Gefangene der Leidenschaft
voller Erfolg für ihn.
Die Musikanten begannen wieder zu spielen, und die meisten Gäste gingen auf die Tanzfläche zurück. Einige folgten dem Beispiel der Königin und verließen das Fest.
„Nun könnt Ihr Euch ausruhen, Cherie.“ Madeline lächelte
Brenna zu und hakte sich bei ihrem Mann unter. „Ich könnte noch bis in den Morgen tanzen.“
Der Herzog blickte flüchtig zur Tür, als würde er im Stillen die Stunden des versäumten Schlafs zählen. Dann zog er Madeline an sich. „Dein Wunsch ist mir Befehl, Liebste.“ Er wandte sich an Morgan. „Bleibt Ihr noch eine Weile?“
„Nein. Wir sehen uns morgen früh“, erwiderte Morgan kurz angebunden.
Brenna sagte Gute Nacht und ging steif neben Morgan her, als sie den Saal verließen.
Auf dem Weg zu ihren Gemächern redeten sie kein Wort. Morgan hielt Brenna die Tür auf, sprach kurz mit seinen Männern und ging hinein.
Alles war für die Nacht vorbereitet. Zwei hochlehnige Stühle waren vor das Kaminfeuer im Wohnraum gerückt. Dazwischen stand ein kleiner Tisch mit einer Weinkaraffe und zwei Kelchen. Auf einem Tablett lagen Früchte und Gebäck.
Die ideale Atmosphäre für Liebende, dachte Brenna. Aber sie bewohnte diese Räume nicht mit einem Geliebten, sondern mit einem Feind. Und ihre Abneigung gegen Morgan Grey wuchs mit jeder Stunde. Sogar über Nacht ließ er sie wie einen Sträfling von seinen Soldaten bewachen.
Brenna stieß die Tür zu ihrem Schlafgemach auf. Auch hier prasselte ein Feuer im Kamin. Die Decken des großen Bettes waren zurückgeschlagen, und die frischen Leinenlaken dufteten. Ein Nachtgewand aus feinstem Linnen war darauf ausgebreitet. Brenna hatte keine Augen für den Luxus, der sie umgab. Sie sehnte sich nach der Einfachheit ihrer Burg, nach der rauen, aber liebevollen Fürsorge der alten Morna.
Sie schickte die junge Dienerin fort, die auf ihre Rückkehr gewartet hatte, entkleidete sich und zog das Nachthemd über. Dann trat sie ans Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Ein Gefühl grenzenloser Verlassenheit überkam sie. Voller Abscheu dachte sie an das Fest der Königin zurück. Niemals, das schwor sie sich, würde sie einen dieser dekadenten englischen Edelleute heiraten. Lieber würde sie durch die Hände ihrer Bewacher sterben, als lebenslang in einer aufgezwungenen Ehe gefangen zu sein.
„Habt Ihr noch Wünsche, Mylord?“
„Nein, Ihr könnt gehen.“ Morgan entließ den Diener, ohne aufzublicken. Er musste allein sein, musste nachdenken, musste Klarheit in die verworrene Situation bringen.
Er leerte seinen Kelch und starrte in die Flammen. Noch immer dachte er voller Wut an die Szene auf der Terrasse. Dabei war es vollkommen absurd, dass er irgendwelche Gefühle an diese Schottin verschwendete. Nicht einmal Wut war angebracht. Was ging ihn die Frau an? Er war nicht für sie verantwortlich. Genügte es nicht, dass er seinen Auftrag treu erfüllt hatte?
Er hatte für sein Pflichtbewusstsein teuer bezahlt. Was er hier tat, tun musste, widersprach seiner bewusst gewählten Lebensform. Und die hieß Freiheit. Es machte ihn rasend, dass man ihm diese Frau wie eine Strohpuppe zugeworfen hatte. Besonders nachdem er entdeckt hatte, was für eine Sorte Frau sie war.
Lord Windham, ausgerechnet er! Morgan griff nach dem Weinkrug und goss sich wieder ein. Hätte sie sich mit einem anderen davongeschlichen, wäre es halb so schlimm gewesen. Vielleicht hätte er es ihr nachgesehen.
Morgan trank einen Schluck und schüttelte den Kopf. Nein. Das war eine Lüge. Selbst wenn er sie mit einem anderen überrascht hätte, wäre er wütend gewesen. Aber der Gedanke, dass sie und Windham ...
Er trank hastig seinen Wein aus, und in einem plötzlichen Impuls schmetterte er den Kelch gegen den Kaminsims. Laut fluchend drehte er sich um und stürmte auf die Tür von Brennas Schlafgemach zu.
Das Geräusch zersplitternden Glases ließ Brenna herumfahren. Als sie die bedrohliche Gestalt in der Tür erblickte, stockte ihr der Atem. Dann drängte sie ihre Angst zurück und reckte sich. „Ihr habt nicht das Recht, in mein Zimmer zu kommen.“
„Wollt Ihr mich über meine Rechte belehren?“ Er sprach beherrscht, aber in seiner Stimme schwang seine zurückgedrängte Wut mit.
„Ich befehle Euch, augenblicklich zu gehen!“
„Ihr befehlt, Mylady? Habt Ihr vergessen, dass Ihr nicht mehr in Schottland seid? Hier könnt Ihr keine Befehle erteilen, Brenna MacAlpin. Ihr habt die Königin gehört. Bis sie entschieden hat, was mit Euch
Weitere Kostenlose Bücher