Gefangene der Leidenschaft
Auge behalten. Dort liegt Brice Campbells Burg. Und seine Burg ist unsere Rettung.“
„Aber warum müssen wir uns trennen?“
„Hör mir zu, Megan.“ Brenna fasste ihre Schwester beim Arm und sah ihr fest in die Augen. „Ich liebe dich zu sehr, um zuzulassen, dass du den Engländern geopfert wirst!“
„Und was ist mit dir?“
„Ich bin die Clanführerin. Und ich befehle dir, mich jetzt zu verlassen!“
Megan wollte protestieren, aber Brenna ließ sie nicht zu Wort kommen. „Megan, meine geliebte kleine Schwester“, flüsterte sie eindringlich, „ich könnte sterben und meinen ewigen Frieden finden, wenn ich die Gewissheit hätte, dass du in Sicherheit bist. Versprich mir, dass du ohne dich umzublicken deinen Weg gehst, bis du Brice Campbells Festung erreicht hast!“
Das junge Mädchen sah Brenna an und bemerkte den Schmerz in ihren Augen. Und in diesem Moment wusste Megan, dass sie Brennas Wünschen nie zuwiderhandeln würde. Sie nickte. „Ich werde gehen. Aber nur, weil die MacAlpin, das Oberhaupt des Clans, es befohlen hat!“
Brennas Augen füllten sich mit Tränen. „Gott sei mit dir, Megan.“
„Und mit dir, Brenna.“
Megan presste sich dicht auf den Boden und begann, durch das Heidefeld in den Schutz einiger Felsbrocken zu kriechen. Eine sanfte Brise strich über die Heide und ließ sie wie ein von Wellen gekräuseltes violettblaues Meer erscheinen.
Brenna sah Megan kurz nach und betete, dass sie bald in den schützenden Armen ihrer geliebten ältesten Schwester wäre, dann begann sie, in die entgegengesetzte Richtung zu kriechen. Noch wehte der Wind und verbarg ihre Bewegungen in der kniehohen Heide vor den Blicken der Engländer. Wenn die Brise sich jedoch legte ...
Brenna verbot sich, den Gedanken zu Ende zu denken. Sie würde laufen, sie würde kämpfen und notfalls sterben. Aber niemals würde sie einen Fuß auf englischen Boden setzen.
5. KAPITEL
Morgan ließ den Blick über das Meer von Heideblüten schweifen. Er kniff die Augen zusammen und sah noch einmal hin. Hatte er wieder eine Bewegung gesehen, oder täuschten ihn seine Sinne?
Er wusste, dass er sich als Soldat im Kampf auf seinen Instinkt verlassen konnte. Und so war es auch jetzt. Lady Brenna war hier. Er wusste es.
„ Kämmt dieses Feld durch!“ befahl er seinen Soldaten. „Trampelt alle Blüten nieder, wenn es sein muss. Aber kommt nicht zurück, ehe ihr diese Frau nicht gefunden habt! “
Während die Männer ausschwärmten, starrte Morgan noch einmal zu der Stelle hinüber, wo er die Bewegung wahrgenommen hatte. Dann ritt er langsam auf den Punkt zu, wobei er unablässig den Boden mit den Augen absuchte.
Plötzlich entdeckte er eine Furche, die sich durch das Heidefeld zog. Er trieb sein Pferd an, und für einen winzigen Moment sah er die Bewegung zweier kleiner Stiefel. Das Blut pulsierte heiß durch seine Adern. Brenna. Er hatte es gewusst. Sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen. Er ließ die Zügel locker, und sein Pferd schoss nach vom. Dann ein fremder Farbfleck in dem einförmigen Blau. Der dunkle Wollstoff eines Capes.
Morgans Handflächen wurden feucht. So nah. Sie war so nah.
Die Kapuze ihres Umhangs rutschte Brenna vom Kopf, und eine Lockensträhne fiel ihr in die Stirn. Als sie aufsah und sich das Haar zurückstrich, hörte sie das Geräusch. War es ihr Herzschlag, der dröhnte wie die Hufschläge eines Pferdes?
Das Geräusch kam näher. Brenna legte sich flach auf den Boden und blickte sich vorsichtig um. Ihr Herz schien stehen zu bleiben, bevor es schmerzhaft zu hämmern begann.
Großer Gott. Morgan Grey. Im Sattel seines schnaubenden Pferdes erschien er noch wilder und bedrohlicher als vorher in
der vertrauten Umgebung ihrer Burg.
„Es ist zwecklos weiterzulaufen, Mylady. Ihr braucht es gar nicht erst zu versuchen.“ Die Behändigkeit, mit der Morgan aus dem Sattel glitt, verriet eine unglaubliche Kraft. „Bald werden wir meine Truppe auf ihrem Weg nach England eingeholt ..."
Die Worte blieben Morgan in der Kehle stecken, als Brenna sich seinem Griff mit einer blitzschnellen Bewegung entzog.
Sie schoss nach vorn und begann zu rennen. So schnell und behände, dass Morgan ihr einen Moment überrascht hinterherstarrte, bevor er die Verfolgung aufnahm.
Ihre Lungen schmerzten. Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell gelaufen. Doch obwohl ihre Verzweiflung ihr ungeahnte Kräfte verlieh, war sie ihrem Verfolger nicht gewachsen. Morgan hatte lange und starke Beine, und bald hatte er sie
Weitere Kostenlose Bücher