Gefangene der Leidenschaft
lange laufen, bis wir bei Brice Campbell in Sicherheit sind!“
„Pscht. Wir können in der Dunkelheit nicht weitergehen.“ Brenna zog ihre Schwester wieder neben sich. „Du brauchst keine Angst zu haben. Auch die Engländer müssen ausruhen.“
„Und wenn uns nun der Highlander, dem die Wiese gehört, findet?“ Megan erschauerte. „Ich kann meine alte Angst vor den Highlands nicht loswerden!“
„Ich weiß. Aber jetzt sind wir eine Familie. Brice Campbell ist unser Schwager. Wir haben nichts zu befürchten!“
„Nicht, wenn diese Wiese einem Feind von Brice gehört!“
Denselben Gedanken hatte auch Brenna schon gehabt. „Schlaf“, flüsterte sie. „Ich halte Wache.“
Der Mond verschwand hinter einer Wolkenbank, und Brenna versuchte, mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Es waren nicht die Bewohner des Hochlands, die sie fürchtete. Nicht einmal jene, die mit dem Ehemann ihrer Schwester verfeindet waren. In dieser Nacht gab es nur einen, den sie fürchten musste. Den Engländer, der sie von allem, was sie liebte, trennen wollte.
Der Reiz der Jagd belebte einen Soldaten wie Morgan. Er wachte beim ersten Morgengrauen auf, und sofort waren alle seine Sinne hellwach. Der erste Gedanke galt seiner Beute. Er wusste, dass dies der Tag des Sieges sein würde, und kostete schon jetzt seinen Triumph aus.
Er führte sein Pferd zu dem Pfad zurück und folgte ihm, bis er an einem Tal endete. Widerwillig waren ihm seine Männer gefolgt.
„Die Leute haben Hunger“, murrte der Ranghöchste der Soldaten.
„Ich auch. Wenn wir das hier hinter uns haben, ist noch Zeit genug, um unseren Hunger zu stillen. Wir werden reiten, bis wir die Frau gefunden haben.“ Er warf dem Mann einen Beutel mit getrocknetem Fleisch zu, die übliche Nahrung der Soldaten im Feld. „Hier. Verteile das. Es sättigt wie jede andere Mahlzeit.“
Sie durchquerten das unzugängliche Tal und ritten dann an Weiden und kärglichen Äckern vorbei. Nach einer knappen Stunde trafen sie auf eine Frau, die ihre Ziege molk. Als sie die englische Standarte sah, rannte sie in panischer Hast auf eine kleine Hütte zu.
„Wir tun Euch nichts“, rief Morgan ihr nach.
Die Frau lief um ihr Leben.
„Haltet sie auf!“ befahl Morgan. Und als die Soldaten ihre Pferde antrieben, mahnte er sie, die Frau nicht grob zu behandeln. „Ihr müsst ihr zu verstehen geben, dass wir friedfertig sind.“
Die Männer holten die Frau ein und hielten sie an den Armen fest. Obwohl die Bäuerin mit den Füßen trat und ihnen die Hände blutig kratzte, gehorchten sie Morgans Befehl. Ohne rohe Gewalt anzuwenden, brachten sie die zeternde und tobende Schottin zu ihrem Anführer.
„Wir suchen zwei junge Frauen aus dem Grenzland.“ Morgan fasste die Frau am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Hast du sie gesehen?“
„Ich habe niemanden gesehen.“
„Und wenn du sie gesehen hättest, würdest du es mir sagen?“
Sie maß ihn mit einem verächtlichen Blick. „Niemals.“
„Das dachte ich mir.“ Er deutete mit dem Kopf zu dem kleinen Pferch, wo die Ziegen darauf warteten, gemolken zu wer-
den. „Und im Stall? Hast du irgendwelche Spuren bemerkt?“ Die Frau schüttelte den Kopf.
„Seht nach!“ befahl Morgan seinen Männern.
Nach gründlicher Suche kamen die Männer zurück und bestätigten, was die Frau gesagt hatte. „Keine Spur.“
Morgan ließ die Frau los. „Dann suchen wir weiter.“
„Und was ist mit der Frau?“ rief ein Soldat. „Wenn Ihr sie freilasst, haben wir bald einen ganzen Clan auf den Fersen.“ „Hör zu!“ wandte Morgan sich an die Frau. „Wir sind nicht hier, um dich oder deine Leute anzugreifen. Wenn wir die beiden Frauen gefunden haben, gehen wir wieder. Hast du verstanden?“ Seine Stimme klang ernst und eindringlich.
Die Frau nickte. Doch als Morgan in den Sattel stieg, spuckte sie vor ihm aus, drehte sich um und rannte, so schnell sie konnte.
„Es war ein Fehler, sie laufen zu lassen“, brummte derselbe Mann, der den Hunger der Soldaten erwähnt hatte. „Wir hätten sie wenigstens so lange festhalten müssen, bis wir die Frauen gefunden haben.“
„Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen“, erwiderte Morgan. „Ich möchte den Highlandern zeigen, dass ich nicht in kriegerischer Absicht gekommen bin.“
„Das wird uns zu Fall bringen!“
„Vielleicht! “ Morgans Augen wurden schmal, als er über die Weide blickte und weit hinten die Heuhaufen sah. „Welcher Flüchtige aus dem Grenzland würde
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