Gefangene der Leidenschaft
eingeholt. Seine Hand schloss sich schmerzhaft um ihr Handgelenk.
Mit einem Wutschrei fuhr Brenna zu ihm herum. Ein überraschter Ausdruck trat in seine Augen, als er den juwelenverzierten Dolch in ihrer Hand erblickte.
Als seine erste Überraschung sich gelegt hatte, lächelte er. „Soll ich mich von einer schwachen Frau und ihrem kläglichen Messer bedroht fühlen?“
„Dieser klägliche Dolch ist gut genug, um das Leben eines Mannes zu beenden. Ihr werdet den Abend dieses Tages nicht erleben!“
Sie sprang so schnell vor, dass er nur knapp zur Seite aus-weichen konnte. Die Spitze des Messers schlitzte sein Wams auf und traf ihn dicht neben dem Herzen. Blut sickerte aus der Wunde.
Mit einem wütenden Fluch packte er ihre Hand und drehte sie, bis das Messer aus ihren Fingern glitt und zu Boden fiel. Doch es gelang ihr, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie bückte sich nach dem Dolch und rannte.
„Zum Teufel mit dir, kleine Hexe!“ Morgan setzte ihr nach, und als er sie eingeholt hatte, warf er sich in seiner ganzen Länge auf sie.
Brenna rang keuchend nach Luft, während Morgan über ihr kniete und ihre Hände mit eisernem Griff neben ihrem Kopf auf den Boden drückte. Blut tropfte auf ihren Umhang und auf ihr Kleid.
„Lasst mich los! “ Sie kämpfte verzweifelt, aber Morgan hielt sie mit den Knien und Händen wie in einer Schraubzwinge. Sie war ihm an Kraft weit unterlegen.
„Ich bin kein Dummkopf, kleine Wildkatze. Solange du nicht deine Krallen einziehst, bleibst du hier liegen. Noch einmal wirst du mich nicht angreifen! “
„Solange Ihr darauf besteht, mich nach England zu schleppen, Morgan Grey, werde ich jede Gelegenheit nutzen, Euch zu töten!“ Sie warf den Kopf wütend hin und her. Ihre vor Zorn dunklen Augen sprühten.
Morgan betrachtete Brenna lange. Mit ihrem wilden lockigen Haar und diesen brennenden Augen von der Farbe der Heideblüten erinnerte sie ihn an eine stolze und freie Zigeunerin. Ihre wilde Schönheit raubte ihm den Atem.
Er fasste ihre beiden Hände mit einer Hand, und mit der anderen folgte er zart dem Bogen ihrer Augenbraue und strich ihr dann sanft über die Wange. „Ihr werdet mit mir nach England gehen, Mylady. Daran habe ich keinen Zweifel!“
Er beobachtete, wie ihre Brust sich heftig hob und senkte, und sein eigener Herzschlag wurde schneller.
Er begehrte sie. Der Gedanke formte sich irgendwo in einem Winkel seines Bewusstseins, nahm Gestalt an, bis er sein ganzes Denken beherrschte.
Aber es machte keinen Sinn. Sein Wunsch beunruhigte und verwirrte ihn. Wie konnte er eine Frau begehren, die alles daransetzte, ihm zu entfliehen? Er begehrte diese Frau, die ihn verletzt hatte und ihn sogar beinahe getötet hätte.
Es war völlig abwegig, ausgerechnet sie besitzen zu wollen. Er war Soldat. Ein Mann, der für seine Königin durch die Hölle und zurück gegangen war. Sie dagegen war eine Lady. Kühl, aristokratisch und empfindsam. Empfindsam? Nein, alles andere als das, wie seine Wunde bewies. Doch viel schwerwiegender war etwas anderes. Er war Engländer und sie Schottin.
Er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Wie schön sie war. Schöner als alle Frauen, die er kannte. Und eines wusste er. Hinter ihrem würdevollen Gebaren, hinter dieser eisigen Maske
schlug das Herz einer leidenschaftlichen Frau.
Morgan neigte sich tief über ihr Gesicht. Fast berührte er ihre Lippen. Er sog die Wärme ihres Atems ein und fühlte, wie sein Mund trocken wurde. Ein Kuss. Ein einziger und letzter Kuss. Und dann wäre es vorbei und vergessen.
Verlangend zeichnete er mit der Zunge den geschwungenen Bogen ihrer Lippen nach.
„Nein!“ Er spürte, wie sie den Atem anhielt, bevor sie den Kopf zur Seite drehte.
Heiße sinnliche Erregung überfiel ihn.
„Oh doch, Mylady.“ Er umfasste ihr Gesicht und sah ihr in die Augen. Angst las er nicht darin. Nur Trotz ... und etwas anderes. Einen Ausdruck, den er nicht deuten konnte.
Morgan senkte den Kopf tiefer und sah sie unverwandt an. Und dann presste er den Mund auf ihre Lippen.
Augenblicklich flammte etwas auf, stieg eine brennende Hitze in ihnen auf. Und obwohl beide versuchten, es anders zu benennen, hieß dieses Feuer Verlangen.
Sie war einzigartig, so zart und süß. Ihre Lippen waren samtig wie das Blütenblatt einer Rose, kühl wie der Tau an einem Sommermorgen. Morgan gab sich ganz diesem Gefühl hin, und seine Erregung wuchs.
Bei der ersten Berührung seiner Lippen vergaß Brenna zu atmen. Alle Kraft schien aus
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