Gefangene der Leidenschaft
seinen Kelch und beobachtete, wie sie den ihren hastig leerte. Ein Diener schenkte eilfertig nach.
„Morgan, Ihr müsst tanzen!“ rief die Königin.
Morgan sah Brenna auffordernd an. Sie schüttelte den Kopf und starrte auf den Boden.
„Habt Ihr Angst vor John Knox? Sagt Ihr deshalb, dass Ihr nicht tanzen könnt?“ Morgan lächelte. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand hier am Hof nach Schottland Nachricht geben wird, wie es auf diesem Fest zugeht.“
„Ich habe keine Angst vor John Knox.“ „Vielleicht vor dem Herrgott selbst? Droht Euch ewige Verdammnis, wenn Ihr tanzt?“
„Ich sagte doch bereits, dass Tanzen in meinen Augen keine Sünde ist.“
„Warum wollt Ihr dann nicht?“
Sie seufzte. „Weil ich es nicht kann. Außer mit meinen Schwestern und den jungen Burschen auf unseren Hochzeitsfeiern habe ich nie getanzt. Ich wäre sicher sehr ungeschickt.“
Er lächelte. „Ungeschickt? Ihr, Mylady? Das ist unmöglich. Kommt!“ Er stand auf und streckte ihr die Hand hin.
Sie biss sich auf die Lippe. „Ich weiß nicht, was ich tun muss!“
„Ich werde es Euch zeigen.“ Er nahm ihre Hand, und als die Musikanten eine zarte Weise anstimmten, legte er ihr die Hände um die Taille.
Das Blut rauschte in Brennas Schläfen. Eine prickelnde Wärme durchströmte sie. Sie hatte das Gefühl, als würde Morgans Berührung sich in ihre Haut einbrennen. Verwirrt wich sie seinem Blick aus.
„Ihr dürft nicht auf Eure Füße sehen“, flüsterte er und hob ihr Kinn hoch. „Folgt meinen Bewegungen. Dann geht es ganz von selbst.“ Er strich ihr sanft über die Wange.
Ihre Blicke trafen sich, und Brenna erbebte. Oh, warum mussten seine Berührungen so sanft und gefühlvoll sein? Warum war dieser raue Krieger und gefährliche Mann ein so anmutiger Tänzer?
Sie ließ sich vom Rhythmus der Musik tragen und fühlte sich auf einmal leicht und schwerelos, als sei ihr die Kunst zu tanzen in die Wiege gelegt worden.
„Wie gut, dass John Knox Euch nicht sieht“, murmelte er, beugte sich vor und streifte mit den Lippen ihre Schläfe.
„Ich sagte schon einmal, dass Tanzen für mich keine Sünde ist.“
„Mag sein. Aber was ich denke, ist ganz entschieden eine Sünde, Mylady.“
Das Blut schoss ihr in die Wangen. So unverblümt konnte nur ein Engländer sprechen. Sie wusste nicht, was sie darauf
erwidern sollte.
„Vergebt mir, Mylady.“ Der Klang seiner tiefen Stimme sandte ein prickelndes Gefühl über ihren Rücken. „Ich habe nicht daran gedacht, dass eine wohl behütete Frau wie Ihr sich an diesem frivolen Hof fehl am Platze Vorkommen muss!“
Er lachte leise, und ein Schauer überlief sie. Sie wollte sich Morgan entziehen, doch er hielt sie weiter bei den Händen und tanzte weiter.
Sogar beim Tanzen war sie seine Gefangene, aber dies war ein paradiesisches Gefängnis. Bei einer Drehung zog er sie wie zufällig an sich, und ihre Brüste wurden kurz gegen seinen Oberkörper gedrückt. Sie fühlte seinen warmen Atem über ihr Haar und ihre Schläfen streichen. Ohne es zu merken, schloss sie die Augen und gab sich ihren betörenden Empfindungen hin.
„Ihr seid eine ausgezeichnete Schülerin, Mylady“, flüsterte
er.
Sie seufzte. Nicht die Schülerin - der Lehrer war ausgezeichnet. Aber sie war zu träge und zu glücklich, um es auszusprechen.
„Gibt es sonst noch etwas, was Ihr lernen möchtet, Mylady?“
Sie riss die Augen auf und sah seine dicht vor sich. „N... nein. Ich glaube nicht, dass Ihr mich noch etwas anderes lehren könnt.“
Seine dunklen Augen lachten. „Würdet Ihr darauf einen goldenen Sovereign wetten?“
Plötzlich verabscheute sie sein spöttisches Lachen. „Ich möchte nicht mehr mit Euch tanzen, Morgan Grey.“
Ein alternder Baron näherte sich und tippte Morgan auf die Schulter.
„Es scheint, dass Eure Wünsche sofort erhört werden, Mylady.“ Lächelnd gab Morgan sie frei, und ehe sie sich besinnen konnte, führte ihr neuer Tänzer sie davon. Als sie über seine Schulter blickte, sah sie Morgan mit der Königin tanzen. Elegant führten sie die komplizierten Tanzschritte aus. Es war offensichtlich, dass sie schon oft zusammen getanzt hatten. Brenna ließ die beiden nicht aus den Augen. Elizabeth sagte etwas zu Morgan, und er lachte auf. Dann neigte er den Kopf und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Vertraulichkeit der Szene verwirrte Brenna.
Sie wunderte sich über ihre Reaktion. War es Eifersucht? Niemals. Sofort verwarf sie den unmöglichen Gedanken. Wie konnte
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