Gefangene der Leidenschaft
ihrem Körper zu weichen. Doch sie bekämpfte diese Schwäche nicht.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, öffnete sie die Lippen und gab sich den Liebkosungen seiner Zunge hin.
Sie fühlte das Gewicht seines starken, muskulösen Körpers. Und sie wehrte sich nicht länger gegen das Gefühl, seine Gefangene zu sein. Wie eine Katze schmiegte sie sich ihm entgegen, und als sie seine Hand auf ihrer Wange spürte, schloss sie leise stöhnend die Augen.
Dies machte ihr am meisten Angst. Dieses unbenennbare Gefühl, das tief in ihrem Innern glühte und ihre Vernunft außer Kraft setzte, sobald dieser Engländer sie berührte. Sie wollte ihn nicht. Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen. Wieder und wieder sagte sie sich, dass er ihr Feind war, den sie hassen musste. Doch noch während der Kampf in ihr wütete, wurden ihre Lippen weicher. Sie empfand nichts als den Wunsch, dass der Kuss ewig dauern möge.
Zum Teufel mit der Logik! dachte Morgan, als er Brenna an sich presste. Es war gleichgültig, ob sie richtig füreinander waren oder nicht. Er würde das Vergnügen auskosten, solange es ging. Er hatte immer seine Bedürfnisse gestillt, ohne dass es ihm geschadet hätte. Trotzdem musste er zugeben, dass die Gefühle, die Brennas Kuss in ihm auslösten, mit nichts Vorherigem vergleichbar waren.
Noch nie war er einer Frau begegnet, die ihn mit einer einzigen Berührung in Flammen setzte.
Sein Körper vibrierte vor Verlangen. Er hob den Kopf und betrachtete die Frau. Täuschte er sich, oder las er in ihren Augen ebenfalls Begehren?
Hufschläge kamen näher. Die Soldaten galoppierten heran und riefen, dass sie das blonde Mädchen nicht gefunden hätten.
Brenna kehrte in die Wirklichkeit zurück und besann sich darauf, dass sie Morgan Greys Gefangene war. Aber ihre Schwester war in Sicherheit, und sie selbst würde alles ertragen, solange Megan von der englischen Tyrannei verschont bliebe.
Es kostete Morgan unglaubliche Kraft aufzustehen. Brenna rollte sich auf die Seite und atmete tief ein und aus, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Sie sah das Blut auf ihrem Umhang, und ein Gefühl des Triumphs stieg in ihr auf. Welch eine Demütigung musste es für einen Mann wie Morgan Grey sein, von einer Frau, einer Feindin, verwundet zu werden!
Er folgte ihrem Blick und wischte das Blut fort, das noch immer aus seiner Wunde sickerte. Die Narbe würde ihn an die Frau erinnern, noch lange, nachdem er sie der Königin ausgeliefert hatte.
Ausgeliefert, dachte er mit einer Spur von Abscheu. Er würde Brenna MacAlpin ausliefern, damit sie das Bett eines anderen Engländers wärmte.
Nicht einmal dieser Gedanke konnte das lodernde Feuer in seinem Inneren eindämmen. Noch immer fühlte er Brennas Lippen. Es war Zeit, dass er nach England zurückkehrte und in den Armen eines willigen Mädchens seine Begierde stillte.
Von ihrem sicheren Versteck aus beobachtete Megan voller Entsetzen, wie ihre Schwester von dem brutalen Engländer zum Pferd geschleift und in den Sattel gehoben wurde.
Aber sie empfand auch Genugtuung, als sie Brennas stolze und trotzige Haltung sah. Megan wusste, dass Brennas Stolz, der Stolz der MacAlpins, es nie zulassen würde, Schwäche zu zeigen. Tränen würde es nicht geben und kein Flehen um Gnade.
Megan kniff die Augen zusammen. Einer der Soldaten riss ein Stück Stoff in Streifen und verband Morgan Greys Brust.
Der Mann war verwundet? Ja. Niemand anders als Brenna konnte ihn verletzt haben.
Wenn ich nur einen Bogen und Pfeile hätte, dachte Megan wuterfüllt. Sie würde Morgan Greys Herz durchbohren und den Triumph genießen, ihn fallen zu sehen. Sie ballte die Hand zur Faust. Hätte sie doch ein Schwert. Sie würde es mit allen sechsen gleichzeitig aufnehmen, um ihre Schwester zu retten.
Als die Reiter einen schützenden Ring um ihren Anführer und seine Gefangene bildeten, liefen Tränen ohnmächtiger Wut über Megans Wangen. „Verzeih mir meine Schwäche, Brenna“, flüsterte sie. Aber sie weinte nur noch heftiger, konnte sich einfach der Tränen nicht erwehren.
Lieber Gott im Himmel, sei uns gnädig, betete sie. Warum suchte Er sie mit dieser Strafe heim, warum? Hatten die MacAlpins nicht genug gelitten? Brenna, die starke, liebevolle Brenna wurde aus ihrer Heimat verschleppt. Plötzlich wurde Megan bewusst, dass sie dieses geliebte Gesicht vielleicht nie Wiedersehen würde.
Mit einem Fluch, der einen Soldaten verlegen gemacht hätte, wischte sie ihre Tränen fort. Voller Wut blickte sie den
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