Gefangene der Leidenschaft
Als sie in die Flammen des Kamins starrte, dachte sie an das verzehrende Feuer, das Morgan in ihr entzündet hatte. Wie hatte das nur geschehen können? Warum hatte sie dem Engländer geglaubt, so weit zu gehen, dass sie sich fast vergessen hätte?
Bis jetzt hatte sie sich für stark genug gehalten, um allem zu widerstehen. Doch Morgan Grey brauchte sie nur zu berühren, und dies sinnlich-schmerzhafte Sehnen erfasste ihren Körper. Und ihre Seele.
Welch eine Ironie, dass sie ihren aufgezwungenen zukünftigen Ehemann liebte. Tiefer und leidenschaftlicher, als sie es sich in ihren romantischen Mädchenträumen vorgestellt hatte. Morgan Grey aber liebte sie nicht. Enttäuscht, verbittert und unfähig zur Liebe, würde er sie nur benutzen. Skrupellos benutzen, um sie dann fallen zu lassen.
Brenna blickte in die Flammen, bis ihr die Lider schwer wurden. Mein Leben wird ohne Liebe sein, war ihr letzter Gedanke, bevor sie einschlief.
Plötzlich schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Hatte sie ein Geräusch gehört oder nur geträumt? Sie konnte nichts sehen, denn das Feuer war heruntergebrannt. Der Raum lag fast völlig im Dunkeln.
Sie lag ganz still und horchte. Vor dem Fenster raschelten die Blätter. Der Schrei einer Eule ertönte.
Da war das Geräusch wieder. Es hörte sich an, als würde eine Tür geöffnet. Brenna erstarrte. War es die Tür zu ihrem Gemach?
Sie setzte sich auf, versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. „Morgan“, flüsterte sie, „seid Ihr es?“
Einen langen Moment blieb es still, dann eine Bewegung.
„Morgan.“ Brenna hob ärgerlich die Stimme. „Ich weiß, dass Ihr da seid.“
„Voll sehnsüchtiger Erwartung, süße Brenna?“ Der Geruch von Ale war dicht über ihr.
„Wer seid ...“
„Ein Geliebter oder zwei - was macht das schon, Mylady? Wollt Ihr mir nicht Platz in Eurem Bett machen?“
Im ersten Moment war sie vor Angst wie gelähmt. Dann versuchte sie, sich wegzudrehen, aber eine starke Hand hielt sie fest. Ehe sie schreien konnte, presste ihr der Eindringling die Hand auf den Mund. Sie fühlte die Klinge eines Messers an ihrem Hals.
„Ihr werdet das tun, was ich Euch sage. Habt Ihr verstanden?“
Sie gab einen erstickten Laut von sich und nickte schwach.
„Gut. Das ist sehr vernünftig, Mylady.“
Sie hörte ein leises, boshaftes Lachen, und ein eisiger Schauer überlief sie. Dies war ein Verrückter, der sich nicht scheuen würde, sie zu töten.
„Zieht das Nachthemd aus!“
„Bitte ...“, brachte sie mühsam hervor.
„Habt Ihr meinen ersten Befehl vergessen? Dann muss ich Euch wohl erinnern.“
Sie fühlte einen scharfen Schmerz und dann etwas Warmes auf ihrem Arm. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass ihr Peiniger sie mit dem Messer verletzt hatte. In ihrer verzweifelten Wut schlug sie die Zähne in seinen Arm und biss zu, dass er vor Schmerz aufheulte und sie losließ.
Daraufhin schlug er sie ins Gesicht, und noch einmal, so dass ihr Kopf von einer Seite zur anderen flog. „Und jetzt, Mylady, werde ich Euch die nächste Lektion erteilen.“ Mit einem schrillen Lachen warf er sich auf Brenna und schlitzte ihr Nachthemd auf.
Sie biss, kratzte, trat mit den Füßen, tastete in der Dunkelheit nach einer Waffe. Während ihr Angreifer sie unter wütenden Flüchen zu zähmen versuchte, ergriff sie den Leuchter auf dem Nachttisch und schlug zu. Ihr Gegner stöhnte laut auf.
„Du kleines Biest, das wirst du mir büßen!“ Der Kerl entwand ihr den Leuchter, der polternd auf den Böden fiel. Er beugte sich über sie, und als er sie küssen wollte, begann sie von neuem zu kämpfen.
Sein heißer, übel riechender Atem war Ekel erregend. „Nein!“ schrie sie. „Eher will ich sterben.“
„Gut. Dann sollt Ihr Euren Willen haben“, keuchte er.
Sie sah, wie die dunkle Gestalt sich aufrichtete und den Arm hob. Mit einer schnellen Drehung rollte sie zur Seite, und das Messer steckte dicht neben ihrem Kopf im Kissen. Blitzschnell ließ sie sich aus dem Bett gleiten und rannte zur Tür. Doch bevor sie sie öffnen konnte, wurde sie zurückgerissen. Eine Hand schloss sich um ihre Kehle. Nach Luft ringend, packte sie mit beiden Händen den Arm ihres Angreifers und versuchte, sich loszureißen.
Sie kämpfte mit der Kraft der Verzweiflung, aber der Würgegriff ihres Gegners schwächte sie. Ihre Kräfte ließen nach. Flimmernde Lichter tanzten vor ihren Augen, ihr Kopf dröhnte, und in ihren Ohren gellte ein schriller, anhaltender Ton. Sie fühlte, wie sie
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