tages mit seiner Frau Mary zu reden. Der alte Mann hatte in letzter Zeit öfters Mühe, morgens aus dem Bett zu kommen. Er hatte sich das Recht auf einen ruhigen Lebensabend verdient. Vielleicht würde er sich überreden lassen, seine Pflichten einem seiner Söhne zu übertragen und sich zur Ruhe zu setzen.
Widerwillig gestand Brenna sich ein, dass der Engländer mit seiner Bemerkung Recht gehabt hatte. Die Loyalität des alten Kämpfers reichte nicht aus, um für ihre Sicherheit zu garantieren. Brenna wusste, dass Duncan sein Leben für sie hergeben würde. Trotzdem - sie brauchte einen Jüngeren, Beweglicheren an ihrer Seite.
Brenna verscheuchte ihre störenden Gedanken und beschloss, die Angelegenheit so bald wie möglich zu regeln, ohne Duncan zu kränken und seinem guten Namen zu schaden.
Hamish MacPherson war sichtlich entzückt, dass er an dem festlichen Abschiedsmahl teilnehmen durfte. Er saß an Brennas linker Seite, schwelgte in den üppigen Speisen und trank mehr als nur einen Krug Ale. Mit übertriebener Beflissenheit widmete er sich seiner Gastgeberin und hing wie gebannt an ihren Lippen. Die ärgerlichen Blicke des Engländers störten ihn nicht. Bald wären sie diesen Schuft los, und vielleicht, wenn das Schicksal ihm gnädig war, würde Brenna MacAlpin ihn einladen, noch ein oder zwei Tage zu bleiben.
Als die Gäste gesättigt waren, begleiteten Brenna und Megan sie in den Hof. Beide konnten es nicht erwarten, sie fortreiten zu sehen.
„Gute Reise, Mylord“, sagte Brenna mit leuchtenden Augen. „Richtet Eurer Königin meine herzlichsten Grüße aus.“
„Das könnt Ihr persönlich tun, Mylady.“
Brenna glaubte, in seiner Stimme ein verstecktes Lachen zu hören. „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz. Was meint Ihr damit?“ fragte sie verwirrt.
Er ging auf sie zu und fasste sie am Arm. Wortlos vor Überraschung starrte sie auf seine Hand und dann in seine dunklen Augen.
„Ich gebe Euch eine halbe Stunde Zeit, um die passende Reisegarderobe zusammenzupacken!“
„Ich ... ich beabsichtige nicht ...“ Brenna verstummte, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Nein, es durfte nicht wahr sein. Sie war in eine Falle getappt.
Morgan sah ihre Verwirrung, und als er weitersprach, las er in ihrem entsetzten Blick, dass sie begriffen hatte. „Ich fürchte, ich werde die Trennung von Euch nicht ertragen. Deshalb, Mylady, muss ich darauf bestehen, dass Ihr mich nach England begleitet!“
Sie schluckte. „Das kann nicht Euer Ernst sein!“
„Elizabeth hat sich bereits mit Königin Mary in Edinburgh verständigt. Sie hat die feste Absicht, Euch mit einem Engländer zu verheiraten. Und ich bin ihr zu Gehorsam verpflichtet!“
„Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen von meinem Zuhause, meinem Land, meinen Leuten wegreißen. “
„Ihr irrt Euch, Mylady. Genau das werde ich tun!“
Morgan Greys ungeheuerliche Worte riefen Hamish MacPherson auf den Plan. Er zog sein Schwert, aber ehe er zustoßen konnte, ließen ihn Morgans Worte innehalten. „Sieh um dich, Junge. Wenn du dein Schwert auch nur gegen mich erhebst, wirst du ein Dutzend Männer gegen dich haben. Und die Lady wird dich in Stücken zu ihren Füßen liegen sehen!“ „Mag sein, aber vorher werde ich das Vergnügen haben, Euch aufzuspießen.“ Hamishs Gesicht war vom Essen und Trinken gerötet, sein Blick leicht verhangen.
Morgan zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Wenn Ihr wollt. Ich stehe zur Verfügung!“
Erst als Hamish sein Schwert hob, zog Morgan seine Waffe. Er bewegte sich so schnell, dass der Junge keine Chance hatte, sich zu verteidigen. Morgan traf ihn an der Schulter. Blut spritzte, und Hamishs Schwert fiel klirrend auf die Pflastersteine des Burghofs.
„Das war
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