Gefangene der Leidenschaft
Waschgeschirr und befeuchtete ein Leinentuch. Vorsichtig begann er die Wunde zu reinigen. Brenna lag ruhig da, ohne Furcht. Denn sie wusste, dass Morgan ihre Verletzlichkeit nicht ausnutzen würde.
Wie schön sie ist, dachte Morgan liebevoll, als er ihr entspanntes Gesicht betrachtete. Sie hat keine Angst, sie vertraut mir. Und er wünschte sich, dass es so bliebe, für immer.
Für immer. In diesem Augenblick wusste Morgan, dass er Brenna liebte und ihre Liebe gewinnen wollte. In diesem Augenblick, da er sie fast verloren hatte, gestand er sich endlich ein, dass er schon in Schottland gefürchtet hatte, sie zu verlieren. Deshalb hatte er sie nach England mitgenommen und nicht aus Pflichtgefühl gegenüber seiner Königin. Er war eifersüchtig auf den apfelwangigen Hamish MacPherson gewesen und konnte den Gedanken nicht ertragen, Brenna diesem unreifen Jüngling zu überlassen.
Sie hatte ihn von Anfang an gereizt. Zuerst ihr kühler Hochmut. Anders als die meisten Frauen war sie seinem unwiderstehlichen männlichen Charme nicht verfallen. Das hatte seinen Stolz verletzt. Er hatte immer leichtes Spiel mit den Frauen gehabt, und Zurückweisungen war er nicht gewohnt.
Der Stachel hatte tief gesessen. Die kühle Jungfrau mit der aristokratischen Haltung benahm sich so ganz anders als alle Frauen, die Morgan kannte.
Sie bekämpfte ihn, wenn er es am wenigsten erwartete. Und sie kämpfte wie ein Soldat. Morgan bewunderte ihre Willensstärke, er liebte die Wortgefechte mit ihr, wenn ihre Augen dunkel wurden wie der Sommerhimmel vor einem Sturm.
Er liebte die Art, wie sie ihn ständig überraschte. Bei ihr war nie vorauszusehen, was sie sagen oder tun würde.
Und sie war so wunderschön. Er liebte ihre schmiegsame weibliche Gestalt, liebte die Farbe ihres Haares, die Weichheit ihrer Haut, das Violett ihrer Augen, ihren vollen roten Mund. Er liebte alles an ihr. Er liebte sie.
So einfach war das. Und so kompliziert.
Was hatte Richard gesagt? Dass er, Morgan, von ihnen beiden der Krüppel war und seine Wunden nicht heilen ließ. Ja, seine erste Ehe hatte tiefe Narben hinterlassen. Er hatte sich innerlich wie mit einem Panzer umgeben, um nicht noch einmal so verletzt zu werden, und war sich nach dieser langen Zeit nicht sicher, ob er noch einmal einer Frau trauen würde.
Und Brenna? Er hatte versucht, sich ihr aufzudrängen, und musste sich fragen, ob er bei ihr noch eine Chance hatte. Zumindest vertraute sie sich ohne Furcht seiner Fürsorge an, und das ließ ihn hoffen.
Nachdem er ihren Arm mit einem sauberen Leinenstreifen verbunden hatte, deckte er sie zu und stand auf. „Und jetzt werdet Ihr ruhig schlafen“, sagte er sanft.
Sie griff nach seiner Hand. „Bitte, lasst mich nicht allein! “
Er las die Furcht in ihren Augen. „Ihr braucht Euch nicht zu ängstigen, Brenna. Ich bin im Nebenraum.“
Sie ließ seine Hand nicht los. „Nein. Bleibt bitte hier.“ Lieber Gott im Himmel. Ob sie wusste, was sie von ihm verlangte? Wie sollte er die Tortur ertragen, ihr so nahe zu sein und sie nicht zu berühren? Er zögerte einen Moment. „Bitte geht nicht. Ich würde es nicht ertragen, heute Nacht allein zu sein. Nur wenn Ihr bei mir bleibt, fühle ich mich sicher!“
Morgan musterte sie. Vor einigen Stunden hätte sie dies nicht gesagt. „Gut, wenn Ihr es so wünscht! “ Er streifte seine Stiefel ab und streckte sich neben Brenna auf dem Bett aus. Während er darauf achtete, dass die Bettdecke zwischen ihnen blieb, fasste er nach ihrer Hand.
„Haltet mich fest, Morgan! “
Er stöhnte innerlich auf. Mit der größten Zurückhaltung, die er aufbringen konnte, schloss er die Arme um Brenna. Dies war die schlimmste aller Torturen. Es würde seine ganze Willenskraft erfordern, bis zum Morgen still neben ihr zu liegen.
„Schlaf, mein Kleines“, murmelte er. Durch die Decke hindurch fühlte er die Berührung ihrer Brüste und Schenkel. „Werdet Ihr mich wirklich nicht allein lassen?“
„Ich gebe Euch mein Wort.“
Sie schloss die Augen. Er spürte ihren flatternden Herzschlag und zog sie eng an sich, um seine Kraft auf sie zu übertragen.
Endlich ging ihr Atem ruhig und gleichmäßig. Der feste Griff ihrer Finger lockerte sich. Morgan lächelte erleichtert. Sie schlief. Er hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe und fühlte, wie sein Herz vor Liebe zu ihr schmerzte.
Brenna erwachte in den Armen eines Mannes, und in ihrem halb wachen, benommenen Zustand dachte sie, ihr Peiniger sei wiedergekommen und hätte
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