Gefangene der Leidenschaft
Anweisungen.“
Sie stürmte hinter ihm her, als er hinausging. „Lieber sterbe ich von einem englischen Schwert, als dass ich mich einem englischen Hund beuge!“ zischte sie verächtlich.
Er drehte sich um und packte sie grob am Arm. „Kein Wort mehr, Frau! Wenn ich nur Eure Stimme höre, packt mich der Zorn.“
„Und mich bei Eurem Anblick, Mylord Grey!“ schoss sie zurück. „Lasst mich frei! Das ist die einzige Lösung!“
Morgan drückte sie gegen die harte Täfelung. Diese Frau machte ihn rasend. „Anscheinend gibt es nur einen Weg, Euch zum Schweigen zu bringen.“ Ohne zu überlegen, senkte er den Kopf und küsste sie brutal. Bei der Berührung ihrer Lippen durchschoss ihn ein lodernder Blitz. Ein Blitz, der ihn zu versengen drohte.
Er hatte nicht nachgedacht. Er hätte sie nicht berühren dürfen. Aber jetzt war es für Überlegungen zu spät.
Wie betäubt spürte Brenna dem erregenden Gefühl nach, das plötzlich ihre Wut verdrängte. Der eiserne Griff an ihrer Schulter lockerte sich und wurde zu einer liebkosenden Berührung. Auch der Kuss war plötzlich sanft und weich.
Es war dunkel im Gang des Schlosses. Aber selbst in der schwärzesten Nacht hätte Brenna diese Lippen, diese Berührung erkannt. Seit Morgans erstem Kuss hatten sich ihr die Form seines Mundes, der Duft seiner Haut, die Berührungen seiner Hände tief eingeprägt. Mit geschlossenen Augen würde sie ihn überall erkennen.
Morgan war überrascht, wie weich sie in seinen Armen wurde und wie selbstvergessen sie sich seinem Kuss hingab. Er spürte, dass sie sich zwang, ihr Begehren zurückzudrängen. Und er fühlte die Leidenschaft, die hinter ihrer Unschuld verborgen war.
Wie sehr drängte es ihn, ihr Verlangen zu steigern, bis ihre Selbstbeherrschung in sich zusammenfiel und sie sich ihm willig ergab. Er wollte sie. Keine Lüge und kein Leugnen konnte diese simple Tatsache ändern. Er begehrte diese Frau, wie er noch nie eine Frau begehrt hatte.
Er ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück.
Brenna holte tief Luft. Hatte er es gespürt? Empfand er dasselbe wie sie, wenn sie sich küssten? Oder war nur sie von dem, was zwischen ihnen geschah, so maßlos verwirrt und beunruhigt?
Sie sah ihn an, aber seine unbewegte Miene verriet nicht, was er fühlte oder dachte.
„Ich bin heute Abend zurück“, sagte er schroff. „Und ich rate Euch, nicht auf dumme Gedanken zu kommen.“
„Habt Ihr nicht Lust, mich in den Garten zu begleiten, Mylady?“ Richard hatte Mitleid mit Brenna, die sich die meiste Zeit in ihrem Zimmer verkroch, seit sein Bruder täglich zum Palast nach Richmond ritt.
Richard hatte auch eine merkwürdige Spannung zwischen den beiden bemerkt. Irgendetwas war zwischen den beiden. Sieger und Gefangene? Es musste mehr als das sein ...
Brenna lächelte zum erstenmal seit Tagen. „Ich begleite Euch gern, Mylord.“ Sie durchquerte an Richards Seite die Halle nach draußen, während ein Diener seinen Stuhl schob.
Der Garten hatte genau wie das Haus den Charme vergangener Zeiten. Zwischen einst gepflegten und jetzt wild wuchernden Zierhecken lagen vernachlässigte Rosenbeete.
Brenna blieb auf dem moosbewachsenen Steinweg stehen und sog den Duft einer Rosenblüte ein. „Eure Rosen brauchen Pflege, Mylord.“
„Ja. Wie alles andere auf Greystone Abbey.“ Richard bedeutete dem Diener, sie allein zu lassen. Er pflückte eine Rose und hob sie ans Gesicht. „Der Garten war die große Leidenschaft unserer Mutter. Er konnte sich mit den Rosengärten der Königin messen. Aber seit ihrem Tod kümmert sich niemand mehr darum.“
„Ein Jammer. Dieser Garten könnte so schön sein.“
„Wenn ich könnte, würde ich ihn pflegen. Aber ..." Richard brach ab und blickte zum Haus. „Auch das Schloss ist vernachlässigt. Es braucht eben die Hand einer Frau.“ Er wurde nachdenklich. „Vielleicht brauchen wir sie alle.“
„Erzählt mir von Eurer Mutter, Mylord.“
„Sie war die Tochter eines- schottischen Adligen.“ Richard lachte über Brennas ungläubige Miene. „Das überrascht Euch, nicht wahr?“
„Es überrascht mich sehr.“ Brennas Züge belebten sich. „Wie kam es, dass Euer Vater eine Ausländerin zur Frau nahm?“ Richard schmunzelte. „Wir Greys haben nie auf Tradition gehalten. Mein Vater verliebte sich in ein schottisches Mädchen, als er für König Heinrich auf einer Mission in Schottland war. Er hielt um die Hand seiner Angebeteten an, und nachdem die Familie des Mädchens abgelehnt
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