Gefangene der Leidenschaft
aufrichtete. Es zeigte ihm, wie sehr er sie erregte. Ja, sie begehrte ihn, so wie er sie begehrte.
Welch eine Macht er über sie hatte. Brenna hasste ihn, weil er so überlegen blieb, während sie nah daran war, den Verstand zu verlieren. Und er wusste es, er genoss es sogar, dass seine Liebkosungen sie schwach machten.
Sie hasste sich selbst dafür, dass sie dieser qualvoll-süßen Sehnsucht in ihrem Inneren nachgab. Dass sie sich diesem Gefühl, das ihren Verstand außer Kraft setzte, lustvoll hingab. Sie hasste diese Schwäche, die von ihrem ganzen Wesen Besitz ergriffen hatte.
In enger Umarmung ließen sie sich auf den Boden sinken. „Sag mir, dass du dies nicht willst“, forderte Morgan sie heraus. „Sag es, und ich werde sofort gehen.“
Brenna hob den Kopf und sah ihn an. In ihren Augen schwammen Tränen. Die Gefühle, die in ihr brannten, waren so neu und überwältigend, dass sie ihr Angst machten. Sie wollte diesen Mann, wollte ihn mehr als irgendetwas auf der Welt. Noch nie hatte sie sich so wild und so frei gefühlt. Fast erschrak sie vor sich selbst. Ihr war, als hätte sie sich in eine andere Frau verwandelt.
„Sag es!“ befahl Morgan,
„Ich ...“ Ihr Mund war so trocken, dass sie nicht sprechen konnte. Sie schluckte und versuchte es noch einmal, aber kein Wort kam heraus. Was sollte sie auch sagen? Verlangend drängte sie sich an ihn und schloss die Augen.
Sie ergab sich. Der Gedanke steigerte Morgans Begehren ins Grenzenlose. Er würde seinen Stolz begraben. Er würde bitten und betteln, um Brenna zu bekommen. Wenn er sie nicht anders gewinnen konnte ...
„Ihr könnt es noch so sehr ableugnen, Mylady. Aber Euer Körper verrät die Wahrheit.“
Sie sah ihn an, verlangend, hilflos, flehend. Und plötzlich stürzten ihr die Tränen aus den Augen, und die Worte sprudelten aus ihr heraus. „Ich habe Angst. Ich war noch nie mit einem Mann zusammen.“
Eine Jungfrau. Als hätte er es nicht gewusst. Morgan schloss sekundenlang die Augen und zwang sich, ruhig zu atmen. Plötzlich verabscheute er sich selbst. Er hatte dieses süße, unschuldige Mädchen mit seiner Begierde verrückt gemacht. Und fast hätte er sie hier auf dem kalten Boden genommen wie eine Dirne in einer Taverne.
Er ließ die Arme sinken.
Brenna suchte seinen Blick. Das Leuchten war aus seinen Augen verschwunden. Seine Miene war plötzlich abweisend. Ein Gefühl der Niederlage kroch in Brenna hoch. Morgan wollte Sie nicht. Sie fühlte sich auf einmal kalt und leblos, nachdem sie eben noch wie trunken vor Lust gewesen war. In Morgans Armen war sie zum Leben erweckt worden, mit ihm hatte sie sich glücklich wie noch nie zuvor gefühlt. Und ohne ihn - das spürte sie - würde sie dieses Glücksgefühl nie wieder erleben.
Morgan missverstand ihr Schweigen. „Vergebt mir, Brenna.“ Er hob die Hand und wischte ihre Tränen fort. „Wenn ich mit Euch zusammen bin, vergesse ich mich. Ich habe noch nie versucht, eine Frau gewaltsam zu nehmen. Mit Euch bin ich zu weit gegangen. Dazu hatte ich kein Recht.“
Sie wollte ihm sagen, dass sie das gleiche Verlangen empfand wie er. Aber sie fand nicht die Worte. All dies war so neu und verwirrend.
Er stand auf und half ihr hoch. „Gute Nacht, Mylady. Mein Benehmen war unverzeihlich. Ich hoffe, Ihr seht es mir nach!“ Sie sah ihn an, versuchte, ihm mit ihrem Blick ihre Gefühle mitzuteilen.
Er nahm sie bei der Hand und führte sie zu ihrem Zimmer. „Schlaft gut, Brenna.“
14. KAPITEL
Brenna kämpfte mit den Tränen. Sie würde nicht wegen Morgan Grey weinen. Er war ihre Tränen nicht wert. Er liebte sie nicht. Wahrscheinlich ist er überhaupt nicht zur Liebe fähig, dachte sie, während sie versuchte, sich auszukleiden.
Wo war überhaupt Rosamunde? Hatten die Zofen sich verschworen und ließen sich absichtlich nicht blicken, damit Morgan Grey ihr beim Auskleiden half? Jetzt fiel Brenna ein, dass sie nicht einmal die Wachen im Flur gesehen hatte. Als sie sich in ihrem Gemach umsah, entdeckte sie weitere Veränderungen. Auf dem Bett war ein Nachtgewand aus feinstem Linnen ausgebreitet, und auf einem Tischchen stand eine Schale mit frischen, betörend duftenden Rosenblättern. Brennas Ärger wuchs. Man hatte alles für die Liebenden hergerichtet.
Liebende. Morgan Grey liebte niemanden außer sich selbst.
Seine über Jahre angestaute Verbitterung ließ in seinem Herzen keinen Raum für Liebe.
Brenna zog sich rasch aus, schlüpfte in das Nachthemd und kroch unter die warme Decke.
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